Lübbecke. „Es fehlen die Visionen für Lübbecke“, sagt Gerda Klusmeier, Schatzmeisterin der überparteilich organisierten Lübbecker „Initiative pro Fahrrad“. In einigen Städten sei man da schon weiter, unter anderem in Hannover mit seinen Radschnellwegen. Radfahrer und Fußgänger müssten von Beginn an bei den Planungen berücksichtigt werden, findet die Initiative.
Stefan Kampe ist das, was man einen passionierten Radfahrer nennt. Jeden Morgen radelt Kampe von Obermehnen aus nach Hüllhorst zu seiner Arbeitsstelle. In der Woche bringt er es so auf eine erkleckliche Zahl an Kilometern. „Es macht mir Spaß, mich am Morgen zu bewegen“, bringt es Kampe auf den Punkt. Radfahren sei sehr gesund und schütze die Umwelt. Bei allem Positiven, dass das tägliche Radeln mit sich bringt: Kampe weiß auch um die negativen Begleiterscheinungen. Huckelpisten, im Nichts endende Radwege, rüpelige Autofahrer – Radfahren in Lübbecke sei nichts für schwache Nerven, ein guter Helm Pflicht.
Kreisbahnstraße als Alternative zur B 65
Wie schlimm es um manche Radwege bestellt ist, lässt sich im sogenannten „Schwachstellenregister“, nachlesen, an dem sich jeder Radler unter der Mailadresse ssr@pro-fahrradlk.de beteiligen kann. Ein gutes Beispiel bietet die Kreisbahnstraße, die Radfahrern als Alternative zur B 65 dient. An verschiedenen Stellen ist die Teerdecke huckelig und fast ungeeignet zum Radfahren. „Wer hier mit dem Rad lang fährt, muss trotz Schlangenlinien darauf gefasst sein, dass ihm oder ihr nachher der Allerwerteste schmerzt“, heisst es dazu. Richtig schlecht ist der Fahrradweg auch an der Westerbachstraße, mit Huckel und von links nach rechts verlaufenden Rissen. Gleiches gilt für den Radweg an der Virchowstraße.
Dazu kommen gefährliche Kreuzungen, wie an der Alsweder Straße/Hahler Straße. Der fließende Verkehr kann Radfahrer nur schlecht wahrnehmen. Wünschenswert wären Markierungen, sprich: ein Schutzstreifen. Ein Klassiker ist der wechselnde oder gleich ganz endende Schutzstreifen oder Radfahrweg, wie beispielhaft am Niederwall an der Post zu sehen. „Müssen sich Radfahrer hier in Luft auflösen?“, fragt die Initiative. Ziel der Initiative ist es deshalb „Visionen in den Köpfen der Politiker zu etablieren“, wie es Stefan Kampe formuliert. „Andere Städte machen es vor, man ist da oft positiv überrascht“, ergänzt Gerda Klusmeier.
Raum für Autos ist wichtiger als der für Radfahrer
Petra Spona hat "das Gefühl, dass nur wenig passiert.“ In Lübbecke sei der Raum für Autos, auch Parkraum, oft wichtiger als der Raum für Radfahrer. Das bedeute Unfallgefahr für Fußgänger und Radfahrer. Für Radfahrer werde so gut wie nichts gemacht, findet Spona „und wenn doch, dann nur auf Druck“. Von der Politik fordert die Gruppe, dass Radfahrer und Fußgänger als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer anerkannt werden. Der innerstädtische Verkehr soll innerhalb von zehn Jahren weitestgehend getragen werden von ÖPNV und Rad.
Ein Problem sieht Stefan Kampe vor allem in der Visionslosigkeit der Stadtpolitik. „Vom Bürgermeister gibt es das Zitat, dass er eine Verkehrswende für den ländlichen Raum nicht sehen kann, das sagt eigentlich schon alles“, meint er. „Wenn alles tippi toppi wäre, hätte es unsere Initiative sicher nicht gebraucht.“
Rudelradeln am 17. Juli
Als nächste Aktion plant die Initiative eine „Critical Mass/Rudelradel“-Veranstaltung am 17. Juli. „Das Rudelradeln soll die vielen Radfahrer nun sichtbar machen und damit ein Zeichen an die Verkehrsplaner setzen, sie mehr zu berücksichtigen“, sagt Christian Manzke von der Initiative. Weil eine Gruppe von Fahrradfahrern ab 16 Personen als „geschlossener Verband“ gilt, können die Radler auch nebeneinander fahren, und die Gruppe kann eine Kreuzung geschlossen überqueren, auch wenn die Ampel zwischenzeitlich auf Rot schaltet. „Diese Regelung soll aber nicht sklavisch umgesetzt werden“, versichert Susanne Lenz. „Sicherheit geht vor.“ Für Radfahrer sei es aber eine „besondere Erfahrung“, die Straße einmal in ihrer ganzen Breite nutzen zu können, „was sonst nur Pkw zugestanden wird“.
Das Rudelnradeln am 17. Juli beginnt um 18 Uhr am Marktplatz. Sollte die Gruppe größer werden als 50 Personen, wird zeitversetzt in zwei Gruppen gefahren. Inzwischen hat die Initiative auch einen Vorstand bestimmt: Sprecherin ist Petra Spona, stellvertretende Sprecherin Susanne Lenz. Dazu kommen Gerda Klusmeier (Schatzmeisterin) und Stefan Kampe (Vorstandsmitglied/EDV-Beauftragter).