Lübbecke

Endlich wieder Showtime auf der Freilichtbühne

Es kommt wieder Leben auf den Hünenbrink in Nettelstedt. "'Ne Dame werd' ich nie" heißt das erste Programm seit der Corona-Absage. Der Autor ist in Lübbecke kein Unbekannter.

Lauter leere Stühle - ein Alptraum für die Nettelstedter Amateurschauspieler und ihren Vorstand Jens Metje (Geschäftsführer), Jana Hagemeyer (Marketing) und Volker Kracht (1. Vorsitzender). Aber am 22. August soll sich das - wenigstens teilweise - endlich wieder ändern. | © Cornelia Müller

22.07.2020 | 22.07.2020, 09:00

Lübbecke-Nettelstedt. Zum Kurzurlaub auf „Madagaskar" wollte die Freilichtbühne in diesem Sommer einladen, zu einer musikalischen Reise mit dem Zebra Marty und seinen Kumpels aus dem New Yorker Zoo. Die Reise musste abgesagt werden: Corona. Ebenso das Abendstück „Der nackte Wahnsinn". Die Sitzplätze blieben leer. Bis jetzt.

Denn am 22. August soll nun doch wieder Leben auf die Open-Air-Bühne kommen. Kein großes Ensemble-Stück, das ließe sich in Zeiten von Mindestabständen überhaupt nicht umsetzen. Aber ein vergnüglicher Liederabend mit dem Mann, der der Freilichtbühne mit „Toast Hawaii" und „Schlager lügen nicht" schon zwei echte Kracher bescherte und aus Zuschauern begeisterte Mitsänger machte: Thomas Schiffmann.

Drei Frauen und ein Moderator

Als die Saison abgesagt werden musste, gab es viele traurige Gesichter. Die Freilichtbühne hat dazu aus einigen Bühnenszenen eine Collage angefertigt - das Bild ist inzwischen auch auf dem Titel der aktuellen Fachzeitschrift des Verbands Deutscher Freilichtbühnen gelandet. - © Freilichtbühne Nettelstedt
Als die Saison abgesagt werden musste, gab es viele traurige Gesichter. Die Freilichtbühne hat dazu aus einigen Bühnenszenen eine Collage angefertigt - das Bild ist inzwischen auch auf dem Titel der aktuellen Fachzeitschrift des Verbands Deutscher Freilichtbühnen gelandet. | © Freilichtbühne Nettelstedt

„‘Ne Dame werd’ ich nie" lautet der Titel seines Programms, in dem es um drei ganz unterschiedliche Frauen (Laura Albert, Susanne Starzak und Nina Barton) zwischen Hochstimmung und Weltschmerz geht, die auf der Bühne ihr Unwesen treiben, während ein verzweifelter Moderator versucht, Ordnung ins feminine Chaos zu bringen.

Volker Kracht und Jana Hagemeyer freuen sich wie ihre Mitspieler auf das kommende Jahr. Dann sollen die beiden Stücke, die eigentlich für diesen Sommer geplant waren, nachgeholt werden. - © Cornelia Müller
Volker Kracht und Jana Hagemeyer freuen sich wie ihre Mitspieler auf das kommende Jahr. Dann sollen die beiden Stücke, die eigentlich für diesen Sommer geplant waren, nachgeholt werden. | © Cornelia Müller

Lieder und Chansons von Hildegard Knef, Edith Piaf, Evelyn Künneke und vielen anderen werden zu hören sein – über die Liebe, das Laster und was das Leben sonst noch so hergibt. „Als wir Ende März die Saison abgesagt haben, war gleich unser nächster Gedanke: Lasst uns überlegen, was wir als Ersatzveranstaltung anbieten könnten", erinnert sich Volker Kracht, erster Vorsitzender des Vereins „Freilichtbühne – Spielgemeinde Nettelstedt". „Damit nicht den ganzen Sommer über Stillstand auf der Bühne ist und die Leute auch mal rauskommen und sich unterhalten lassen können." Die Absage damals habe wehgetan, keine Frage. Kein Theater auf dem Hünenbrink? Das gab es zuletzt während des Krieges.

Die Saisonabsage tat weh - aber es war die richtige Entscheidung

„Wir waren eine der ersten Freilichtbühnen überhaupt, die die bittere Entscheidung getroffen haben: Wir können nicht spielen. Aber im Nachhinein können wir nur sagen: Alles richtig gemacht," so Geschäftsführer Jens Metje. Proben und Aufführungen wären ohnehin nicht möglich gewesen und dank der frühen Absage konnte größerer Schaden vermieden werden. Vor allem natürlich, was die Gesundheit aller Beteiligten angeht. Aber auch in finanzieller Hinsicht: „Zum Glück hatten wir mit den größeren Investitionen, die wir uns vorgenommen hatten – etwa dem Umbau des Kiosks – noch nicht begonnen. Außerdem haben unsere Sponsoren zu uns gehalten und wir haben auch sonst viel Unterstützung bekommen."

Dass die Freilichtbühne Nettelstedt die jetzige Krise bisher gut überstanden hat, hat aber noch einen anderen Grund: „Hätte uns Corona vor zehn Jahren erwischt, als wir gerade unsere gesamte Tonanlage erneuern mussten, wäre das das Ende gewesen", daran lässt Jens Metje keinen Zweifel. „Da waren wir blank."

Ungewohnte Freiheiten für die Amateurschauspieler

Zum Glück jedoch hätten gerade die drei vergangenen Spielzeiten der Bühne Rekordbesucherzahlen beschert, dank Bilderbuchwetter und – ja, genau: Thomas Schiffmanns komischer Revuen „Schlager lügen nicht" und „Toast Hawaii". „Am Pfingstsonntag, dem traditionellen Starttermin für das Familienstück, und Ende Juni, wenn normalerweise unser Abendstück Premiere hat, wurde man schon ein bisschen sentimental, dachte ,Heute wäre gewesen ...’ und musste die eine oder andere Träne verdrücken", gibt Jana Hagemeyer, zuständig für Marketing und Pressearbeit, zu.

Mittlerweile machten die „freigestellten" Amateurschauspieler aber das Beste daraus und könnten die ungeplant freien Tage auch genießen. „Aber im nächsten Jahr darf es dann gern wieder losgehen", sagt sie mit Nachdruck und freut sich wie die anderen Mitwirkenden schon auf die Saison 2021, wenn „Madagascar" und „Der nackte Wahnsinn" nachgeholt werden sollen.

Plätze müssen per E-Mail gebucht werden

Und in der Zwischenzeit? „In der Zwischenzeit gibt es jetzt erst einmal die Show von Thomas Schiffmann". Am Samstag, 22. August, um 20.30 Uhr ist Beginn, Plätze können – anders als gewohnt – nur bis zum 8. August per E-Mail an info@flbn.de gebucht werden, und zwar unter Angabe der Namen, Adressen und Kontaktdaten der Besucher – zur vorgeschriebenen Corona-Nachverfolgbarkeit.

Das Kartenkontingent wird begrenzt, damit die Abstandsregeln eingehalten werden und die Zuschauer das Bühnengeschehen ohne Maske verfolgen können.