Unternehmensgruppe Brüder Schlau aus Porta will Arbeitsplätze streichen

Porta Westfalica-Holtrup. Die Unternehmensgruppe Brüder Schlau aus Holtrup mit ihrem Großhandel und den Hammer-Fachmärkten steht vor einer Zäsur. Wie aus zwei Briefen an die Belegschaft hervorgeht, die auch dem MT vorliegen, sollen zahlreiche Arbeitsplätze abgebaut werden. Auf Nachfrage bestätigt ein Sprecher des Unternehmens diese Pläne grundsätzlich, hält sich mit Details aber zurück. Ein Ziel der Umstrukturierung: Die beiden Unternehmenssparten mit dem Großhandel Schlau für die Großkunden und den Hammer-Märkten im Einzelhandel sollen organisatorisch voneinander getrennt werden. Die bittere Nachricht dabei: &bdquo;Künftig wird es in Porta Westfalica nur noch ein kleineres Logistik-Center, einen sogenannten Hub, geben, das etwa ein Drittel der bisherigen Arbeitsplätze erhalten kann“, heißt es in einem Brief der Geschäftsführung an die Mitarbeitenden der Großhandels- und Logistiksparte. Gemeint ist der Standort an der Oehrkstraße im Gewerbegebiet Holtrup. Auch in der Verwaltung wird es harte Einschnitte geben: &bdquo;Wir müssen uns der Tatsache stellen, dass ein bedeutender Teil der Arbeitsplätze in der Verwaltung an den Standorten Porta Westfalica und Berlin betroffen sein wird“, schrieb die Geschäftsführung in einem weiteren Brief. Auch die Bürgermeisterin macht sich ein Bild von der Lage Die Zeichen bei Brüder Schlau stehen auf Verkleinerung. Am Donnerstag hat sich auch Bürgermeisterin Anke Grotjohann (Grüne) ein Bild der Lage bei der Geschäftsführung gemacht. Details zu ihrem Besuch waren zu Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Den härtesten Einschnitt könnte laut unternehmensinterner Mitteilung der Bereich Warenlagerung verzeichnen. Die Entwicklung des Marktes und die Zurückhaltung beim Kaufverhalten treffe auch die Unternehmensgruppe aus Porta, heißt es darin weiter. Die Geschäftsführung rechnet demnach mit einem &bdquo;dauerhaft niedrigerem Umsatzniveau“, das nun Veränderungen nötig mache. &bdquo;Eine dieser notwendigen Maßnahmen führt dazu, dass wir die Kapazitäten in der Lagerbewirtschaftung in Porta Westfalica reduzieren müssen“, erklärt die Geschäftsleitung in dem Brief. Sie spricht von &bdquo;schmerzhaften Einschnitten“. Während das Lager deutlich reduziert wird, soll der Fuhrpark &bdquo;weitgehend unberührt“ bleiben. &bdquo;Diese Entscheidung fiel uns nach intensiver Abwägung aller Möglichkeiten alles andere als leicht.“ Derzeit arbeite die Geschäftsleitung zusammen mit dem Betriebsrat an einem Sozialplan und einem Interessenausgleich, &bdquo;um diese schwierige Situation bestmöglich zu gestalten“. Man wolle alles daransetzen, den betroffenen Kolleginnen und Kollegen gerecht zu werden. Anzahl der Kündigungen unklar Konkrete Zahlen nennt die Leitung in der Mitteilung an die Belegschaft aber nicht. Auch auf Nachfrage erklärt ein Sprecher, dass man auf Rücksicht auf die laufenden Verhandlungen mit den Betriebsräten derzeit nicht konkreter werden könne. So bleibt zunächst unklar, wie viele Mitarbeiter in Summe gekündigt werden müssen. Dem MT liegt ein Foto eines Aushangs vor, der offenbar im Bereich des Logistiklagers hängt. Wer diesen verfasst hat, bleibt aber unklar. Darauf steht: &bdquo;Hier geht bald das Licht aus. Von ca. 160 Mitarbeitern bleiben voraussichtlich unter 40 Mitarbeiter übrig. Der Standort Oehrkstraße wird aufgegeben.