Große Politik und viel Humor beim Empfang der Stadt Lübbecke

Lübbecke. Es war seine letzte Rede als Bürgermeister beim Empfang der Stadt Lübbecke im Festzelt Meiers Deele. Und er hätte, wie in den Vorjahren, wieder einige Spitzen verteilen können. Doch Frank Haberbosch wählte andere Inhalte für seine Abschiedsrede auf dem Blasheimer Markt – und erhielt dafür am Ende von den Gästen lang anhaltenden Applaus, und zwar im Stehen. Vom Schützen-Musik-Corps Lübbecke – dirigiert von Annalena Klee – in Stimmung gebracht, war die Stimmung im Festzelt von Anfang an gut. Und sie blieb es auch drei Stunden lang, bevor laut Ablaufplan um 14 Uhr Brauer-König Gambrinus (Sven Bleiber) den Festredner – in diesem Jahr Landtagspräsident André Kuper – zum Bierfassanstich bat. Wesentlichen Anteil hatte daran der Kabarettist, Moderator und Buchautor Bernd Gieseking. Humorvoll wie immer ließ er das vergangene Jahr Revue passieren. Ihr Fett weg bekamen neben Christian Lindner und Sahra Wagenknecht (&bdquo;Wahlziel erreicht, raus aus dem Bundestag.“) unter anderem Markus Söder und Jens Spahn (&bdquo;Schläger-Visagen.“) sowie Lars Klingbeil (&bdquo;Vom Klingbeil erschlagen.“). Gieseking verriet, dass er einmal Armin Laschet gewesen sei und mit 60 Jahren sein Seepferdchen gemacht habe. Für Achim Post hatte er die Frage mitgebracht, ob dieser die Namen aller Bundesminister aufzählen könne. Bürgermeister sind allwissend Frank Haberbosch befand danach, die Stimmung im Zelt sei &bdquo;super“ und bezeichnete den seit 2019 jährlich stattfindenden städtischen Empfang beim Blama als &bdquo;schönen Ausgleich zum Arbeitsalltag“. Zudem sei dieses Format ein Erfolg, es gebe stets einen &bdquo;Run auf die Karten“. Nach zahlreichen Danksagungen, unter anderem an die Lebenshilfe für die Zubereitung des Eintopfs und an das Schützen-Musik-Corps (&bdquo;Ihr seid ein musikalisches Aushängeschild der Stadt.“), richtete Haberbosch seine Worte an seine Amtsvorgänger: &bdquo;Davon gibt es viele, dadurch zeichnet Lübbecke sich aus.“ Einen Großteil seiner Rede widmete Haberbosch – nach dem Vorbild des früheren und im Frühjahr verstorbenen Günzburger Oberbürgermeisters Rudolf Köppler – dem richtigen Umgang mit einem Bürgermeister. Dieser sei &bdquo;allwissend“ und &bdquo;für alles zuständig“. Da ein Bürgermeister sich durch &bdquo;Liebe zum Detail“ auszeichne, sollten Bürger sich niemals an ihren Ortsvorsteher oder das für sie zuständige Ratsmitglied oder gar die Fachkraft im Rathaus wenden, sondern immer sofort an den Bürgermeister. Denn dieser kenne selbstverständlich jeden Verwaltungsvorgang, mache jedes Schlagloch in der Kommune zur Chefsache und habe immer Zeit. Ein Gespräch mit dem Verwaltungs-Chef solle stets ohne Termin erfolgen, da Bürgermeister Überraschungen liebten, auch am Wochenende. Unter anderem, weil die Bürger sich immer an diese Ratschläge halten würden, stehe Lübbecke so gut da, meinte Haberbosch und hatte die lachenden Gäste damit auf seiner Seite. Als seinen &bdquo;persönlichen Höhepunkt“ im Zusammenhang mit dem 1.250. Jubiläum bezeichnete Haberbosch das Stadt-Spektakel und lobte dafür ausdrücklich die örtliche Kultur-Managerin Linda Kowsky. Das größte Kompliment richtete er jedoch an seine Ehefrau Hannelore (&bdquo;Hanne“) Kleine und sagte: &bdquo;In Lübbecke habe ich mein Glück gefunden.“ Kabarettisten werden gesucht Sollte Haberbosch seine Rede als kabarettistischen Beitrag verstanden haben, sei dieser &bdquo;großartig“ gewesen, lobte Bernd Gieseking. Vor dem Hintergrund, dass Haberbosch sich nicht wieder als Bürgermeister zur Wahl stellt, wies er ihn darauf hin, dass Kabarettisten gesucht würden: &bdquo;Zum Beispiel für den Blasheimer Markt.“ Der Werdegang und die Lust am Lernen, leitete Gieseking dann zu Festredner André Kuper über, imponierten ihm: &bdquo;Ich verneige mich.“ Kuper (64) war zwischen 1997 und 2012 Bürgermeister der Stadt Rietberg. Seitdem ist er Mitglied des Landtags von Nordrhein-Westfalen. Am 1. Juni 2017 wurde André Kuper (CDU) zum Präsidenten des NRW-Landtages gewählt und am 1. Juni 2022 für die 18. Wahlperiode wiedergewählt. Kuper verdeutlichte, für welche historischen Ereignisse die Partnerstädte Lübbeckes stehen. Bayeux etwa steht für Krieg und Diktatur sowie die Landung der Alliierten in der Normandie (D-Day), Bad Liebenwerda in Brandenburg erinnere an die deutsch-deutsche Teilung. An den Städtepartnerschaften festzuhalten, auch an der mit Tiszakécske, obwohl das Verhältnis zu Ungarn angespannt sei, bezeichnete Kuper als &bdquo;praktizierte Solidarität“. Austausch von Gastgeschenken Über die Finanzkrise 2008, den Merkel-Satz &bdquo;Wir schaffen das“, die Corona-Krise bis zu den aktuellen Kriegen reichte die Bandbreite, die Kuper anriss, um zu betonen, Deutschland sei ein &bdquo;großartiges Land“ mit &bdquo;leistungsbereiten“ Menschen. Feste wie der Blasheimer Markt seien wichtig als &bdquo;Quellen der Kraft für die Zukunft“. Der Landtagspräsident dankte allen, die bei der anstehenden Kommunalwahl kandidieren, und mahnte: &bdquo;Die Zeiten ohne Wahlen waren die schlimmsten für uns, das dürfen wir nie vergessen.“ Das Gastgeschenk bestand dieses Mal aus einem Korb voller Fußpflegeprodukte der heimischen Firma Gerlach. Außerdem gab es zwei Wimmelbildern mit Lübbecker Motiven für die beiden Enkelkinder von André Kuper. Er selbst hatte zwei Düsseldorfer Altbier-Gläser mit Landtagsmotiv mitgebracht und merkte an: &bdquo;Das Barre wird trotzdem daraus schmecken.“

Meistgelesen