Lübbecker "Kunstwerk" schließt: Inhaber kritisiert die Stadt für Vergnügungssteuer

Lübbecke. Vor knapp zwei Jahre hatte die Eventlocation "Kunstwerk" an der Niedernstraße 41 geöffnet, jetzt ist auch schon wieder Schluss. Das hat Inhaber Alexander Breuer im Gespräch mit der NW bestätigt. Am 1. April soll die letzte Party unter dem Motto "Time Is Over - Kunstwerk Closing Party" in dem Club stattfinden, das sei "kein Aprilscherz". In der Partykneipe fanden unterschiedliche Veranstaltungen statt, vom Bierpong-Tunier, über die Technoparty oder dem Electronic Floor war vieles dabei. Sie war auch Teil des "1. Lübbecker Kneipenfestivals". Die Disco soll sogar einen richtig guten Start gehabt haben, so der Inhaber. Und das inmitten der Coronazeit. Im August 2021 eröffnete der Laden zum Tag der Biergärten. "Die ersten Monate liefen richtig gut", sagt Breuer. Dann sei die Phase gekommen, in der alle wieder öffnen durften und es sei schlechter für sie gelaufen. "Alle Hochzeiten oder Feste wurden nachgeholt und bei uns war nichts mehr los", erinnert sich der Lübbecker. Dabei müssten nur 100 bis 200 Gäste pro Tanzabend kommen, um den kleinen Laden am Laufen zu halten. "Alle sagen, dass es schade ist, dass wir schließen und dass Lübbecke eine solche Location braucht, aber es kommt keiner her", sagt der 29-Jährige. Er selbst komme aus dem Marketing-Bereich und habe bei der Bewerbung der Disco auf Social Media, aber auch über andere Kanäle alle Register gezogen. Vergeblich. Selbst das Weihnachtsgeschäft, für die Gastro- und Ausgehszene eine der lukrativsten Saisons, sei schlecht gelaufen. Dass es erst so gut lief und später dann nicht mehr, sei eine typische Diskothekenkrankheit, so Breuer. Er habe beruflich mit solchen Eventlocations zu tun und kenne einige, bei denen der anfängliche Hype mit der Zeit nachlasse. Ursachen für das schlechte Geschäft habe es mehrere gegeben. Zum einen spiele die Inflation eine Rolle, zum anderen der Ruf der Innenstadt. "Als Lübbecker geht man hier nicht aus", sagt der 29-Jährige, der gebürtig aus der Stadt kommt. "Als ich den Laden geöffnet hatte, dachte ich, dass es doch nicht so schwierig sein kann, hier eine Disco zu betreiben", sagt Breuer und fügt hinzu, "jetzt weiß ich es besser." Kritik an Vergnügungssteuer Insbesondere die Vergnügungssteuer, die er an die Stadt abtreten muss, ärgert den 29-Jährigen. 2021 habe er aufgrund der Pandemie keine zahlen müssen, derzeit seien es 15 Prozent. "Die Stadt muss diese Steuer auch nicht einfordern. Für mich ist es viel Geld, aber für sie ein Tropfen auf dem heißen Stein", argumentiert Breuer. Tatsächlich können Gemeinden entscheiden, ob sie von der Ermächtigung Gebrauch machen. Daher sind Vergnügungsteuern in Deutschland sehr unterschiedlich gestaltet. Stadtsprecher Andreas Püfke hält gegen die Argumentation von Alexander Breuer. Der Rat der Stadt Lübbecke habe erst im vergangenen September den Steuersatz für gewerbliche Tanzveranstaltung von 22 auf 15 Prozent gesenkt. Die Stadt Rahden lege einen Hebesatz von 20 Prozent auf Eintrittspreise zu Tanzveranstaltungen an, Espelkamp nehme 22 Prozent und Minden 24 Prozent. Werde kein Eintrittsgeld erhoben, erfolge die Erhebung nach der Gro?ße des genutzten Raumes. "Die Vergnügungssteuer ist eine Bagatellsteuer im engsten Sinne des Wortes", so der Stadtsprecher. "Als Faktor für den wirtschaftlich auskömmlichen Betrieb eines Tanzlokals ist sie vernachlässigbar, um nicht zu sagen: bedeutungslos." Wenn man sich die Zahlen im Haushalt von Lübbecke anschaut, gilt dies auch im gleichen Maße für die Stadt: Von den fast 43 Millionen Euro an Steuereinnahmen, mit denen die Stadt in diesem Jahr rechnet, entfallen etwa 90.000 auf die Vergnügungssteuer, die nicht nur auf Tanzveranstaltungen erhoben wird, sondern auch auf zahlreiche andere Aktivitäten. Räumlichkeiten gehören Barre Doch wie geht es jetzt für Breuer und sein Team weiter? Hauptberuflich arbeite er bei Plümat in Espelkamp, auch seine fünf Mitarbeiter und die freien Mitarbeiter hätten den Job nebenberuflich gemacht und seien daher finanziell abgesichert. "Das war für sie mehr wie ein bezahltes Hobby, wie für andere das Tennisspielen", so der Disco-Inhaber. Die Räumlichkeiten habe er gepachtet und gehörten Barre. Was nach dem Ende von dem Kunstwerk in die Hausnummer 41 einzieht, das wisse er noch nicht. Schade findet Breuer vor allem, dass es in Lübbecke einen Ort weniger zum Feiern gehen gibt. "Es gibt nur noch Schützenfeste und den Blasheimer Markt, vielleicht noch das Kneipenfestival", so der 29-Jährige.

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