Einst bekannteste Brennerei der Region: Die Geschichte hinter Niederstadt aus Lübbecke

Lübbecke. Es war die Zeit, als es noch reichlich Gaststätten und Kneipen in Lübbecke gab: &bdquo;Spilkers Heinz“ mit seinem Bürgerpark, &bdquo;Ührken“, &bdquo;Hein-Wegener“, &bdquo;Ratsschenke“, &bdquo;Alte Backstube“, &bdquo;Gaststätte zur Reineburg“, &bdquo;Blase“ in Gehlenbeck und viele mehr. Und es war die Zeit, in der noch wesentlich mehr Alkohol getrunken wurde als heute. Der sonntägliche Frühschoppen, zumeist von Männern besucht, gehörte für viele zu einem geregelten Wochenablauf. Außer der Brauerei Barre gab es viele Jahre noch weitere Alkoholproduzenten in Lübbecke: Alfred Großer, gegründet 1829, war wohl die älteste von ihnen. Darüber hinaus noch Gebrüder Lübking, Carl Müller junior, Carl Pötting sowie August Watermann. Bis 1981 gab es die Firma Franz Hanke – unweit der Polizei an der Osnabrücker Straße. Beliefert wurde von Hanke vorwiegend die heimische Gastronomie. Die Schnapsbrennerei Friedrich Niederstadt war die wohl bekannteste Brennerei der Region. Ältere Lübbecker können sich noch an den letzten Standort erinnern: Als der Marktkauf an die Osnabrücker Straße wechselte, musste das alte, teils baufällige Firmengelände der Friedrich Niederstadt KG, Steinhäger- und Kornbrennerei weichen. Teil 1 der Serie: Louis Barre war Braupionier Lübbeckes Firmen- und Familiengeschichte ist eng verwoben 1977 bekam Niederstadt Zahlungsschwierigkeiten und das Gewerbe in Lübbecke wurde abgemeldet. Die große Zeit des Schnapstrinkens war vorüber, der Konzentrationsprozess bei Brauereien und Brennereien im vollen Gange. Im selben Jahr übernahm die Firma Peter May aus Erftstadt bei Köln die Produktionsstätten und Markennamen in Lübbecke sowie Steinhagen. In Steinhagen wurde noch bis in die 1990er-Jahre, teils in Kooperation mit anderen Firmen, weiter produziert. Die Geschichte Niederstadts ist nicht sonderlich gut dokumentiert. Fest steht, dass das Gewerbe für &bdquo;Destillation“ sowie eine Wein- und Likörhandlung, Osnabrücker Straße 73, am 13. Oktober 1916 bei der Stadt Lübbecke angemeldet wurden. Bereits um die Jahrhundertwende gab es laut Stadtarchiv (siehe Buch Helmut Hüffmann /Stadtansichten) eine &bdquo;Destille“ in einem bescheidenen Haus an der nördlichen Seite der Langen Straße 50, nähe Bäckerstraße. Unternehmensgründer Friedrich Carl Niederstadt war ein wahrlich umtriebiger Geschäftsmann: Schon 1917, der Erste Weltkrieg war noch nicht beendet, gründete er zusätzlich in Kooperation mit einigen Getreide liefernden Landwirten im Lübbecker Umland die Landwirtschaftliche Korndickmaischbrennerei GmbH. Das belegt das Gewerberegister im Stadtarchiv. Diese große Brennerei hatte sich am 2. Januar 1918 um die Lieferung von Trinkbranntwein für das &bdquo;Feldheer“ beworben. Hier ging es um die enorme Menge von 85.000 Litern. Der Wert betrug fast 200.000 Mark. Teil 2 der Serie: Wie Gerlach die Fußpflege revolutionierte Abfüllkapazitäten in Steinhagen wohl nicht gegeben Friedrich Carl Niederstadt hatte neben Friedrich und Heinrich noch die Töchter Caroline, Anni und Mathilde. Die &bdquo;Dampf-Steinhäger-Brennerei des echten besten doppelten Steinhäger“ im westfälischen Steinhagen führte wenige Jahre nach Gründung 1908 Friedrichs Bruder Heinrich Niederstadt. Die Firmenbezeichnung der KG lief aber überall unter Friedrich Niederstadt. Da die