“ Dies bleibt seitens des Unternehmens zunächst unkommentiert. Betroffen ist auch die Verwaltung der Unternehmensgruppe. Auch hier wird es offenbar Einschnitte in der Belegschaft geben. Eine Zahl wird allerdings nicht genannt. Betroffen sind die Standorte Porta und Wustermark bei Berlin. Auch hier werde mit den Betriebsräten ein Sozialplan erarbeitet, der möglichst viele Interessen berücksichtigen soll. In welcher Form, stehe aktuell noch nicht fest und werde kommuniziert, sobald ein Konzept vorliege. Nur so viel: Auf Nachfrage erklärt der Sprecher, dass eine Kürzung der Gehaltszahlungen für verbleibende Mitarbeiter nicht geplant sei. Derzeit befinde sich der Umstrukturierungsprozess noch am Anfang. Schon vor Monaten habe die Geschäftsleitung das Unternehmen analysiert und sei nun zum Schluss gekommen, die Sparten voneinander zu trennen. Nur so gebe es das Potenzial, dass sowohl der Großhandel Schlau als auch der Einzelhandel mit den Hammer-Märkten für sich allein weiter wachsen könnten. Das sei die einzige Möglichkeit, beide Marken dauerhaft zu erhalten. Gewohnter Betrieb in den nächsten Wochen In den kommenden Wochen soll der Betrieb noch in allen Bereichen wie gewohnt weiterlaufen, heißt es in der Mitteilung. Über einen konkreteren Zeitraum erfahren die Beschäftigten aber noch nichts. Im Juli dieses Jahres hatte das Branchenmagazin Objekt über bevorstehende Veränderungen bei Schlau berichtet. Allerdings deutete damals wenig auf derart gravierende Einschnitte hin, es blieb bei Allgemeinplätzen. Von einem &bdquo;umfassenden Transformationsprozess“ war im Sommer die Rede, die Logistik solle leistungsfähiger gestaltet und die Vertriebsstruktur modernisiert werden. Aufgrund veränderter Marktbedingungen sehe der Schlau-Großhandel die Notwendigkeit zur Veränderung, hieß es. Strategien und Strukturen seien an die zukünftigen Anforderungen des Marktes anzupassen und Prioritäten neu zu gewichten Unklar ist, ob in diesen vagen Aussagen die aktuellen Entscheidungen bereits mitgedacht wurden. Jahrelanger Wachstumskurs sorgte im Rathaus für gute Stimmung Schlau zählt zu den Vorzeigeunternehmen im Portaner Speckgürtel, dem Gewerbegebiet Holtrup, das wesentlich zur guten Steuerkraft der Kommune beiträgt. Der jahrelange Wachstumskurs von Schlau sorgte auch in der Abteilung Wirtschaftsförderung im Portaner Rathaus verlässlich für gute Stimmung. Vor gut fünf Jahren beschäftigten sich Politik und Verwaltung mit Erweiterungsabsichten für den Standort Oehrkstraße, Das Planungsrecht existiert längst, doch zu einem Ausbau ist es bislang nicht gekommen. Stattdessen häuften sich zuletzt Meldungen über zunehmende Fluktuation in der Vorstandsetage, langjährige Schlau-Kräfte gingen, neue kamen, darunter auch der kaufmännische Vorstand, der aber nicht lange blieb. Im März dieses Jahres starb mit Eberhard Beeth einer der wichtigsten Unternehmenslenker im Alter von 88 Jahren. Er hatte die im Jahr 1921 von seinem Großvater und dessen Bruder gegründete Farbengroßhandlung zum Branchenprimus gemacht. Vor allem mit einer Entscheidung wird der Name Beeth für immer verknüpft sein: den Schlau-Großhandel um ein eigenes Fachmarktkonzept zu ergänzen.

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