Umbau der Kliniklandschaft: B 239 könnte eine wichtige Rolle spielen

Lübbecker Land. Der Verwaltungsrat der Mühlenkreiskliniken hat eine Entscheidung auf den Weg gebracht und am Dienstag, 1. Februar, ist dann der Minden-Lübbecker Kreistag an der Reihe. Gesucht wird ein neuer Klinik-Standort im Lübbecker Land. An dem sollen die bisherigen Krankenhäuser Lübbecke und Rahden zusammengeführt werden. So hatten es die Gutachter von Lohfert & Lohfert empfohlen und dem schlossen sich Kreistag und MKK-Verwaltungsrat angeschlossen.Für den möglichen Neubau eines Klinikums im Lübbecker Land sind zwei Punkte elementar wichtig: das Geld und der Standort. Der Bau eines neuen Klinikums im Lübbecker Land und eines neuen Krankenhauses in Bad Oeynhausen könnte insgesamt bis zu einer halben Milliarde Euro kosten.Ohne viel Geld vom Land wird's schwierigDie kreiseigenen Mühlenkreiskliniken bemühen sich deshalb um finanzielle Hilfe vom Land Nordrhein-Westfalen. Kenner der heimischen Krankenhauslandschaft gehen davon aus, dass es für Kreis und MKK schwierig werden würde, beide Neubauten zu stemmen, sollte es keinen nennenswerten Zuschuss aus der Landeskasse geben.Die Finanzierung ist das eine, der Standort das andere – und eine unendlich große Auswahl an Grundstücken gibt es nicht. Groß muss es sein und verkehrsgünstig liegen. Was die Nachbarn in Diepholz planenDer Nachbar-Landkreis Diepholz will seine gesamte Klinik-Landschaft umbauen und das ist auch für den Norden des Lübbecker Landes nicht ganz unwichtig. Die Standorte Sulingen, Diepholz und Bassum werden dichtgemacht. Ersetzt werden sie durch ein zentrales Klinikum, das der Landkreis in Twistringen bauen will – verkehrsgünstig gelegen direkt an der Bundesstraße 51. Diesen Standort, so stellt es der Landkreis jedenfalls dar, sollen die meisten Bürger aus dem Landkreis Diepholz binnen 30 Minuten erreichen können. In Twistringen soll ein Klinikum mit 340 Planbetten entstehen. Hinzu kommt eine Kinderklinik mit 30 Betten. Die Psychiatrie soll am derzeitigen Standort in Bassum verbleiben. Der Neubau soll laut dem siegreichen Architekten-Entwurf eine Brutto-Grundfläche von rund 40.700 Quadratmetern haben und eher in die Fläche als in die Höhe gehen. Der gesamte medizinische Bereich soll auf einer Ebene angesiedelt werden, die Patientenzimmer dann im ersten und zweiten Obergeschoss.Neun Hektar und 190 Millionen EuroKosten soll der Neubau in Twistringen nach den bisherigen Berechnungen knapp 190 Millionen Euro. Das Grundstück in Twistringen ist neun Hektar groß, es gibt eine Option auf Nutzung von insgesamt 11,5 Hektar. Über ihre jeweiligen Klinik-Überlegungen hatten die Nachbarn Minden-Lübbecke und Diepholz nicht miteinander gesprochen.Ein möglicher Klinik-Neubau im Lübbecker Land soll nach den Vorstellungen von Lohfert & Lohfert 250 Planbetten haben. Hinzu kommen 200 Betten für das Zentrum für seelische Gesundheit, das an den neuen Standort umziehen soll. Somatik und Psychosomatik an einem Standort mache Sinn, hatten die Gutachter von Lohfert & Lohfert geworben. Espelkamp und Lübbecke sind nun dranDas wirkt sich dann auch auf die benötigte Fläche aus. Gesucht wird ein Grundstück, das mindestens zehn Hektar groß ist. So steht es im so genannten Pflichtenheft, über das der Kreistag am Donnerstag beschließen soll. Das Pflichtenheft nennt auf 21 Seiten Anforderungen und grundsätzliche Erfordernisse an einen neuen Klinik-Standort.Am kommenden Mittwoch, 2. Februar, soll es den Städten Lübbecke und Espelkamp als möglichen Klinik-Standorten zur Verfügung gestellt werden. Die müssen sich anschließend sputen: Bis zum 2. April müssen die mögliche Standorte