Bürgermeister im Interview: „Betriebe sind in ihrer Existenz bedroht“

Lübbecke. Auch in Lübbecke hat die Corona-Krise das öffentliche Leben zum Stillstand gebracht. Im Interview mit der Neuen Westfälischen spricht Bürgermeister Frank Haberbosch über seine Eindrücke und Einschätzungen. Herr Haberbosch, wenn Sie als Bürgermeister momentan durch die Stadt Lübbecke gehen, was geht Ihnen dann durch den Kopf? Frank Haberbosch: Es macht mich schon nachdenklich und ich mache mir auch Sorgen, ob wir alles wieder so in die Reihe bekommen werden wie vor der Krise. Die Lübbecker Wirtschaft an sich ist sehr gut, weil breit aufgestellt. Aber es ist auch kein Geheimnis, dass viele Betriebe, Einzelhändler und Gastronomien unmittelbar in ihrer Existenz bedroht sind. Es ist eine Situation, auf die man sich nicht wirklich vorbereiten konnte. Ist das Ordnungsamt wegen des Kontaktverbotes derzeit besonders gefordert? Haberbosch: Wir mussten bisher so gut wie keine Verstöße feststellen. Die Lübbeckerinnen und Lübbecker verhalten sich ausgesprochen diszipliniert. Dafür bin ich dankbar, und das macht mich auch ein bisschen stolz. Was macht momentan die meiste Arbeit in der Verwaltung aus? Haberbosch: Im Grundsatz hat sich für uns nicht viel geändert. Was wir in der Verwaltung tun, muss laufen, Virus hin oder her. Und das tut es auch. Wir haben umgehend reagiert und uns so organisiert, dass viele Mitarbeiter von zu Hause arbeiten können. Das läuft sehr gut. Gibt es Tätigkeiten, die aufgeschoben werden müssen? Haberbosch: Es gibt natürlich ein paar Einschränkungen, vor allem dort, wo üblicherweise persönlicher Kontakt zum Bürger besteht. Da ist mitunter etwas Kreativität gefragt. Aber liegen lassen können wir grundsätzlich nichts. Eine Herausforderung stellt allerdings die kommunale Gremienarbeit dar, wobei wir die unaufschiebbaren Entscheidungen im Wege von Dringlichkeitsbeschlüssen getroffen haben. Halten Sie es für möglich, dass es nach Ostern zu einer Lockerung der Einschränkungen kommt? Haberbosch: Das liegt nicht in unserer Hand, weil wir die Verordnungen des Landes umzusetzen haben. Ich bin genauso schlau und genauso ahnungslos wie jeder, der abends die Tagesschau ansieht. Heute heißt es, es gebe erste positive Signale, morgen wieder ist alles ganz furchtbar. Ich fürchte, wir werden es einfach abwarten müssen – und in der Zwischenzeit unsere Hausaufgaben machen. Sind Sie selbst in einer Hilfsaktion engagiert oder unterstützen Sie eine der lokalen Initiativen? Haberbosch: Die Verwaltung unterstützt alle Lübbecker Initiativen im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Eine unserer Auszubildenden übernimmt etwa zwei Schichten pro Woche an der Hotline von &bdquo;Lübbecke hilft". Und Lübbecke Marketing ist die treibende Kraft hinter den Initiativen zum Erhalt des Einzelhandels und der Gastronomie, die ich natürlich privat unterstütze. Darüber hinaus bin ich als Bürgermeister und Leiter des &bdquo;Stabes für besondere Einsatzlagen" nicht in Kurzarbeit, und Langeweile kommt derzeit bei mir auch nicht auf. Gibt es wichtige Projekte in der Stadt Lübbecke – auch mit öffentlicher Förderung – die wegen der Corona-Krise beiseite geschoben werden müssen? Haberbosch: Bis dato nicht. Wem würden Sie Ihren besonderen Dank aussprechen wollen? Haberbosch: Alle, die den Laden am laufen halten, haben unsere Anerkennung verdient. Ich möchte besonders meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danken. Sie gehen sehr gelassen und professionell mit der Situation um und machen dabei einen richtig guten Job. Was wünschen Sie sich für die Zeit während und vor allem auch für die Zeit nach der Krise? Haberbosch: Meine Wünsche sind nicht besonders exotisch: Ich wünsche mir, dass wir Lübbecker die Herausforderung gemeinsam meistern, dass wir bald ein Licht am Ende des Tunnels sehen; dass keiner von uns sein Leben verliert und dass es eine unbeschwerte Zeit nach Corona geben wird, in der wir uns wieder gemeinsam den schönen Dingen zuwenden können.

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