Lübbeckes Archiv-Geschichte: Von der Truhe zum modernen Dienstleister

Lübbecke. Der Bestand ist vielfältig. Plakate gehören dazu, mit denen etwa vor ein paar Jahren für Konzerte in Lübbecke geworben wurde. Manches ist deutlich älter. Wie eine Urkunde aus dem späten 16. Jahrhundert mit Siegel des Mindener Bischofs. Manches mutet skurril an – wie etwa die Schaugläser für den Schulunterricht mit einem Frosch und Kreuzspinnen in mehreren Entwicklungsstadien. Manches regt zum Schmunzeln an. Eine Produktwerbung der Lübbecker Firma Gerlach, bei der unter anderem &bdquo;Lübbecker Waldblumenduft“ als unverzichtbares Parfüm angepriesen wurde. Und ob heute beim Kommers der Bürgerschützen noch Loblieder auf den Landrat gesungen würden, wie sie noch auf dem Liedblatt zum Schützenfest 1844 stehen? Unabhängig davon: Das Lübbecker Stadtarchiv verwahrt einen Schatz an Archivalien und Musealien. Das Stadtarchiv Lübbecke ist das Gedächtnis der Stadt, die heuer ihren 1.250. Geburtstag feiert. Wenn einer Stadt Urkunden ganz besonders wichtig waren, dann wurden sie beispielsweise in besonders sicheren Fächern im Mauerwerk vom Rathaus aufbewahrt. Versehen mit einer Eisentür sollte das sicher sein vor Feuer. Denn Feuer war im Mittelalter mindestens so gefürchtet von den Menschen wie die Versuchung durch den Teufel. Vielleicht sogar noch mehr. In Lübbecke gab es einst hölzerne Truhen für die Urkunden. Vieles, was sich an wertvollen Dokumenten zur Stadtgeschichte über Jahrhunderte angesammelt hatte, ging allerdings während des großen Stadtbrandes 1705 in Flammen auf. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Minden-Lübbecke &bdquo;Das sind die Anfänge des Archivs“ Eine dieser mittelalterlichen Holztruhen aber hat sich erhalten. Die Kiste mit drei Schlössern und dem alten Lübbecker Stadtwappen war einst wohl noch bemalt. Davon haben sich nur Fragmente erhalten. Trotzdem: Die auf den ersten Blick unscheinbare Truhe ist Stadtarchivarin Christel Droste und ihren Kolleginnen Bettina Rohlfing und Sabrina Trucks schon etwas ans Herz gewachsen. &bdquo;Das sind die Anfänge des Archivs“, sagt Christel Droste. In der Truhe habe man einst Urkunden und weitere Dokumente mitgenommen zu den Vor-Ort-Terminen. Beim Stadtbrand 1705 sei vieles verbrannt. &bdquo;Deshalb sind wir glücklich, dass wir diese Truhe haben.“ Das Stadtarchiv Lübbecke hat sich entwickelt – von der mittelalterlichen Truhe hin zum modernen Dienstleister für mehrere Kommunen. In den Räumen am Wiehenweg lagert nicht nur das Gedächtnis der Stadt Lübbecke. Hier haben auch die kommunalen Archive aus Stemwede und Preußisch Oldendorf ihren Platz gefunden. Im Archiv wird aber auch aufbewahrt, was Flüchtlinge und Vertriebene aus Striegau in Schlesien mitbrachten. Mit Ende des Zweiten Weltkrieges wurden auch Stadt und Landkreis Striegau polnisch. Die Stadt Lübbecke übernahm für die Menschen aus Stadt und Landkreis Striegau eine Patenschaft. Die Archivalien und Musealien hatte die Bundesheimatgruppe Striegau im Jahr 2007 der Stadt Lübbecke übereignet. Lübbecke feiert 1.250. Geburtstag: Was für das Jubiläumsjahr geplant ist Besondere Gegenstände aus Striegau Zum Archivgut aus Striegau gibt es ebenso wie zum Archivgut aus Lübbecke, Preußisch Oldendorf und Stemwede Findbücher. In denen ist mit Nummern vermerkt, in welchen Spezialkartons welches Archivgut lagert. Das könnten ganz plastische Dinge sein, sagt Christel Droste, während sie im Striegau-Findbuch blättert und die Seiten mit kleinen Fotos aufschlägt. Die hier fotografierten Gegenstände werden im Archiv aufbewahrt – etwa ein Kleiderbügel und ein Zollstock mit Firmennamen oder eine Mehltüte aus Striegau. Auch eine Brille mit Etui und Striegauer Erde gehören dazu. All das hätten die Menschen teilweise unter Gefahr für Leib und Leben mitgebracht. Dazu gehöre auch eine Fahne der Striegauer Friseur-Innung. Ein Striegauer habe sich damals die Fahne um den Leib gewickelt und so versteckt, als er aus der Heimat flüchtete. Die Fahne liegt nun in Lübbecke – so wie die Schlüssel der früheren evangelischen Kirche in Striegau. Warum Klammern und Folien im Archiv tabu sind Wenn es um Anfragen zu Dokumenten aus Striegau geht, dann kann das Lübbecker Archiv-Team helfen. Findbücher geben Auskunft, welche Bestände im Standesamt Berlin 1 lagern, das für die Personenstandsregister aus den früheren deutschen Ostgebieten zuständig ist. Oder sie geben Auskunft, was in Striegau (heute Strzegom) noch vorhanden ist. In Lübbecke können Anträge für die polnischen Archive ausgefüllt werden. Und manches aus Striegau liegt heute im Staatsarchiv in Breslau. Sie habe aber auch schon Anfragen aus Polen erhalten, merkt Christel Droste an. Personenstandsbücher aus Lübbecke, Preußisch Oldendorf und Stemwede werden in den Räumen am Wiehenweg digitalisiert, dafür gibt es eine Station im Stadtarchiv. &bdquo;Jeder Eintrag wird erfasst und gescannt“, merkt Christel Droste an. Dann können die Daten auf den PC eines Nutzers übertragen werden. Dieses Angebot werde von Menschen sehr stark nachgefragt, die Familienforschung betrieben. Auf diese Weise könne man schnell Hinweise finden. Das sei nicht nur für die Familienforschung wichtig, sondern auch für Gerichte oder bei der Ermittlung von Erben. Dieses Angebot hat das Stadtarchiv Lübbecke in digitaler Form, aber nach Angaben Drostes auch ausgedruckt für diejenigen Menschen, die ungern mit einem PC arbeiten. Absolut tabu bei Archivalien sind nach Angaben von Christel Droste Klammern oder Kunststoffe etwa in Form von Hefterrücken oder Klarsichtfolien. Metall kann das Papier ebenso angreifen wie die Weichmacher in Kunststoffen. Als Beispiel zeigt Droste eine Folie, in der ein mit Schreibmaschine geschriebenes Dokument aus der Zeit um 1980 steckte. Die Farbe haftet nicht mehr am Papier, sondern auf der Folie. Christel Droste: &bdquo;Wir haben ein supertolles ehrenamtliches Team, das die Archivalien von Metall und Kunststoff befreit.“ Zudem paginiere das Team die Archivalien auch, versehe sie mit Seitenzahlen. Das sei bei alten Akten sehr wichtig, um später richtig zitieren zu können. Buch gibt Einblicke: Das dunkelste Kapitel in Stemwedes Geschichte

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