vorschlagen werden und am 20. Juni soll es eine Entscheidung im Kreistag geben. Die wichtigsten KO-KriterienGrundstücke, die nicht mindestens 10 Hektar groß sind, kommen laut Pflichtenheft gar nicht erst in das Auswahlverfahren. Auch oberirdische Hochspannungsleitungen sind tabu. Und können weniger als 60 Prozent der Einwohner das Grundstück binnen 20 Minuten erreichen, dann ist auch das ein KO-Kriterium.Sollte ein Grundstück gefunden sein, muss bis Ende August nachgewiesen werden, dass mindestens 50 Prozent der 10 Hektar verfügbar sind. Ist das nicht der Fall, verliert ein solches Grundstück den Status als &bdquo;präferiert“ und das nächstplatzierte rückt nach.Wie groß das Grundstück tatsächlich sein sollDie Espelkamper und Lübbecker dürfen jeweils maximal vier Grundstücksangebote einreichen. Auch das geht aus dem Pflichtenheft hervor, das die Endera Krankenhausberatung erarbeitet hat.Zehn Hektar Mindestgröße werden gefordert, sind aber nicht genug. Da die MKK laut Pflichtenheft langfristig planen und dann auch ein medizinisches Versorgungszentrum oder ein Patienten-/Besucherhotel eine Rolle spielen könnten, muss direkt an das betreffende Grundstück anschließend eine zusätzliche Fläche von 6 Hektar dabei sein und Teil des Angebots sein. Verfügbarkeit muss nachgewiesen werdenUnterm Strick braucht ein neuer Klinik-Standort im Lübbecker Land also 16 Hektar. Die müssen grundsätzlich bebaubar sein: Die Kommunen müssen sicherstellen, &bdquo;die planungsrechtlichen Voraussetzungen in einem kurzfristigen Verfahren zu schaffen und zielführend zu unterstützen“, heißt es. &bdquo;Bereits im Verfahren sollte das Eigentum am Grundstück oder die Veräußerungsbereitschaft der heutigen Eigentümer per Vorvertrag, aber mindestens per letter of intent nachgewiesen werden. Je höher der Anteil an bereits gesicherter Verfügbarkeit ist, desto höher fällt die Bewertung innerhalb dieses Kriteriums aus.“Überprüft wird dann auch, ob es in dem Gebiet häufiger Nebel gibt – weil das den Betrieb eines Hubschrauber-Landeplatzes beeinträchtigen könnte.Planung geht in die Höhe, nicht in die FlächeUnd während die Nachbarn in Diepholz ihr neues Klinikum eher in die Fläche als in die Höhe bauen, könnte es in Minden-Lübbecke in die andere Richtung gehen. Laut dem Pflichtenheft sollte der Baugrund eine mehrgeschossige Bauweise – sowohl mindestens fünf Ebenen zuzüglich einer Technikzentrale und zuzüglich eines Heliports überirdisch als auch zwei Ebenen unterirdisch – ermöglichen und idealerweise aus nichtbindigem, tragfähigem Material bestehen. Ein neues Klinikum im Lübbecker Land sollte sich laut Pflichtenheft im Einzugsbereich überregionaler Straßen befinden. &bdquo;Für das Grundstück muss eine grundsätzlich gute Erreichbarkeit über Hauptverkehrswege – möglichst keine Zuwegung durch kleinteilig strukturierte Wohngebiete – gegeben sein“, heißt es.Bundesstraße 239 spielt wichtige RolleDamit bleibt eigentlich nur die Bundesstraße 239 übrig, über die ein neues Klinikum erreichbar wäre. Ein Standort an der Bundesstraße 65 dürfte ausscheiden, da dann weite Teile des Nordkreises diesen Standort nicht wie vorgegeben in 20 bzw. 30 Minuten erreichen könnten – und es entsprechend große weiße Flecken gäbe. Hinter verschlossenen Türen soll bereits über einen möglichen Standort auf der Nordseite des Kanals auf Espelkamper Gebiet gesprochen worden sein – erreichbar über die Bundesstraße 239. Der ist im Regionalplan-Entwurf als Gewerbe-Standort dargestellt. Ein Standort weiter Richtung Norden dürfte problematisch werden, weil es dann im Südkreis weiße Flecken geben würde.

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