Insolvenzverfahren offiziell eröffnet: So geht es bei Brüder Schlau in Porta Westfalica jetzt weiter

Porta Westfalica-Holtrup. Nun ist es offiziell: Das Amtsgericht Bielefeld hat am 1. September das Insolvenzverfahren gegen die Unternehmensgruppe Brüder Schlau aus Holtrup eröffnet. Das Verfahren wird in Eigenregie geführt - heißt: Unter Aufsicht eines sogenannten Sachwalters darf das Unternehmen seinen Betrieb eigenständig fortführen. Zuvor hatte die Geschäftsführung im Frühsommer die Insolvenz angekündigt. Betroffen sind auch zahlreiche Tochterunternehmen der Gruppe, darunter die Sparte der Hammer-Märkte für den Einzelhandel, die Schlau-Märkte für den Großhandel und das Nähstudio. Auch der hauseigene Speditionsbereich und das Lager sind betroffen. Indessen hat das Insolvenzverfahren eine Klage vor dem Amtsgericht Bielefeld zum Ruhen gebracht. Gläubigerausschuss muss Entscheidungen treffen Mit der Verfahrenseröffnung werden nun alle Gläubiger aufgefordert, ihre ausstehenden Zahlungen anzumelden. Zeitgleich ist auch ein sogenannter Gläubigerausschuss vom Amtsgericht berufen worden. Mitglieder sind unter anderem der Versanddienstleister Hermes Deutschland, die Bundesagentur für Arbeit und die Norddeutsche Landesbank. Dieser Ausschuss muss zeitnah über offene Fragen entscheiden. Dazu gehören Entscheidungen zur Person des Sachwalters - eingesetzt wurde Prof. Dr. Dirk Andres aus der gleichnamigen renommierten Düsseldorfer Kanzlei. Nach eigenen Angaben hat die Kanzlei Andres Partner mehr als 2.500 Insolvenzen begleitet, wovon 70 Prozent erfolgreich abgeschlossen worden seien. Als größeren Fall haben die Düsseldorfer Experten zuletzt unter anderem die Insolvenz der Lindner Hotel AG begleitet. Generalbevollmächtigter im Verfahren von Brüder Schlau ist der Bielefelder Rechtsanwalt und Insolvenzexperte Dr. Yorck Streitbörger. Weitere Entscheidungen, die der Gläubigerausschuss treffen muss, betreffen unter anderem mögliche Aufnahmen von Krediten, den Umgang mit Sachwerten im Unternehmen und auch den möglichen Verkauf von Teilbereichen oder dem Unternehmen als Ganzes. Letzteres gilt aber als unwahrscheinlich. Zumindest der Verkauf im Ganzen. Denn bereits im Juni kündigte der Generalbevollmächtigte an, gemeinsam mit der Geschäftsführung das in den vergangenen Monaten bereits entwickelte und eingeleitete Sanierungskonzept fortführen zu wollen. Dafür wurden bisher schon einzelne Märkte im Bundesgebiet verkauft. Außerdem soll der Betrieb des Nähstudios im Oktober eingestellt werden. Zuvor gab es bereits Kündigungen, um die Personaldecke auszudünnen. In der Logistik wurden 78 Stellen abgebaut, in der Verwaltung weniger als 50. Zuvor war das Unternehmen von insgesamt mehr als 200 Stellen ausgegangen, die gestrichen werden sollten. Ganz so schlimm kam es dann aber nicht. Zum Thema: Brüder Schlau aus Porta geht in Eigenverwaltung – was das für die Mitarbeiter bedeutet Gehälter über Insolvenzgeld gesichert Brüder Schlau wurde 1921 gegründet. Die Gruppe führt unter der Marke Hammer mehr als 180 Fachmärkte für Raumausstattung und Heimtextilien. Außerdem gehören zur Unternehmensgruppe mehr als 60 Großhandelsgeschäfte Schlau, die vor allem Handwerker beliefern. Die laufenden Gehälter der rund 3.900 Mitarbeitenden sind zunächst durch das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert. Für Kundinnen und Kunden sowie Geschäftspartner habe die Insolvenz in Eigenverwaltung keinerlei Nachteile, betonte die beauftragte Kanzlei zuletzt. Mittlerweile ist aber klar, dass einige Filialen schließen werden. Sachwalter sieht gute Chancen auf Restrukturierung Sachwalter und Generalbevollmächtigter schätzen die Chancen für den Fortbestand des Traditionsunternehmens aus Porta Westfalica übrigens hoch ein. &bdquo;Die Sanierung hat zum Ziel, das Unternehmen nachhaltig für die Zukunft aufzustellen. Die Brüder Schlau GmbH & Co. KG sieht in dem Verfahren eine große Chance zur strategischen Neuausrichtung und Umsetzung der zur nachhaltigen Sanierung noch erforderlichen Schritte“, heißt es in einer Stellungnahme. Und weiter: &bdquo;Ein Finanzierungskonzept für die mit der Insolvenz in Eigenverwaltung verbundenen Sanierungskosten liegt vor. Es stellt sicher, dass der Geschäftsbetrieb ohne Unterbrechung fortgeführt werden kann.“ Lesen Sie auch: Brüder Schlau aus Porta Westfalica verkauft weitere sechs Immobilien Klage gegen Brüder Schlau ruht derzeit Mit Bekanntwerden des Insolvenzverfahrens ist nach MT-Informationen übrigens ein eigentlich angestrebtes Klageverfahren von Franchisenehmern der Hammer-Kette auf Eis gelegt worden. Wie das MT erfuhr, wurde bereits eine mehrere hundert Seiten lange Klageschrift bei Gericht eingereicht, die Klage selbst aber vorläufig zurückgezogen. Dabei soll es um mögliche Entschädigungszahlungen an die Franchisenehmer gehen. Bevor die Unternehmensgruppe in die Insolvenz in Eigenverwaltung ging, meldete bereits ein privater Betreiber Insolvenz wegen Zahlungsunfähigkeit an. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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