ÖPNV wird für Lübbecke bald unerschwinglich

Lübbecke. Warten auf den Bus Richtung Minden: Am Busbahnhof Niederwall in Lübbecke halten auch die Busse der belieben Schnellbuslinie 513. Das gesamte ÖPNV-Angebot wird für die Stadt Lübbecke aber immer teurer. Warum das so ist und warum das nur schwer beziehungsweise fast unmöglich ist, daran etwas zu ändern, darüber referierte kürzlich im Ausschuss für Infrastruktur der Stadt Lübbecke der Geschäftsführer der Minden-Herforder-Verkehrsgesellschaft, Achim Overath, der auf Einladung der Stadt und der Kommunalpolitik der Stadt Lübbecke in die ehemalige Kreisstadt gekommen war. Denn dort steigt, ebenso wie in den anderen Kommunen im Geltungsbereich der Verkehrsgesellschaft, vor allem seit der Corona–Krise von Jahr zu Jahr der Zuschussbedarf für den öffentlichen Personenverkehr (ÖPNV). Warum dies so ist, darüber sollte der Geschäftsführer der MHV einmal genauer Bericht erstatten. Eigentlich hat sich nichts am Linienbusangebot im Bereich Lübbecke verändert, und dennoch muss die Stadt inzwischen unglaublich hohe Zuschüsse dafür zahlen. Die eine Ursache dafür gibt es nicht. Aber billiger wird es wohl auch nicht mehr werden, wie Overath deutlich machte. Hier nun eine kleine Aufschlüsselung, wie überdeutlich der Zuschussbedarf - zuletzt gar explosionsartig - in den vergangenen Jahren angestiegen ist. Es gibt mehrere Gründe für das höhere Defizit Vor vier Jahren trug sich der Öffentliche Personen-Nahverkehr (ÖPNV) im Bereich Lübbecke noch. Doch aus der schwarzen Null wurden hohe Zuschüsse, die die Stadt an die Minden-Herforder Verkehrsgesellschaft MHV zu leisten hat: Erst 350.000 Euro, dann 680.000 Euro und das allerneueste Defizit liegt gar bei gut anderthalb Millionen Euro, die Lübbecke sozusagen &bdquo;zuschießen“ muss, um den öffentlichen Personenverkehr überhaupt am Laufen zu halten. Der MHV-Geschäftsführer erläuterte in seinem Vortrag, dass es mehrere Gründe gebe, warum sich das Defizit im ÖPNV deutlich erhöht habe. Seit 2010 habe sich die branchenspezifische Betriebskostensteigerung jährlich im Schnitt bei anderthalb bis drei Prozent ergeben. Doch dann kamen der Ukraine-Krieg mit dem sofortigen Anstieg der Dieselpreise um 30 bis 40 Prozent hinzu, 2023 folgte die Inflation mit dem allgemeinen Anstieg energieabhängiger Kosten, allgemeine Kosten sowie Löhnen. Und 2024 zogen die Lohnkosten deutlich nach, mit einem Tarifabschluss am 1. Januar 2024 um rund 15 Prozent, erläuterte Overath. Er rechnete die durchschnittlichen Betriebskosten und Erlöse je gefahrenen Kilometer von 2018 bis 2024 im MHV-Raum aus. Noch 3,05 Euro betrugen sie 2018 und liegen nach neuesten Berechnungen in diesem Jahr bei 4,30 Euro. Somit steigt das gesamte Defizit zwischen 2019 und 2024 um den Faktor 7,5, errechnete er. Und das, obwohl es einen Corona-Rettungsschirm in den Jahren 2020 und 2021 gegeben habe, das Corona-Neun-Euro-Ticket 2022 eingeführt und 2023 und 2024 das 49-Euro-Ticket als Rettungsschirm fungiere. Für das gesamte Kreisgebiet liegt die Prognose beim Finanzbedarf im ÖPNV im Kreisgebiet Minden-Lübbecke bei insgesamt fast 13 Millionen Euro, im gesamten MHV-Gebiet liegt er bei 23,5 Millionen Euro. Bürgermeister sieht Entwicklung kritisch Bürgermeister Frank Haberbosch sieht diese Entwicklung insgesamt äußerst kritisch. Er erinnerte daran, ebenso wie auch Achim Overath selbst, dass man beim Kreis gerade dabei sei, einen neuen Nahverkehrsplan zu entwickeln und dort auch viele Wünsche aus der Politik eingearbeitet würden, so das Stadtoberhaupt. Grundsätzlich sei der Gewährsträger für den ÖPNV der Kreis selbst, der damit mit den Kommunen in einem Boot säße. Das müsse unbedingt berücksichtigt werden, so Haberbosch, wenn man einen neuen Masterplan entwickele. Er zeigte sich nicht sehr erfreut darüber, dass jetzt immer mehr Workshops angeboten würden, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzten und dort viele Wünsche einfließen würden. &bdquo;Aber wir tun letztendlich so, als wenn wir in einem Wolkenkuckucksheim sitzen, wo man sich einfach nur etwas aussuchen kann und das wird dann schon irgendwie finanziert. So ist das aber nun einmal nicht“, erinnerte Haberbosch an die Verantwortung der Kreispolitiker und auch der dortigen Vekehrsplanung. Grundsätzlich sei es gut, einen Masterplan für die Nahverkehrsplanung zu entwickeln. Linie 513 &bdquo;auf keinen Fall verändern“ Auch der Wunsch nach einer Schnellbuslinie, die von Lübbecke nach Minden gehe und dabei Hüllhorst und Bad Oeynhausen ansteuere, sei sicherlich ein großer Wunsch und auch richtig. Lübbeckes Bürgermeister stellte auch fest, dass die bewährte Linie 513 und deren Linienführung &bdquo;auf keinen Fall verändert werden darf“. &bdquo;Aufgabe wäre falsch, dann brechen uns die Kunden endgültig weg“, so Achim Overath. Dies sei auch das Ergebnis vieler Workshops. &bdquo;Wir brauchen uns nicht darüber unterhalten, wie wir den ÖPNV ausbauen können oder sollen, wir müssen uns damit wahrscheinlich abfinden, ihn vielleicht sogar reduzieren zu müssen, wenn sich die finanzielle Entwicklung weiterhin so darstellt“, so die Meinung von Bürgermeister Frank Haberbosch. In diesem Zusammenhang brach der MHV-Geschäftsführer auch die Lanze für die Linie 513, die &bdquo;unbedingt so weiterlaufen muss“. Sie habe sich 20 Jahre lang &bdquo;so zu einem Erfolgsprojekt entwickelt“. Als schwierig empfindet Overath die Diskussion über eine Anbindung der niedersächsischen Orte Bohmte und Lemförde an das Nahverkehrsnetz der MHV. Dies sollte man eher &bdquo;nachrangig behandeln“ und sei auch &bdquo;überhaupt nicht in Stein gemeißelt“, stellte er gegenüber den Mitgliedern des Lübbecker Infrastrukturausschusses fest.

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