Lübbecke feiert 1.250. Geburtstag: Was für das Jubiläumsjahr geplant ist

Lübbecke. Nur noch wenige Tage, dann ist es soweit, dann stoßen die Menschen auf das Jahr 2025 an. In Lübbecke können die Bürgerinnen und Bürger auf ein besonderes Jahr anstoßen. 2025 ist das Lübbecker Jubiläumsjahr. Dann jährt sich die erste urkundliche Erwähnung zum 1.250. Mal. Das soll gefeiert werden und auch die großen Feste in der Stadt dürften im Zeichen des Jubiläums stehen. Grund, auf den Geburtstag ihrer Stadt anzustoßen, werden die Bürgerinnen und Bürger Lübbeckes auch beim Bürgerschützenfest, beim Bierbrunnenfest und natürlich auf dem Blama haben. Was im kommenden Jahr friedlich gefeiert werden soll, hat seinen Ursprung in einer wenig friedlichen Zeit. Rückblende ins achte Jahrhundert: Die Franken unter dem späteren Kaiser Karl dem Großen führen Krieg gegen die Sachsen. Die Franken wollen die Sachsen christianisieren und unterwerfen. Natürlich geht es dabei auch um territoriale Fragen. Die Franken wollten sächsische Gebiete in ihr Reich eingliedern. Am Nordhang des Wiehengebirges schlagen die Franken im Jahr 775 ein Lager auf. Später wird hier eine Passstraße über das Gebirge führen, die heutige Bundesstraße 239. Die Franken lagern 775 in Hlidbeki, dem Hauptort des sächsischen Hlidbeki-Gaus. An diesem Ort werden sie von Sachsen überfallen, es gibt ein blutiges Gemetzel. Dieser Überfall in Hlidbeki wird in den fränkischen Reichsannalen zum Jahr 775 erwähnt. Hlidbeki ist das heutige Lübbecke und im Jahr 2025 jährt sich die Ersterwähnung Lübbeckes zum 1.250. Mal. Lübbecke zählt zu den ältesten Orten der Region Um das zeitlich einzuordnen: Minden wird in den fränkischen Reichsannalen erstmals 798 erwähnt, das Bistum wird um 800 gegründet. Das Bistum Osnabrück wird um 780 gegründet. Lübbecke zählt in der Region damit zu den ältesten Orten. Die urkundliche Ersterwähnung von Levern, Wehdem und Pr. Oldendorf folgte erst im Jahr 969. Aus Hlidbeki entwickelte sich Lübbecke. Der Mindener Bischof Volquin von Schwalenberg als Landesherr verlieh Lübbecke im Jahr 1279 die Stadtrechte. Daran erinnert am alten Rathaus am Markt ein Relief. Angebracht wurde es 1979, als die Lübbecker das 700. Jubiläum der Stadtrechte-Verleihung feierten. Eine Stadt musste auch geschützt werden, denn im Mittelalter gab es immer wieder unruhige Zeiten. Für die Lübbecker dürfte der Bau der Stadtmauer ein Kraftakt gewesen sein. Die Stadtmauer hatte auch Türme und Tore, denn Lübbecke lag schon damals an einer bedeutenden Kreuzung von zwei Handelswegen. Die heutige Bundesstraße 65, damals ein alter Handelsweg, verband Teile der heutigen Niederlande mit Osnabrück, Minden und Braunschweig und führte weiter in Richtung der Metropole Magdeburg. Ein anderer alter Handelsweg, die heutige Bundesstraße 239, verband unter anderem die Hansestadt Herford mit nordwestdeutschen Territorien und führte weiter Richtung Bremen. An die vier Tore erinnern noch heute Straßennamen – an das Ostertor, das Niedertor und das Bergertor. Westertor gab Einkaufszentrum seinen Namen Das Westertor, durch das die Menschen Lübbecke in Richtung Osnabrück verließen, gab vor wenigen Jahren einem neuen Einkaufszentrum seinen Namen. Anfang des 19. Jahrhunderts war eine Stadtmauer nicht mehr notwendig. Der Verlauf der Befestigung aber ist im Stadtbild in Teilen bis heute präsent. Straßennamen wie &bdquo;Hinter der Mauer", Geistwall oder Niederwall erinnern die Stadtmauer – und das Stadtführer-Team tut das, wenn der Stadtrundgang etwa am Geistwall entlangführt. Lübbecke musste auch gegen heranrückende Feinde verteidigt werden. Das übernahmen die Bürger selbst. Eine mittelalterliche Bürgerwehr entstand, die Keimzelle des Lübbecker Bürgerschützen-Bataillons. Das wurde 1492 erstmals urkundlich erwähnt, dürfte aber viel älter sein. Das Bürgerschützen-Bataillon ist die älteste bürgerschaftliche Vereinigung Lübbeckes. Auch heute engagieren sich hier Jung und Alt, das Bataillon mit seinen einzelnen Einheiten verbindet die Menschen. Einmal im Jahr traten die Bürger zum Schießen an. Aufgefordert wurden sie dazu vom Bürgermeister. Der war und ist bis heute der oberste Dienstherr des Bürgerschützen-Bataillons. Daraus hat sich das Bürgerschützenfest entwickelt, das bis heute Anfang Juni gefeiert wird. Das Fest folgt den alten Traditionen. Vor Beginn des Königsschießens wird aus den Kriegsstatuten des Bataillons vorgelesen. Die reichen zurück ins Mittelalter. Danach nimmt der Bürgermeister die Gewehre ab, dann können sie beim Königsschießen eingesetzt werden. Im Jubiläumsjahr wird diese Aufgabe noch einmal der scheidende Bürgermeister