Betretungsverbot wegen Lebensgefahr: Schilder an Portaner Wanderweg sorgen für Irritation

Porta Westfalica-Neesen. Wanderer, die von der Hausberger Straße am Schießstand Blauer Bruch in Neesen vorbei auf den Felsenweg wollten, wurden in den letzten Wochen durch auffällige Schilder aufgehalten. Der Schriftzug &bdquo;Lebensgefahr - Betreten verboten“ prangte an mehreren Bäumen - was laut Ordnungsamt gleich gegen mehrere Vorschriften verstößt. Was hat es damit auf sich? Schießstätten wie der des Fördervereins Blauer Bruch in Neesen müssen strenge Sicherheitsvorkehrungen einhalten, wie aus der Schießstandrichtlinie hervorgeht. Darin ist auch ein Bild ebenjener Schilder abgebildet, die auch im Portaner Wald zu finden waren: Ein Mann mit einer ausgestreckten Hand, darauf die Aufschrift: &bdquo;Achtung - Schießstand - Lebensgefahr! - Betreten verboten“. Neben der Abbildung des Schildes erläutert die Richtlinie auch, wo dies anzubringen ist: An der mindestens zwei Meter hohen Umzäunung, welche die Schießstätte umgeben muss. Von angrenzenden Wegen ist hier nicht die Rede. 19 Schilder entfernt Inzwischen hängen die Warnungen auch nicht mehr an den Bäumen: Das Ordnungsamt Porta Westfalica habe im Wald 19 Zettel aufgefunden und diese entfernt, wie dessen Leiter Detlef Brand auf Nachfrage erklärt. Die Behörde habe zunächst keine Kenntnis von den Schildern gehabt. Beim Felsenweg handle es sich um einen öffentlichen Wanderweg und dessen Sperrung durch die Schilder sei ohne städtische Genehmigung erfolgt. Der Förderverein selbst bestätigt auf MT-Anfrage, dass die Schilder mittlerweile entfernt worden seien. &bdquo;Die meisten unserer Hinweisschilder sind inzwischen modernisiert und werden baumschonend befestigt“, betont der Verein. Ältere Schilder mit genagelter Befestigung seien entfernt worden. &bdquo;Dass Wanderern dennoch ein altes Schild aufgefallen ist, zeigt uns, dass unsere Warnhinweise wahrgenommen werden.“ Wie alt die Schilder tatsächlich sind, bleibt unklar. Allerdings waren diese Hinweise teilweise in deutlicher Entfernung zum eigentlichen Vereinsgelände mit Nägeln an Bäumen angebracht. Aus Sicht des Fördervereins ein notwendiger Schritt: &bdquo;In einigen Bereichen, vor allem nahe der Abbruchkante, ist eine direkte Beschilderung aufgrund des dichten Buschwerks nicht immer möglich.“ Die Mitglieder sprechen allerdings nur von &bdquo;wenigen Metern davor“. Die Platzierung erfolge dabei nach Abwägung, um sowohl Sichtbarkeit als auch Naturschutz zu berücksichtigen. &bdquo;Die Schilder sollen nicht verwirren, sondern auf eine mögliche Gefahr hinweisen“, heißt es vom Förderverein. Um Wanderer frühzeitig auf mögliche Risiken wie Steilhänge oder den Schießstandbetrieb aufmerksam zu machen, seien deutlich sichtbare Hinweise &bdquo;aus unserer Sicht unerlässlich“. Doch bei Spaziergängern sorgte der teilweise weite Abstand zum Gelände in Kombination mit der vom Verein genutzten Formulierung &bdquo;Betreten verboten“ eben doch für Irritationen. Lesen Sie auch: In OWL boomt der Kleine Waffenschein Verbot verstößt gegen allgemeines Betretungsrecht Im Wald gelte grundsätzlich ein allgemeines Betretungsrecht unabhängig von den Eigentumsverhältnissen, sagt Brand. Daher sei es egal, ob der Weg Teil eines Privatgrundstückes sei oder