Verworrene Geschichte: 56-Jähriger wegen Kinderporno-Dateien vor Gericht

Minden/Pr. Oldendorf. Mit dem Urteil, zwei Jahre und neun Monate Haft wegen Besitzes und Verbreitung kinder- und jugendpornografischer Bild- und Filmdateien, war für den Angeklagten aus Pr. Oldendorf die Hoffnung auf eine erneute Bewährung geplatzt. Auch das Schöffengericht glaubte seiner abstruse Geschichte nicht, er habe die Dateien eigentlich nur aus Rache auf den Computer seines "Stiefsohns" laden wollen. Das wollte der 56-Jährige die Staatsanwältin und die drei Richter glauben machen und präsentierte dazu lang und breit eine ziemlich verworrene Geschichte. So verworren wie wohl auch sein Leben - zumindest in den letzten Jahren. Die Scheidung von seiner im Ausland lebenden Ehefrau stocke wegen Geldfragen. Aus einem Bordell in Afrika habe er eine Lebensgefährtin freigekauft und auch auf seine Kosten deren 17-jährigen Sohn nachgeholt. Mit der Lebensgefährtin, von der er wieder getrennt lebt, hat er zwei Kinder, berichtete sein Anwalt Peter Kresken. Lebensgefährtin aus einem Bordell in Afrika freigekauft Der Dauerstreit mit dem "Stiefsohn" eskalierte im Frühjahr 2018, als der ihm Zähne ausgeschlagen habe. Aus Rücksicht habe er zunächst auf eine Anzeige verzichtet. Als ihm aber die Bezahlung der Zahnarztkosten von 10.000 Euro verweigert worden sei, sei er zur Polizei gegangen. Mangels Beweisen sei die Sache eingestellt worden. Der "Stiefsohn" habe ihn später mehrfach mit dem Auto bedrängt. Da sei er auf den Gedanken gekommen, sich an ihm zu rächen. Kontakt zum Haushalt seiner afrikanischen Ex und ihrem Sohn habe er noch über den Umgang mit seinen beiden Kindern gehabt. Damit auch zum Computer seines Peinigers. Auf den habe er pornografische Bilder überspielen wollen, um ihn dann anzuzeigen. Aber dazu habe er sich erst einmal Bilder beschaffen müssen. Der Dauerstreit mit dem Stiefsohn eskalierte Dem Gericht schilderte er, wie einfach das geht. "Da läuft auf einem bezahlfreien Sender ein Laufband mit einer 0900-er Nummer, da ruft man an und gibt seinen Wunsch an und kommt so an Kontakte. Alles Weitere lief dann über WhatsApp-Chats. Auf diese Weise hat sich der Pr. Oldendorfer mehr als die für seinen angeblichen Racheplan nötigen Bilder und Videos beschafft. Teilweise im Austausch mit anderen Pädophilen. "Man muss auch was geben, wenn man was haben will." Fotos und Filme, auf denen selbst schwere Verbrechen an Kindern zu sehen sein sollen, musste sich das Gericht nicht ansehen, den Tatvorwurf bestritt der Angeklagte ja nicht, nur eben ein pädopornografisches Motiv. Staatsanwältin und Gericht hielten die Rache-Story aus mehreren Gründen für völlig unglaubhaft. Da war einmal die Menge mit einigen hundert Dateien, die bei einer Durchsuchung im Oktober 2020 beim Angeklagten gefunden wurden. Zum anderen der lange Zeitraum von über einem Jahr Bildersammlung für einen einzigen Racheakt. Und schließlich ist 56-Jährige schon zweimal wegen gleicher Delikte vom Amtsgericht Osnabrück verurteilt worden. Angeklagter war schon zweimal wegen gleicher Delikte vom Amtsgericht Osnabrück verurteilt worden Ja, die Neigung habe er gehabt. Aber jetzt habe er nichts mehr, wolle auch nichts mehr und sei in einer Therapie. Die aber auch erst als Auflage aus den alten Urteilen und wenig später hat er wieder verbotene Bilder runtergeladen. Die Rache-Story habe er erst vor ein paar Wochen präsentiert, sagte jetzt sein Bewährungshelfer. Für den angeblichen Willen zu einer freiwilligen Gruppentherapie hat er noch nichts unternommen, räumte der Angeklagte auf Frage des Gerichts ein. So entfiel ein möglicher Grund für eine erneute Chance für den Bewährungsversager: die tätige Reue und Umkehr. Das sei zwar in Ansätzen da, aber er habe wegen des "Schlingerkurses" erhebliche Zweifel, sagte der Bewährungshelfer, der ihm allerdings die zuverlässige Erfüllung der Auflagen auch des Jugendamtes bescheinigte. Doch das reichte nicht. Juristisch sauber getrennt nach Bildern und höher bestraften Filmen, nach Kinder- und Jugendpornografie, folgte das Gericht der Staatsanwältin auf eine Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten Haft. Die vom Verteidiger gewünschte Bewährung fiel damit flach. Für den sichtlich geschockten 56-Jährigen eine bittere Pille. "Haben Sie sich als Vater zweier Kinder nicht mal überlegt, was den Kindern auf den Bildern und Filmen angetan wurde?", fragte der Vorsitzende Richter.

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