Lübbecker Land

Kirche im Lübbecker Land sammelt an Heiligabend alte Handys und Tablets

Jugendpfarrer Benjamin Tinz wirbt vor einer der Sammelboxen für die Aktion der Kirche an Heiligabend. | © Michael Grundmeier

20.12.2019 | 20.12.2019, 12:32

Lübbecke. Raus aus der Schublade, rein in die Box: an Heiligabend werden in vielen Kirchen im Kirchenkreis Lübbecke alte Handys gesammelt. Die gemeinsame Aktion von evangelischer Jugend im Kirchenkreis Lübbecke und CVJM Kreisverband Lübbecke soll einen Kontrapunkt zum Konsumrausch an Weihnachten setzen.

Für den Handel ist Weihnachten ein Fest. Die Kunden strömen in großer Zahl in die Geschäfte und kaufen, kaufen, kaufen. Laut Handelsverband macht der stationäre Einzelhandel in diesen Wochen und Tagen 19 Prozent seines Umsatzes. Im Online-Handel sind es sogar 25 Prozent. Gegenüber dem Vorjahr geht die Branche von einem Umsatzplus in Höhe von etwa zwei Prozent aus. Angesichts eines Jahres, das von der Klimadebatte bestimmt war, eine erstaunliche Entwicklung. Denn eigentlich werden die Deutschen immer „umweltbewusster“, wie eine Umfrage des Umweltbundesamtes von 2018 zeigt. Der zufolge werden Umwelt- und Klimaschutz viel höher eingeschätzt als noch 2016.

Alle 18 Monate ein neues Smartphone?

An diesem Punkt will auch die gemeinsame Handy-Aktion „Zur Kirche an Heiligabend das Handy nicht vergessen!“ von evangelischer Jugend im Kirchenkreis Lübbecke, dem CVJM Kreisverband Lübbecke, sowie dem evangelischen Kirchenkreis Lübbecke ansetzen.

Konsumrausch und Ressourcenverschwendung: „Das betrifft uns alle“, sagt Synodaljugendpfarrer Benjamin Tinz im Pressegespräch im Kreiskirchenamt Lübbecke. Er selbst habe zuhause zwei oder drei alte Handys in einer Schublade liegen, „die wollte ich eigentlich noch benutzen, das ist aber nie passiert“. Überhaupt müsse man sich die Frage stellen, wie oft das Smartphone ausgetauscht werden müsse: „Vor allem, wenn das alte noch gut funktioniert.“

Innenleben der Handys ist kostbar

Richtig problematisch werde es, wenn die kleinen Schätzchen falsch entsorgt würden. Denn mit 15 Prozent Kupfer, 0,024 Prozent Gold und 0,004 Prozent Tantal sei ein Handy auch dann noch kostbar, wenn es seinen Geist längst aufgegeben habe. In den vielen Geräten, die jedes Jahr verkauft werden, stecken Tonnen von Kupfer, Silber und Gold. Und je mehr dieser Metalle zurückgewonnen werden können, desto besser für die Umwelt der Länder, in denen die Rohstoffe gewonnen werden.

„Wir wollen helfen, diese Materialien in den Kreislauf zurückführen“, erläutert Tinz das Vorgehen. „Wenn sie erst im Hausmüll landen, werden sie verbrannt und sind weg.“

Sammelboxen an 20 Standorten

Die Sammlung von evangelischen Jugend und CVJM findet im gesamten Kirchenkreis statt. In zahlreichen Kirchen werden an Heiligabend Boxen stehen, die mit gebrauchten Handys oder auch Tablets befüllt werden können. Sämtliche Handys werden entweder fachgerecht zerlegt oder als Gebrauchtgerät weiter verkauft. SIM-Karten und Speicherkarten sollten entfernt und das Mobiltelefon auf die Werkseinstellungen zurückgesetzt werden. Der Erlös aus Rohstoffen und Geräteverkauf geht an Brot für die Welt und die Vereinte Evangelische Mission.

Die von Jugendmitarbeitern betreuten Sammelboxen werden an 20 verschiedenen Standorten stehen und später sicher und zentral aufbewahrt. „Wir wollen, dass die Boxen voll werden“, macht Tinz deutlich. Zunächst war übrigens der Tag der Kirchenkreiswahl als Sammel-Tag anvisiert worden, davon sei man aber abgerückt, erklärt Tinz auf NW-Nachfrage: „Wir haben uns gedacht, dass an Heiligabend noch mehr Menschen in die Kirchen kommen.“

Silvester feiern mit Verstand

Sich auf diese Weise zu engagieren, ist für Tinz eine Selbstverständlichkeit: „Als Kirche stehen wir auch für die Bewahrung der Schöpfung. Und dazu gehört auch, dass wir etwas gegen die Vermüllung der Umwelt und gegen Ressourcenverschwendung tun.“ Die Sammlung sei ein „kleiner aber sinnvoller Schritt“ in die richtige Richtung, findet Tinz.

Die Sammlung gebrauchter Handys nennt Tinz ein „Win Win“ für alle Beteiligten: „Es haben ganz viele etwas von dieser Sammlung. Einmal die Organisationen, die den Erlös bekommen, dann die Umwelt und schließlich auch die Geber, weil sie sicher sein können, dass ihr Handy einem guten Zweck zugeführt wird.“ Angesichts der vielen alten Handys werde mancher vielleicht ins Grübeln kommen und sich fragen: Brauche ich wirklich alle 18 Monate ein neues Handy?

Im Hinblick auf Silvester empfiehlt der Synodaljugendpfarrer ein „Feiern mit Verstand“. Er wolle zwar kein Spielverderber sein, dennoch wäre es besser aufs großflächige Böllern zu verzichten. Stattdessen empfiehlt Tinz ein Tischfeuerwerk – oder am besten eine Spende an „Brot für die Welt“.