Frank Haberbosch übernehmen. Die besten Schützen sicherten sich Steuerfreiheit Mit dem Schießen wurde nicht nur für den Verteidigungsfall geübt: Die besten Schützen sicherten sich nicht nur die Königswürde der geraden und der ungeraden Hausnummern, sondern auch ein Jahr Steuerfreiheit. Diese Steuerfreiheit gibt es heute nicht mehr. Aber jeder, der auf dem Schützenplatz zum König proklamiert wird, wird diesen Moment niemals vergessen. Erleben können das die Lübbeckerinnen und Lübbecker und ihre Gäste wieder vom 13. bis 15. Juni. Dann wird das 533. Bürgerschützenfest gefeiert. Und wer weiß, vielleicht sorgt die Aussicht, König in Lübbeckes Jubiläumsjahr zu werden, für einen besonders großen Andrang. Wenige Wochen später steigt dann vom 4. bis 6. Juli auf dem Marktplatz &bdquo;1250 Jahre Lübbecke – das Stadt-Theater-Spektakel". Auf der Bühne im Herzen Lübbeckes steht an drei Abenden die Stadtgeschichte im Mittelpunkt. Ein kreatives Team wird dabei von vielen Lübbeckerinnen und Lübbeckern unterstützt, die sich bei dem Spektakel einbringen. Zu erzählen gibt es viel. Wer weiß schon, dass die St.-Andreas-Kirche nicht nur der evangelischen Kirchengemeinde Lübbecke gehört, sondern zum Teil auch dem Land NRW als Rechtsnachfolger des einstigen Andreasstifts? Und es war eine Synode in Lübbecke mit dem Mindener Bischof Franz von Waldeck, bei der 1549 die Einführung der Reformation im Bistum Minden beschlossen wurde. Auf die Dänen war man in Lübbecke nach dem Dreißigjährigen Krieg nicht gut zu sprechen und nach dem Stadtbrand 1705 mussten Teile der Stadt wieder aufgebaut werden. Bier der Brauerei Barre schaffte es auf die Atlantik-Dampfer Im 19. Jahrhundert entstanden bekannte Firmen wie die Brauerei Barre, deren Bier es sogar bis auf die Atlantik-Dampfer des Norddeutschen Lloyd schaffte. Lübbecker Bier wurde auf dem Weg nach Amerika ausgeschenkt. Vereinfacht wurde der Transport des Bieres zu den Häfen 1899 durch den Bahnanschluss – und wurde noch besser, als mit der Verlängerung der Bahn bis Bassum Anschluss an die Hauptstrecke nach Bremen und Hamburg gegeben war. Es gibt aus jener Zeit sogar noch eine gefüllte Bierflasche, die vielleicht die älteste befüllte Bierflasche ist. Wiedergefunden wurde diese Flasche Barre Bier einst in einem Büro der Lübbecker Firma Gerlach. Diese Flache überstand Kriege. Sie überstand das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte, in dem auch in Lübbecke fanatische Nazis den Ton angaben, Andersdenkende verfolgten und Mitbürger jüdischen Glaubens entrechteten und in die Todeslager deportierten. Die Briten machten dem braunen Terror ein Ende, sie befreiten den Landkreis Lübbecke am 4. April 1945. Sie blieben bis Mitte Juni 2019. Aus der einstigen Gau-Schulungsburg, in der die Nazis ihre verbrecherische Ideologie jungen Menschen indoktrinieren wollten, wurde ein britisches Offiziers-Casino und dann das Church House, ein Ort der Begegnung. Die Briten wurden von Besatzern zu Freunden und sind untrennbar mit Lübbeckes Geschichte verbunden. Nebenbei: Lübbecke war zeitweise zentraler Ort für die Briten in ihrer Besatzungszone. Sie war nicht immer gut, die alte Zeit. Auch nicht in Lübbecke. Und nicht nur das 20. Jahrhundert hatte furchtbare Zeiten. Der &bdquo;Peststein" auf der Nordseite der Andreaskirche erinnert nicht nur an den Abschluss der Kirchenerweiterung 1350, sondern auch an eine Judenverfolgung. Sie wurden für die Pest verantwortlich gemacht. Im Stadtarchiv ist eine Urkunde erhalten, die Bischof Anton von Minden am 14. November 1595 ausstellte. Darin erlaubte er Lübbecke, die dort lebenden Juden auszuweisen. Sie sollten angeblich den Handel gestört haben. Humorvolle Fußnote der Geschichte Seit fast 76 Jahren herrscht Frieden in diesem Land. Verglichen mit früheren Problemen mutet das, worüber heute gestritten wurde und wird, nur wie eine humorvolle Fußnote der Geschichte an. Die Diskussion um ein Autokennzeichen etwa. Manche wünschen sich heute das LK-Kennzeichen zurück, das Autokennzeichen des früheren Kreises Lübbecke. Den Landkreis gab es ab 1832, als Rahden den Kreisstadt-Status an Lübbecke abgeben musste. Der Landkreis Lübbecke hatte Bestand bis 1973. Mit der Gebietsreform entstand der neue Kreis Minden-Lübbecke, MI ersetzte auf den Autos LK. 1973 entstand auch die Stadt Lübbecke in ihrer heutigen Ausdehnung. Auch wenn einige Orte bis 1973 einem anderen Amt angehörten: Heute sind die Menschen Bürgerinnen und Bürger der Stadt Lübbecke. Und sie alle können bald auf das Jubiläum ihrer Heimatstadt anstoßen. Es sind nur noch wenige Tage.

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