Bioladen-Inhaber wünscht sich mehr Biohöfe im Kreis Minden-Lübbecke

Lübbecke. Einst befand sich auf dem Areal an der Osnabrücker Straße 102 eine Tankstelle. 2005 gründete Gerda Klusmeier an dieser Adresse den &bdquo;Bioladen Klusmeier“, 2016 folgte ein Inhaberwechsel, 2020 Umbau, Modernisierung und die Umbenennung in &bdquo;Bioladen Lübbecke“. Die Biobranche im Allgemeinen wächst – aber kommt das auch im klassischen Bioladen an? Im Gespräch mit nw.de sagt der Inhaber des Lübbecker Bioladens, wie er das einschätzt. Das Team im Bioladen Lübbecke besteht vor allem aus Quereinsteigern mit Überzeugung. Das trifft auch auf den Inhaber Björn Kollweier zu. Der 49-Jährige war früher Marketingleiter, &bdquo;ganz fachfremd“, wie er sagt. Nachdem er mit seiner Familie einige Zeit in Hannover gelebt hatte, kehrte er zurück ins Lübbecker Land und übernahm den Bioladen, den seine Schwiegermutter Gerda Klusmeier gegründet hatte. Auf der 180 Quadratmeter großen Verkaufsfläche des Bioladens werden über 5.000 Artikel angeboten. Neben Trockenprodukten, Eiern, Fleisch- und Molkereiprodukten und Naturkosmetik gibt es auch eine Frischetheke mit Käse und Brot. Obst und Gemüse werden je nach Saison angeboten. Eine große Tabelle über dem Sortiment zeigt, was in welchem Monat reif wird. Frühe Erdbeeren aus Spanien gibt es im Laden zum Beispiel nicht; die süßen roten Früchte werden erst angeboten, wenn sie auch in Deutschland Saison haben. Einkaufen ohne Müll: Hier gibt es in OWL Unverpackt-Läden Viele Produkte kommen von Bio-Höfen aus dem Mühlenkreis Viele Menschen seien es gewöhnt, dass alles immer verfügbar sei, da bewege man sich in einem Spannungsfeld zwischen Ansprüchen an Verfügbarkeit und an die Qualität des Produkts. &bdquo;Wintertomaten aus Spanien sind nicht so lecker, aber gar keine Tomaten anbieten, das ist auch schwierig“, erklärt Björn Kollweier. Die frischen Produkte im Laden stammen größtenteils von Biohöfen aus dem Lübbecker Land und umzu. Obst, Gemüse und Pflanzen kommen zum Beispiel viel von der Gärtnerei Duftgarten aus Hüllhorst, Fleisch gibt es vom Hof Wiehenglück aus Büttendorf, Eier vom Biohof Wietler aus Rahden, Brot aus Herford und dem Osnabrücker Land. An der großen Unverpackt-Station im Geschäft gibt es Getreide, Reis, Müsli, Pasta, Nüsse, Trocken- und Hülsenfrüchte sowie schokolierte Nüsse. Kunden können ein eigenes Gefäß mitbringen, oder aus verschiedenen Gläser-Größen im Laden auswählen. Eine Zeit lang seien Unverpackt-Läden und -Abteilungen in Supermärkten Trend gewesen, doch bereits wieder verschwunden, hat Björn Kollweier beobachtet. Als ein Aspekt von vielen funktioniere das Angebot wahrscheinlich besser, vermutet er. In seinem Bioladen werde es jedenfalls gut angenommen und genutzt. 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Unter anderem die Frische und die Qualität der Produkte oder auch das Angebot von besonderen Produkten, die es nicht überall gibt, sprächen für einen Einkauf im Bioladen. Hier könne man außerdem entspannt einkaufen, denn es sei ruhiger und überschaubarer. Dass große Supermärkte inzwischen auch vermehrt Bio-Produkte anbieten, sieht Björn Kollweier eher als positiven Fortschritt denn als Konkurrenz. &bdquo;Große Supermärkte hatten früher kaum Interesse an Bio-Produkten. Aber in den letzten Jahren haben sie entdeckt, dass es da eine Nachfrage gibt. Es gibt inzwischen allgemein ein stärkeres Bewusstsein für Bio“, erklärt er. Heutzutage gebe es dafür auch viele Infoquellen und eine größer werdende Gruppe, die ihren Konsum hinterfrage. Dass es während der Corona-Pandemie einen kleinen Bio-Boom gab, habe er ebenfalls beobachtet, schließt sich Björn Kollweier den Berichten von anderen Bioladen-Inhabern aus OWL an. Viele Menschen hätten sich in den Lockdowns Zeit zum Kochen genommen – danach seien es wieder weniger geworden. &bdquo;Durch die Inflation hat sich der Preisunterschied zwischen konventionellen und Bio-Produkten angeglichen – konventionelle Produkte sind teurer geworden.