Abfüllkapazitäten in Steinhagen wohl nicht gegeben waren, wurden große Gebinde nach Lübbecke in die Lange Straße 52 gebracht, dort abgefüllt und an die Endkunden verschickt. Wie auch heute noch durfte Steinhäger nur so heißen, wenn er auch in Steinhagen gebrannt wurde. Dort gab es lange zahlreiche namhafte Brennereibetriebe. Charakteristisch für alle Steinhäger: die braune Flasche, oft sogar aus gebranntem Ton. Diese ist auch heute noch das Symbol der Stadt. Über Mitarbeiterzahlen des kleinen Alkohol-Imperiums vor dem Zweiten Weltkrieg kann nur spekuliert werden. Auf dem im Archiv befindlichen Briefkopf ist allerdings eine imposante Gebäudeansammlung zu sehen. Außer dem Hauptwerk Lübbecke gab es Mitte der 1920er-Jahre das Schwesterwerk in Steinhagen – ein Zweigwerk &bdquo;Brennerei Rittergut Schwarzholz“ im Kreis Stendal, ein weiteres in Langerwehe im Rheinland sowie eine Strohhülsenfabrik in Nettelstedt. Das lässt darauf schließen, dass Niederstadt einst eine große Nummer war und in seiner Blütezeit Hunderte Mitarbeiter hatte. Der Ursprung aller Niederstadt-Betriebe liegt in Sachsen-Anhalt. Die &bdquo;Freie Presse“, Vorläufer der Neuen Westfälischen, berichtete 1951 unter der Überschrift &bdquo;Ausgezeichneter Steinhäger“. Für hervorragende Leistung erhielt die Firma Friedrich Niederstadt damals auf der Hotel- und Gaststätten-Landesfachschau Nordrhein-Westfalen in Münster eine goldene Medaille. Außer der Gestaltung der Kundenwerbung war die Qualität des von der Firma Niederstadt hergestellten Steinhägers für die Bewertung ausschlaggebend. Teil 3 der Serie: Zigarre &bdquo;Erntekrone“ schaffte es sogar ins Werbefernsehen Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es weiter Im Wirtschaftsteil der Neuen Westfälischen erschien dann im August 1961 folgender Nachruf: &bdquo;Kurz vor Vollendung des 72. Lebensjahres verstarb nach längerer schwerer Krankheit der Brennereibesitzer Heinrich Niederstadt, der Gründer der bekannten Steinhägerbrennerei. Schon in frühester Jugend war Heinrich Niederstadt in seinem väterlichen Brennereibetrieb in Lübbecke tätig. Nach seiner Ausbildungszeit als Kaufmann und Brenner, die ihn unter anderem nach Düsseldorf führte, kam Heinrich Niederstadt im Jahre 1910 nach Steinhagen und legte dort den Grundstein zu der Brennerei, die zu den Firmen gehört, durch die das Steinhägerdorf in allen Teilen der Welt bekannt wurde. Wenn der Betrieb aus kleinsten Anfängen heraus zu seiner heutigen Größe emporsteigen konnte, so ist dies der Zielstrebigkeit, dem Fleiß und dem Pflichtbewusstsein seines Gründers, den seine Geschäftsfreunde als einen &bdquo;wahrhaft körniglichen Kaufmann“ bezeichneten, zu verdanken ().“ Auch heute gibt es noch Niederstadt-Fans. Der Lübbecker Karl-Friedrich Reisebrink sammelt schon länger gelegentlich volle Flaschen von Niederstadt. Bis ihm vor wenigen Jahren bei Ebay eine ganze Palette unterschiedlichster Sorten auffiel und er zuschlug. So ist er wahrscheinlich einer der ganz wenigen Lübbecker, der eine repräsentative Sammlung daheim hat. Diese hat fast schon Museumscharakter. Auch Reinhard Knost aus Lübbecke nennt eine kleine Flaschensammlung sein Eigen. Fast schon legendär waren Niederstadts Kultgetränke aus den 1970er-Jahren &bdquo;Sauern mit Persico“ und Apfelkorn. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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