Falsche Vorwürfe über angebliche Sexualstraftaten in Minden verbreitet

Minden/Porta Westfalica. Mehr als 1.000-mal ist das Foto eines Mannes innerhalb weniger Tage über das soziale Netzwerk Instagram von unterschiedlichsten Menschen verbreitet worden. Das Bild zeigt eine männliche Person und ist versehen mit dem Hinweis &bdquo;Dieser Mann begrapscht Mädchen am ZOB und verfolgt sie bis nach Hause.“ Nun meldet sich derjenige zu Wort, der auf der Aufnahme zu sehen ist. Er kann sich den Vorwurf nicht erklären, wittert einen bösen &bdquo;Dummejungenstreich“ und hat nun selbst eine Anzeige bei der Polizei erstattet. Das Leben des Portaners hat sich seit Montag, 4. November, verändert. &bdquo;Ich selbst bin nicht auf Instagram, mich haben Bekannte angeschrieben und gefragt, was ich getan habe.“ Erst später habe er von der Dimension erfahren und dass sein Foto in Verbindung mit den Vorwürfen zahlreich geteilt wurde. Die Aufnahme selbst soll aus der vergangenen Woche stammen. &bdquo;Da hatte ich diese Jacke an, aber nicht bemerkt, dass mich jemand am ZOB fotografiert hat.“ Weshalb ihn jemand abgelichtet hat, kann sich der Familienvater nicht erklären. Es habe keinen Streit am ZOB oder sonst irgendeinen anderen Vorfall gegeben. Er habe auch keine Idee, weshalb ihn jemand als Sexualstraftäter darstellen wolle. &bdquo;Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie ein Problem mit dem Gesetz und der Polizei“, versichert der in Porta lebende Familienvater, dessen Name der Redaktion bekannt ist. Foto kann nicht einfach gelöscht werden Informationen des Mindener Tageblatt (MT) zufolge handelt es sich bei dem Mann um einen unbescholtenen Bürger. Derzeit arbeitet der Syrer nebenbei in einer Gastronomie. Er lebe seit drei Jahren in Deutschland, mache aktuell einen Sprachkurs in der Nähe des ZOBs und fahre von da aus immer mit dem Bus nach Hause, wie er sagt. &bdquo;Ich habe jetzt Angst, dort zu stehen und auf das Foto angesprochen zu werden.“ Ihm gehe auch durch den Kopf, dass er angegangen oder attackiert werden könne. Auch habe er Bedenken, dass seine Verwandten in Syrien von den Vorwürfen erfahren könnten. All das habe für schlaflose Nächte gesorgt. Deswegen ist der 39-Jährige nun selbst zur Polizei gegangen und hat dort wegen übler Nachrede sowie einer Straftat nach dem Kunsturhebergesetz Anzeige erstattet. &bdquo;Wenn irgendwas gegen mich vorliegen würde, hätte ich mich natürlich gestellt“, sagt er. Auf der Wache hätten die Beamten ihm signalisiert, dass sie das Foto nicht einfach löschen könnten. Auch sei nicht direkt herauszufinden, wer die Aufnahme ins Netz gestellt hat. Auf der Plattform lässt sich nur sehen, wer das Bild mit dem Vorwurf geteilt hat. Der Betroffene selbst will auch einen Schritt weiter gehen: &bdquo;Ich gebe demjenigen 500 Euro, der den Hinweis zum Ersteller gibt.“ Der Portaner möchte, dass derjenige, der ihn so verunglimpft hat, zur Rechenschaft gezogen und bestraft wird. Möglich wäre dann auch, dass er zivilrechtlich gegen die Person vorgehen wird. Lesen Sie auch: Darf man Fotos von mutmaßlichen Tätern teilen? Solche Beiträge zu teilen kann strafbar sein Polizeisprecher Thomas Bensch bestätigt die Anzeige und betont, dass es im Kontext des auf Instagram kursierenden Beitrags keinen Einsatz gab. &bdquo;Wir konnten auch keine Straftat recherchieren.“ Bensch führt weiter aus, dass die Kriminalpolizei die Ermittlungen aufgenommen hat, nachdem der Geschädigte eine Anzeige gestellt hat. &bdquo;Leider werden solche Meldungen immer wieder sorglos sowie ungeprüft geteilt und erreichen somit in den sozialen Medien eine große Reichweite“, hält der Beamte fest. Für die Opfer sei es eine sehr belastende Situation, im Zusammenhang mit einer unterstellten Straftat genannt oder wie in diesem Fall öffentlich mit einem Bild dargestellt zu werden, so Bensch. Selbst die Polizei fahndet nur selten in den sozialen Netzwerken nach Tatverdächtigen und das auch nur, wenn es vorher einen richterlichen Beschluss oder eine staatsanwaltschaftliche Anordnung gegeben hat. Das Bundeskriminalamt (BKA) spricht bei Öffentlichkeitsfahndungen von einem &bdquo;schwerwiegenden Eingriff in die Persönlichkeitsrechte“. Gleichzeitig betont das BKA: &bdquo;Wer Persönlichkeitsrechte Dritter verletzt, muss mit teuren Abmahnungen, Schadensersatz- und Schmerzensgeldforderungen rechnen und erfüllt Straftatbestände.“ Im aktuellen Fall um den ZOB gibt es einen Verstoß gegen das Recht am eigenen Bild. Denn der Abgebildete hat nicht zugestimmt, dass er fotografiert und zur Schau gestellt werden möchte. Das Urhebergesetz sieht dafür eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe vor. Auch der Paragraf im Strafgesetzbuch zur üblen Nachrede verdeutlicht die Konsequenzen und verweist auf eine Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren und/oder eine Geldstrafe. Personen, die solche Beiträge teilen und verbreiten, können sich ebenso strafbar machen. Erst vor Kurzem gab es einen ähnlichen Fall in Bielefeld, bei dem Plakate mit alten Vorwürfen und einem Foto eines Mannes aufgetaucht sind. Mehr dazu: Gefälschtes Plakat aus Bielefeld zu angeblicher Vergewaltigung geht viral

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