“ Da biete das Bio-Produkt eigentlich das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis. Bei der Anzahl der Biohöfe im Kreis Minden-Lübbecke sieht Björn Kollweier noch Luft nach oben. &bdquo;Wir würden uns freuen, wenn es noch mehr Höfe gäbe, von denen wir regionale Produkte beziehen könnten.“ Allgemein stelle der Klimawandel eine Herausforderung für Bioläden dar, weil er die Ernte beeinflusse und damit Verfügbarkeit und Preise von Rohstoffen. Regional einkaufen: Hier gibt es Hofläden in OWL Der Mühlenkreis ist Öko-Modellregion Die Biolandwirtschaft im Kreis weiter auszubauen, ist auch das Ziel des bundesweiten Förderprojekts &bdquo;Öko-Modellregion“ (ÖMR). Der Kreis Minden-Lübbecke hatte sich auf Anregung des Kreistages beworben, Start war im Dezember 2022. Die Projektleitung hat Florian Rohlfing übernommen. Das Projekt war zunächst auf drei Jahre befristet und läuft noch bis zum 30. November. &bdquo;Eine Verlängerung ist beantragt, die Antwort wird im späten Sommer erwartet“, erklärt Florian Rohlfing auf Nachfrage. Ziel des Projektes ist &bdquo;die ökologische Landwirtschaft in der Region zu fördern, regionale Wertschöpfungsketten auszubauen und zu stärken und durch eine Vernetzung und Aktivierung der Akteure im Kreisgebiet eine nachhaltige Erweiterung der Absatzmöglichkeiten und Strukturen zu erreichen“, heißt es in der Projektbeschreibung. Aktuell beträgt die Bioanbaufläche im Kreis Minden-Lübbecke 2.544 Hektar, das sind etwa 3,7 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Im Jahr 2020 lag der Anteil der Bio-Höfe bei rund 3 Prozent. Im Jahr 2025 ist der Stand weiterhin bei 3 Prozent; im Vergleich liege der Mühlenkreis unter dem NRW-Durchschnitt von 6 Prozent, berichtet Florian Rohlfing. Lesen Sie auch: Neue Marke für Bio aus dem Kreis Minden-Lübbecke Zusätzliche Absatzmöglichkeiten für Bio-Höfe schaffen Woran könnte es liegen, dass nicht mehr Betriebe auf Öko-Landwirtschaft umgestellt haben? &bdquo;In den Coronajahren gab es eine enorme Nachfrage nach Bioprodukten. Die Menschen haben viel selber gekocht und Wert auf Bio-Lebensmittel gelegt. Jetzt sind die Leute zurück bei der Arbeit und die Außer-Haus-Verpflegung, also Restaurants und Kantinen, wird wieder mehr genutzt. Da spielt Bio noch eine untergeordnete Rolle, das bewegt sich im einstelligen Prozentbereich“, erklärt der ÖMR-Projektleiter. Auch die Folgen der Ukraine-Krise hätten für Verunsicherung gesorgt. &bdquo;Es ist noch viel Entwicklungspotenzial da. Der Markt erholt sich gerade wieder, der Absatz in den Hofläden ist gut und wächst.“ Das ÖMR-Projekt wolle zusätzliche Absatzwege ermöglichen, indem zum Beispiel Kantinen und Restaurants auf Bio-Produkte umstellen. Aber: &bdquo;Das braucht Zeit.“ Aus dem Projekt ist auch die Regionalmarke &bdquo;Landschätze“ entstanden, unter der Bio-Produkte vermarktet werden, die aus dem Kreis Minden-Lübbecke stammen. Im Lübbecker Land bieten zum Beispiel die Hofläden der Gärtnerei Duftgarten und der Biohof Wiehenglück ihre &bdquo;Landschätze“ an, das Café Lehrmann in Hüllhorst ist ebenfalls Partner und bietet Backwaren an, die mit Bio-Mehl aus dem Mühlenkreis gefertigt werden. Weitere Partner aus dem Kreis Minden-Lübbecke sind der Biohof Kinkelbur (Minden), der Biohof Mohme (Porta Westfalica), der Böhnen Hoff (Minden), der Hof Löwenburg (Porta Westfalica), die Hofkäserei Dörmann (Petershagen) und die Riekelnhof Mosterei (Minden). 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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