
Preußisch Oldendorf. Es ist ein Angebot, das ins Schwarze getroffen hat. Die Fahrgastzahlen steigen von Jahr zu Jahr. Jung und Alt genießen die Fahrten, die die Pr. Oldendorfer Gruppe der Museumseisenbahn Minden (MEM) an Heiligabend anbietet. Hunderte Gäste waren nun wieder mit dabei und sorgten für ein schönes Finale einer schönen Saison für die MEM auf den Gleisen der alten Wittlager Kreisbahn.
Das Pr. Oldendorfer MEM-Team hatte wieder einen Zug zusammengestellt, wie er früher auf Kleinbahnen üblich war. Die Waggons stammen zum Teil noch aus der Kaiserzeit, andere wie die so genannten Donnerbüchsen wurden zu Zeiten der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft (DRG, 1920 bis 1945) gebaut. Eine der MEM-Donnerbüchsen etwa wurde von der damals bekannten Waggonbaufabrik Steinfurt in Königsberg (Ostpreußen) gebaut. Geführt wurde der Zug wieder von der aus den 1950er Jahren von der Maschinenfabrik Kiel (MaK) gebauten Diesellok DL2. Bei der ersten Tour führte Andreas Wolf die Diesellok, bei der zweiten Tour saß Torsten Wlecke im Führerstand.
Die Gäste erlebten eine nostalgische Bahnfahrt wie vor 60 oder 70 Jahren. Manchmal auf gepolsterten Sitzen, manchmal auf Holzbänken. Gemächlich zuckelte der Zug über die heute von der Verkehrsgesellschaft Landkreis Osnabrück (VLO) betriebenen Strecke. An Heiligabend genügte der Abschnitt zwischen Pr. Oldendorf und Bad Essen – und Jung und Alt hatten ihren Spaß an den beiden Touren.
Warum zu frühzeitigen Buchungen geraten wird
Im Buffet-Waggon sorgte das MEM-Team für eine kleine Stärkung und wärmende Getränke. Die gingen bei der zweiten Tour allmählich zur Neige – und das aus einem schönen Grund. Bei beiden Fahrten war der Zug so gut wie voll, freute sich Harald Uhle von der Museumsbahn. Rund 400 Gäste nutzten insgesamt an Heiligabend das Angebot der MEM-Gruppe Pr. Oldendorf, die Wartezeit bis zur abendlichen Bescherung zu verkürzen.

Das Angebot werde zunehmend gefragt, freute sich Harald Uhle. Die Fahrgäste kämen aus der näheren Umgebung, aber auch aus dem gesamten Kreisgebiet und darüber hinaus. Zu denen, die das an Heiligabend auch nutzten, gehörte die Familie Kunz aus Belm. Susann Kunz und Torsten Wlecke sind Arbeitskollegen und so war es möglich, dass sie mit Sohn Nikolas und Nikolas’ Großvater Wolfgang Kunz den Führerstand genau ansehen konnten. Susann Kunz’ Eltern waren aus Dresden angereist, dort sei Nikolas auch schon mit der Parkeisenbahn gefahren, berichtete Susann Kunz. Der junge Mann sei von der Bahnfahrt begeistert und habe auch schon die Nikolausfahrt mitgemacht.
Von Jahr zu Jahr steigen die Fahrgastzahlen bei den Heiligabend-Fahrten. „Aber das Platzangebot ist endlich und deshalb raten wir zu frühzeitigen Buchungen“, sagte Harald Uhle. Zusätzliche Waggons anzuhängen gehe nicht wegen der begrenzten Länge der Bahnsteige.
„Besser geht es nicht“
Die Heiligabend-Fahrten bewertete Harald Uhle als „richtig schönen Abschluss einer guten Saison. Besser geht es nicht. Es war ohnehin eine gute Saison.“ Auch die Nikolausfahrten seien gut genutzt worden, ebenso die anderen Fahrtage. Auch für Feiern sei die Museumsbahn genutzt worden, unter anderem für Fahrten zum Essen bei Familienfeiern nach Bohmte. Uhle: „Wir haben dieses Jahr deutlich über 1.000 Kilometer gefahren.“

Weitere Helferinnen und Helfer sowie Mitglieder werden von der Pr. Oldendorfer MEM-Gruppe immer gesucht und sind willkommen. In der Regel seien Vereinsmitglieder immer samstags ab 11 Uhr im Lokschuppen in Pr. Oldendorfer, um hier an den historischen Schienenfahrzeugen zu arbeiten. „Meistens ist eine Tür offen – ansonsten laut bemerkbar machen“, meinte Harald Uhle. Es gebe viele Möglichkeiten, sich einzubringen. „Wir sind für jede Hilfe dankbar.“ Die Züge müssen bei den Fahrten begleitet werden und auch die Vorbereitungen für die Fahrtage sind vielfältig – und sei das es Rasenmähen auf den Bahnsteigen.
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Die Saison 2025 startet am Ostermontag. Dann gibt es am Haltepunkt Wehrendorf wieder das beliebte Ostereiersuchen und wer die Osterrallye geschafft hat, der bekommt vom Osterhasen ein kleines Präsent. Familien würden dieses Angebot gern nutzen, merkte Harald Uhle an. An Himmelfahrt und am 3. Oktober ist die MEM unterwegs und es werde auch wieder Fahrten zum Hafenfest und zum historischen Markt in Bad Essen geben.
Dampflok steht wieder auf eigenen Achsen
Auch im kommenden Jahr befassen sich die Mitglieder der Museumsbahn mit der Aufarbeitung der Dampflok des preußischen Typs T3, der späteren Baureihe 89. Die Lok war 1924 von den bekannten Linke-Hofmann-Werken in Breslau gebaut worden. Die Achsen sind aufgearbeitet, die Lok steht mittlerweile wieder auf ihren eigenen Achsen. Nun wird die Maschine nach Angaben Uhles stückweise komplettiert. Die Museumsbahner hoffen, dass 2025 der zur Aufarbeitung nach Wetzlar gebrachte Kessel wieder zurückkehrt.

Es würden keine größeren Reparaturen mehr an der Lok erwartet, meinte Uhle. Aber der Teufel stecke im Detail. „Wir müssen noch einige Teile sauber machen und hoffen, dass es keine Überraschungen gibt. Zudem hänge das Tempo der Aufarbeitung auch davon ab, wie viele Helfer dabei sind.
An ein Anheizen der Dampflok sei aber 2025 nicht zu denken, sagte Harald Uhle. Die Diesellok DL2 müsse auch untersucht werden und werde deshalb nach Himmelfahrt für einige Zeit aus dem Verkehr gezogen. Das habe dann Priorität. Die DL2 solle schließlich spätestens bei den Nikolausfahrten wieder eingesetzt werden – nach Möglichkeit eher. „Wir hoffen, dass sie möglichst schnell wieder zur Verfügung steht.“ Für kleinere Touren steht die Kleinlok des Typs Köf zur Verfügung. Sollte die DL2 für größere Fahrten wie zu Nikolaus noch nicht zur Verfügung stehen, müsse eine Lok geliehen werden, eventuell von der VLO.