der Stadt gehöre, er müsse trotzdem zugänglich bleiben. Auch Einzäunungen und andere Absperrungen in Wäldern seien seitens der Forstbehörde genehmigungspflichtig. Eine derartige Genehmigung habe hier nicht vorgelegen. Zudem handle es sich bei der Anbringung der Schilder mit Nägeln in Bäumen um Sachbeschädigung, weitere Verstöße gegen naturschutzrechtliche oder forstrechtliche Normen würden von den zuständigen Behörden geprüft, erklärt der Leiter. Thomas Bensch, Pressesprecher der Polizei, bestätigt, dass der Schießstand des Bürgerbataillons am 10. April einer sicherheitstechnischen Regelprüfung durch einen anerkannten Schießstandsachverständigen unterzogen wurde. Dies sind Kontrollen der Sicherheitsmaßnahmen von Schießständen, die in regelmäßigen Abständen erfolgen. Der Neeser Schießstand, welcher sich in einem Backsteingebäude befindet, sei dabei mängelfrei gewesen. Wanderweg liegt außerhalb des Gefahrenbereiches Ein Schießstand müsse so errichtet und betrieben werden, dass Gefahren für die Beteiligten und Personen außerhalb der Stätte ausgeschlossen werden, erklärt Bensch. Zudem dürften verirrte Geschosse wie Querschläger oder Abpraller die Bahn nicht verlassen können. Das sei bei der Regelprüfung des Neeser Schießstandes ebenfalls kontrolliert worden. &bdquo;Daher liegt der Wanderweg außerhalb des Gefahrenbereiches“, sagt Bensch. Auf die Gefährdung innerhalb des eingefriedeten Gebietes müsse mit Warntafeln hingewiesen werden, die mit einem gewissen Abstand am Zaun anzubringen sein, erläutert der Pressesprecher. Laut Gutachten waren beim Schießstand Neesen 15 Tafeln an der umlaufenden Umzäunung befestigt. Da der Wanderweg außerhalb des Gefahrenbereiches liege, müsse er nicht gesondert abgesichert werden, wodurch die Schilder an den Bäumen nicht für die Abnahme des Schießstandes notwendig waren. Der Betreiber eines Schießstandes sei dafür verantwortlich, die vorgeschriebenen Sicherheitseinrichtungen regelmäßig zu überprüfen, um die Sicherheit für alle Beteiligten zu gewährleisten. Sollten erhebliche Mängel vorliegen, die eine Gefährdung der Benutzer der Schießstätte oder Dritter befürchten lassen, sei der Schießbetrieb bis zur Beseitigung einzustellen, sagt Bensch. Für den Fall, dass sich trotz Sicherheitsmaßnahmen jemand verletzt, müssen die Betreiber eine gesetzlich vorgeschriebene Haft- und Unfallversicherung haben. Diese liege bei dem Schießstand Neesen vor. All diese Sicherheitsregeln einzuhalten, sei ein großer Aufwand für die Mitglieder. &bdquo;Der Förderverein Blauer Bruch betreibt den Schießstand mit großem ehrenamtlichen Engagement.“ Dazu gehöre, dass die Aktiven sich permanent an neue Gesetze anpassen müssten. Neben all diesen Bestimmungen ist dem Verein wichtig zu betonen, dass die dichten Buchenbestände rund um den Felsenweg ein bedeutender Lebensraum für Wildtiere, insbesondere zur Aufzucht von Rehkitzen seien. Diese würden von Wanderern immer wieder in der Brut- und Setzzeit gestört. &bdquo;Wir appellieren daher an alle Waldbesucherinnen und -besucher, sich achtsam und naturverträglich zu verhalten und in dieser Zeit die befestigten Wege, wozu der Felsenweg nicht gehört, nicht zu verlassen.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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