Mit der Dampflok in den Heiligabend

Pr. Oldendorf. Andreas Wolf hat alles im Griff. Im Führerstand der Diesellok DL 2 kennt er sich aus. Regen prasselt gegen die Scheiben, Rangierer Harald Gietz wischt im Führerstand die immer wieder beschlagenen Scheiben ab. Gietz und Wolf sind ein eingespieltes Team. So wie auch die anderen Museumsbahner, die an Heiligabend unterwegs sind. Wie könnte die Wartezeit auf die abendliche Bescherung auch besser verkürzt werden als durch eine nostalgische Bahnfahrt? Vor drei Jahren hatten die Aktiven am Standort Pr. Oldendorf der Museumseisenbahn Minden (MEM) die Idee zur Bahnfahrt an Heiligabend. Beim ersten Mal setzten sie einen Triebwagen und einen Beiwagen ein. &bdquo;Das würde heute längst nicht mehr reichen“, betonen die Museumsbahner Harald Uhle und Peter Stockmann. Die Heiligabend-Fahrten hätten sich etabliert und würden zunehmend gefragt, freuen sie sich. Zusätzlicher Waggon wegen der Nachfrage angekoppelt Bei der mittlerweile vierten Auflage der Heiligabend-Tour zwischen Pr. Oldendorf und Bad Essen wurde am Morgen sogar noch ein zusätzlicher Waggon an den historischen Zug angekoppelt. Am Vortag habe es viele nachfragen gegeben, sagt Peter Stockmann. Es habe auch Fragen gegeben, ob der Zug nach der Beschädigung durch Unbekannte fahre. Die Nachfrage war also an Heiligabend gut, die Museumsbahner sorgten für Bewirtung. Groß und Klein hatten ihren Spaß an der Fahrt. Der Regen war da egal. "Wir machen das jedes Jahr" Kilian Gorn und Amelie aus Lintorf kennen die Museumsbahn, die auf den Gleisen der früheren Wittlager Kreisbahn (heute Verkehrsgesellschaft Landkreis Osnabrück, VLO) durch das Dorf zuckelt. Stephan Borgggreve, Max und Emma sind aus Buchholz (Nordheide) an den Wiehen gereist – Besuch bei der Familie zu Weihnachten. &bdquo;Wir machen das jedes Jahr“, sagen Borggreve und Gorn. Die Mitfahrt an Heiligabend sei schon guter Brauch und die Kinder freuten sich darüber. Gut gefragt waren zudem kurz zuvor die Nikolausfahrten. Mehr als 360 Kinder seien mitgefahren, merken Peter Stockmann und Harald Uhle an. Gut liefen auch die Heiligabend-Fahrten. Viele Fahrgäste kämen von weiter weg. Sie besuchten ihre Eltern oder Schwiegereltern. Auch ganze Familien seien dabei. Warum der Buffetwagen nun grün lackiert ist Ganz ordentlich sei die Saison 2019 gewesen, betonen Uhle und Stockmann. Viele Fahrgäste kämen aus der Region. Es gebe aber auch Besucher, die schon eine weitere Anreise hätten und dann mit der Museumsbahn führen. Gut etabliert hat sich nach Ansicht von Stockmann und Uhle mittlerweile an Himmelfahrt der Frühzug zum Wandertag nach Lintorf. Viele Gäste seien damit frühmorgens unterwegs, wanderten dann in Lintorf und führen am Nachmittag mit dem letzten Zug des Tages zurück. An Arbeit wird es den ehrenamtlichen Eisenbahnern auch im neuen Jahr nicht mangeln. Im kommenden Jahr wollen die Museumsbahner ihren sanierten Buffetwagen wieder offiziell in Betrieb nehmen. Der 1928 für die Deutsche Reichsbahn gebaute Waggon hat eine neue Theke, einen neuen Bodenbelag und neue Wände bekommen. Küchenfronten aus dem Inneren entfernt Die Holzbänke sind noch in Arbeit. Das Innere entspreche nun wieder dem Zustand, den der Waggon bei seinen letzten Einsätzen in den 1960er Jahren für die damalige Deutsche Bundesbahn hatte, sagt Harald Uhle. Die nach der Übernahme des Waggons 1977 von der Museumsbahn eingebauten Küchenfronten im Inneren sind entfernt worden. Und auch die damals aufgebrachte rote Außenlackierung hat der Waggon verloren. Grün ist er nun und das, merkt Harald Uhle an, sei auch die typische Farbe für Personenwagen gewesen. &bdquo;Rot ist nicht die übliche Farbe für solche Fahrzeuge.“ Wie es bei der T3 nun weitergehen soll Im kommenden Jahr möchten die Museumsbahner dann gern an ein wichtiges Projekt gehen: die Aufarbeitung der Dampflok des preußischen Typs T3. Die war früher verbreitet auf Nebenbahnen und dreiachsige Loks dieses Typs wurden auch auf der Wittlager Kreisbahn eingesetzt. Und auf Dauer soll es ja auf der alten Kreisbahn-Strecke wieder dampfen. Die MEM hoffe, im kommenden Jahr mit der Zerlegung der Lok beginnen zu können und den Kessel zur Aufarbeitung geben zu können, so Harald Uhle. Für einzelne Arbeiten sollten noch einmal Zuschussanträge gestellt werden. Auf der Kreisbahn soll es wieder dampfen Ein Zuschuss war der MEM schon mal in Aussicht gestellt worden – die ehrenamtlichen Eisenbahner hätten dann aber die Lok binnen eines Jahres sanieren müssen. Das aber ist kaum möglich, denn alle Mitglieder arbeiten ehrenamtlich und Ersatzteile gibt’s nicht irgendwo auf die Schnelle im Laden. Wie lange es dauern könnte, bis die T 3 wieder unter Dampf steht und ein Original-Kleinbahnzug am Wiehengebirge entlang rollt? Harald Uhle zuckt mit den Schultern. Dafür gibt es keinen Fahrplan. Ein bisschen Vorfreude aber, die ist doch schon da.

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