Bekannter Oldtimer mit Geschichte in Lübbecke wieder aufgetaucht

Lübbecke. Die meisten Häuser überdauern ein Menschenleben. Bei Autos ist das in der Regel nicht so. Umso erstaunlicher und seltener ist, dass nun ein altes &bdquo;Schätzchen“ wieder aufgetaucht und entsprechend bestaunt wurde. Hier ist die Geschichte: Es ist mittlerweile 24 Jahre her, da erfuhr Jörg Steinkamp aus Rieste bei Osnabrück über Umwege, dass beim Lübbecker Renault-Händler Dieter Bekemeier an der Bohlenstraße ein damals schon betagter Mercedes 180 Diesel zu verkaufen ist. Man wurde sich schnell handelseinig und für 12.000 DM wechselte er den Besitzer. Auto wurde zunächst ins Osnabrücker Land entführt Jörg Steinkamp: &bdquo;Ein Oldtimer in so einem perfekten Erhaltungszustand – nahezu original – fand man schon 1999 nicht so oft, und das zu einem bezahlbaren Preis.“ Im April reiste Jörg Steinkamp dann mit vier seiner besten Freunde an und entführte das Auto, von dessen langer Lübbecker Geschichte er nichts ahnte, ins Osnabrücker Land. &bdquo;Ich brauchte bislang nicht allzu viel an dem Daimler machen, der ist noch echte Wertarbeit!“ sagt Steinkamp. Damals hatte der W120 180 D Ponton erst gut 90.000 Kilometer auf der Uhr, mittlerweile sind es knapp 120.000. Mehr zu Freizeit-Themen im Kreis Herford und Kreis Minden-Lübbecke finden Sie in unserem Spezial "Lifestyle, Gastro, Shopping" Kontakt über das Internet Im vergangenen Winter wollte der stolze Mercedes Fan etwas mehr über die Vorbesitzer seines Autos erfahren. Er konnte sich dunkel erinnern, dass Renault-Händler Bekemeier und sein Freund damals etwas von einer Zigarrenfabrik erzählt hatten. Nach kurzer Recherche landete Steinkamp glücklicherweise auf der Webseite zigarrenfabrik-blase.de. Er nahm Kontakt zu Hobbyhistoriker Volker Knickmeyer auf, und man kam überein, sich kennenzulernen und dem vierrädrigen Schätzchen seine alte Heimat zu zeigen. Der 180 D von 1958 gehörte zuerst der Familie Blase, die damals noch Besitzerin der großen Zigarrenfabrik an der B 239 war. Später, genau genommen seit 1983, gehörte das Auto dem bekannten Lübbecker Paul Höinghaus, der nicht nur ein edles Möbelhaus an der B 65, schräg gegenüber von Bekemeier, sein Eigen nannte, sondern auch ein Faible für schöne Autos hatte. Vor wenigen Tagen kam es nun endlich zum lang ersehnten Treffen. Jörg Steinkamp hatte seine Freunde von damals mitgebracht und so kamen sie gemächlich an einem Samstagnachmittag in Lübbecke an. Der alte Diesel tut zwar seine Pflicht, aber er hat nur 43 PS, und voll beladen fährt er nicht schneller als 80 km/h. So waren die fünf Herren relativ lange unterwegs. Termin war an der alten Blase-Villa Anlässlich des Erinnerungstreffens durfte der Daimler dann sein altes Lübbecker Kennzeichen LK-S 448 tragen. Volker Knickmeyer hatte im Frühjahr schon Anuschka Blase, die Enkelin vom letzten Firmenchef August Blase, informiert und auch sie kam zum Fototermin, standesgemäß an der alten Blase Villa am Gallenkamp. 1934 ließ August Blase das außergewöhnlich designte Haus errichten. Allzu viel Freude hatte Familie Blase aber nicht daran, nur 11 Jahre später wurde es von der Britischen Army of the Rhine beschlagnahmt und diente lange als Dienstsitz der Armeeführung. Heute ist es im Besitz der Familie Hüsken, die die Autofans auf ihrem Grundstück willkommen hieß. Nach einem Rundgang zu einer anderen ehemaligen Villa der Familie Blase endete der gemeinsame Erinnerungsnachmittag im Garten von Hüskens Nachbar Karl-Friedrich Reisebrink mit einem alkoholfreien Barre. Reisebrink, sonst eher in Sachen Lübbecker Bürgerschützen unterwegs, hatte geholfen, das Autotreffen zu ermöglichen. Dem Maybach auf der Spur Die Firma Blase war im 1. Drittel des letzten Jahrhunderts größter Zigarrenhersteller Deutschlands und erzielte in den 1930er Jahren enorme Gewinne, alte Bilanzen zeigen Jahresüberschüsse von jeweils über sieben Millionen Reichsmark - so konnte man sich locker einen Maybach leisten. Diese Modelle waren sündhaft teuer und selten, sie wurden von 1936 bis 1940 gebaut. David Scheffel aus Berlin, der die Geschichte dieser alten deutschen Edelmarke aufarbeitet, stieß ebenfalls auf die Blase-Webseite und bat Volker Knickmeyer, in Richtung Blase-Maybach weiter zu forschen. Seine Recherche im Kommunalarchiv in Minden war erfolglos, hier waren nur Bruchstücke alter KFZ-Akten zu finden, aber Hildegard Oepping, die mittlerweile über 90-jährige Tochter des ehemaligen Cheffahrers der Blase AG, Herrmann Kölling, konnte sich im Gespräch mit Volker Knickmeyer erinnern, dass der dunkelgrüne Maybach vor den Engländern versteckt wurde. Als Kind beeindruckten sie nicht nur die edlen braunen Ledersitze, sondern die ganze edle Erscheinung des Cabrios. Offensichtlich hat Blase das dann doch noch konfiszierte Cabrio zurück bekommen, denn es existiert ein Schwarzweißfoto von 1950. Knickmeyer vermutet, dass der Maybach irgendwann im ehemaligen Nettelstedter Automuseum von Erwin Hucke gelandet ist, das ist jedoch reine Spekulation. Es bleibt alles sehr spannend Das kleine Museum wurde später aufgelöst, und die Exponate landeten größtenteils im Automuseum Bad Oeynhausen. Als auch dieses aufgelöst wurde, kamen einige Klassiker nach Melle. Jörg Steinkamp und seine vier Freunde aus dem Osnabrücker Land bekamen so gleich einen &bdquo;Arbeitsauftrag“ von Volker Knickmeyer mit. Sie sollen recherchieren, ob im Automuseum Melle vielleicht noch das alte Blase-Maybach Cabrio der Baureihe SW 38 steht. Es bleibt also spannend

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