Ehemaliger Lübbecker Schulhausmeister und seine Frau „sind durch die Hölle gegangen“

Lübbecke. Gut sechs Jahre liegt der Vorfall zurück: Der damals bereits pensionierte ehemalige Hausmeister, zuvor zuständig für die Jahn-Realschule beziehungsweise die Pestalozzi-Förderschule, soll im Mai 2019 &bdquo;gemeinschaftlich handelnd“ mit seiner Ehefrau, wie die Staatsanwältin es formulierte, einen Pkw-Anhänger der Stadt Lübbecke unterschlagen und für 300 Euro verkauft haben. Im Februar vergangenen Jahres standen der Angeklagte und seine Frau schon einmal im Gerichtssaal. Damals hatte Richter Hans-Ulrich Stolte die Verhandlung geleitet. Die Fortsetzung des Verfahrens lag nach dessen Ausscheiden jetzt in den Händen von Stoltes Nachfolger Bastian Janotta. Der musste sich eigenen Worten zufolge &bdquo;komplett neu einarbeiten“ in den Fall, der dem angeklagten Ehepaar &bdquo;viele schlaflose Nächte“ beschert hat, wie der schwerkranke 72-Jährige und seine 70-jährige Ehefrau vor Beginn der Verhandlung sagten, zu der auch dieses Mal mehrere Familienmitglieder und Freunde erschienen waren. &bdquo;Ein Exempel statuieren“ Schon Richter Stolte hatte im vergangenen Jahr deutlich gemacht, warum es überhaupt zu der Verhandlung gegen den Rentner und seine Ehefrau gekommen war: Demnach war die Staatsanwaltschaft bereit, das Verfahren einzustellen – zunächst nach Zahlung von 100 Euro je Beteiligten, später auch ohne eine solche Auflage. Doch Bürgermeister Frank Haberbosch sei damit &bdquo;nicht einverstanden“ gewesen. Einer Aussage des Angeklagten zufolge soll ihm ein verantwortlicher Mitarbeiter der Stadtverwaltung gesagt haben, man werde an ihm &bdquo;ein Exempel statuieren“. Doch die Angeklagten wollten den von der Lübbecker Verwaltung erhobenen Vorwurf, sie hätten sich den Pkw-Anhänger unerlaubt angeeignet und verkauft, nicht auf sich sitzen lassen. Deshalb zahlten sie weder die anfänglich geforderten 200 Euro, noch die insgesamt 2.000 Euro, die ihnen einen Tag vor Heiligabend 2023 als Strafbefehl zugestellt wurden. Denn sie erklärten von Anfang an, wie auch jetzt in der aktuellen Verhandlung auf Nachfrage der Staatsanwältin, dass sie &bdquo;nie mit diesem Anhänger zu tun“ gehabt hätten. Ihre Vermutung: &bdquo;Irgendwer will uns bewusst an den Karren fahren.“ Lesen Sie auch: Vielgelobter Ex-Schulhausmeister soll alten Pkw-Anhänger der Stadt Lübbecke verhökert haben &bdquo;Ein Schrott-Anhänger, den keiner kaufen wollte“ Der besagte Anhänger war 2008 vom damaligen Förderschulverband angeschafft worden. Er war nie angemeldet, sondern nur auf dem Gelände der früheren Pestalozzi-Förderschule genutzt worden. Irgendwann soll er sich in einem reparaturwürdigen Zustand auf dem Hof eines Landhandels in Diepenau befunden haben. Der Angeklagte sagte zum Zustand des Anhängers: &bdquo;Das war ein Schrott-Anhänger, den keiner kaufen wollte.“ Einen Kaufinteressenten gab es aber doch. Ein 71-Jähriger, der im Emsland wohnt, war auch jetzt wieder als Zeuge vorgeladen worden. Er sagte, er habe den Anhänger &bdquo;aus dem Internet gekauft“ (gemeint war Ebay.de), die angegebene Telefonnummer angerufen und einen Abholtermin vereinbart. Gestanden habe der Anhänger auf einem Privatgrundstück &bdquo;in Espelkamp oder einem kleinen anderen Ort in der Nähe“. &bdquo;Dunkler Klinker, Stufen, ein Nebengebäude“, genauer konnte sich der als Zeuge geladene Käufer nicht an das Grundstück mit dem Haus erinnern, wo eine ältere Frau ihm an der Seite eines kleinen Mädchens praktisch kommentarlos den Fahrzeugbrief übergeben habe, er die 300 Euro bezahlt habe und dann wieder weggefahren sei. Auf Nachfrage des Richters sagte der als Zeuge geladene Käufer dann noch einen Satz, der das ganze Verfahren entscheiden sollte: &bdquo;Wenn ich das Haus sehen würde, würde ich es wiedererkennen.“ &bdquo;Wir haben keine Enkelin“ Die Gegenrede hielt die Angeklagte. Sie sagte, man sei bei Ebay nicht registriert und habe dort auch noch nie etwas gekauft oder verkauft. Ein Mädchen an der Seite könne auch nicht sein: &bdquo;Wir haben keine Enkelin.“ Die Angeklagte schilderte, dass die vergangenen Jahre &bdquo;schrecklich“ für die Familie gewesen seien, und ist überzeugt: &bdquo;Jemand will uns mutwillig etwas anhängen.“ Das muss das Ehepaar aus Espelkamp, an das sich der Käufer im Gerichtssaal nicht mehr erinnern konnte, nun nicht mehr fürchten. Denn die einzige Person, &bdquo;die als Belastungszeuge infrage kam“, wie Richter Janotta betonte, widersprach sich. Als Janotta ihm drei Bilder von Häusern zeigte, sagte der Zeuge, er kenne keines davon – obwohl in einem die Beschuldigten wohnen und er zuvor gesagt hatte, er würde das Haus wiedererkennen. &bdquo;Dann sind wir hier jetzt durch“, kommentierte der Richter. Das sah so auch die Staatsanwältin, so dass Janotta das Ehepaar freisprach und anmerkte, das Urteil sei rechtskräftig: &bdquo;Ich bin überzeugt, dass Sie es nicht waren.“ Er sei enttäuscht von ehemaligen Kollegen, so der emotional sichtlich angeschlagene Hausmeister. &bdquo;Eigentlich müsste die Stadt sich entschuldigen.“ Das sieht eine Tochter des Ehepaares genau so: &bdquo;Meine Eltern sind durch die Hölle gegangen.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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