Pr. Oldendorf/Lübbecke

Von Rangeleien bis Diebstahl: Seit mehr als 30 Jahren Streife beim Blasheimer Markt

Der Pr. Oldendorfer Erhard Fricke erzählt aus seiner Zeit auf dem Großevent. Vieles habe sich zum Positiven entwickelt, aber etwas bereite ihm auch Sorgen.

Jedes Jahr auf dem Marktgelände: In diesem Jahr wird Polizeihauptkommissar Erhard Fricke im Polizeibüro Anzeigen aufnehmen, Berichte schreiben und wenn Zeit ist, auch auf Streife gehen. | © Noah Brümmelhorst

05.09.2019 | 05.09.2019, 16:24

Lübbecke/Pr. Oldendorf. Erhard Fricke ist seit 1974 Polizeibeamter, 1981 war sein erster Dienst auf dem Blasheimer Markt. Es gibt wohl kaum einen Beamten, der auf die polizeiliche Arbeit auf dem Markt so gut zurückblicken kann wie Fricke. Immerhin war er seit 1981 - bis auf ein Mal - jedes Jahr eingeteilt.

Und auch in diesem Jahr wird er wieder Schichten übernehmen, die Freitag- und die Samstagnachtschicht. "Das sind wirklich die anstrengendsten Schichten", weiß der Polizeihauptkommissar vom Bezirksdienst Pr. Oldendorf. "Denn es gibt auf dem Blasheimer Markt nichts, was es sonst nicht auch gibt. Von einem versuchten Tötungsdelikt bis hin zu Anzeigen wegen Diebstahl." Das alles hat er schon mitbekommen. Die große Masse seien aber Rangeleien, Drogen- und Körperverletzungsdelikte.

Dann, wenn der Alkoholpegel steigt und die Feierlaune auch, würden sich einige danebenbenehmen, besonders nachts. "Aber das hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert", sagt der Polizeihauptkommissar. Seit dem die Marktzeiten strenger eingehalten werden und der Bierausschank sowie die Musik pünktlich eingestellt werden, bleiben viele Überstunden aus. "Hatte man damals Frühdienst, so gegen 7 Uhr, da war ein Treiben auf dem Markt, das war schon irre."

Priorität hat für Fricke der Jugendschutz

In über 30 Jahren Blasheimer Markt sei es aber noch zu keinem schwerwiegenden Zwischenfall gekommen. Priorität hätte für den Beamten besonders der Jugendschutz. "Da guckt man schon genau hin".

Sorge bereite ihm besonders eine Entwicklung. Seit zwei Jahren hat die Polizei einen abgesperrten Bereich mit Sichtschutz, in dem Durchsuchungen oder Festnahmen durchgeführt werden. "Da ist festzustellen, dass zunehmend mehr gefilmt wird." Die Polizei hat nicht nur die Verantwortung für die Besucher, sondern auch für diejenigen, die festgehalten werden. Immer mehr Unbeteiligte würden sich in die operativen Angelegenheiten der Polizisten einmischen. "Heute meint jeder, der dreimal ,Auf Streife' gesehen hat, er wüsste, wie Polizeiarbeit funktioniert."

Im Gegensatz dazu stellt Fricke fest, dass die Anzahl an Delikten nicht zugenommen hat. "Es gab Zeiten, in denen rivalisierende Gruppen Stress gemacht haben." Das sei aber schon einige Jahre her. Damals hätte dann die Bereitschaftspolizei eingreifen müssen.

"Der Egoismus hält Einzug, der Respekt geht verloren"

Eine ganz andere Entwicklung, die Fricke feststellen muss: "Überall, wo es Menschen wie Polizisten, aber auch Lehrer oder Rettungskräfte gibt, die ,Stopp' sagen dürfen, wird dem nicht mehr Folge geleistet." Der 61-Jährige sieht diese Entwicklung als gesamtgesellschaftliches Problem: "Der Egoismus hält Einzug, der Respekt geht verloren." Das gelte aber natürlich nicht für alle: "Die Masse der Besucher ist einem positiv gesonnen."

Grundsätzlich ist der Blasheimer Markt eine interne Veranstaltung der Stadt, auf der ein Sicherheitsdienst eingesetzt wird, der alles regeln soll. Bei einer Veranstaltung dieser Größe würde aber selbstverständlich die Polizei eingesetzt werden, um zu unterstützen und Strafdelikte zu verfolgen.

Familien sollten sich nicht vor dem Riesenrad treffen

Eine Beobachtung, die Fricke in all den Jahren machen musste: Es würde wenig Vorsorge betrieben werden, was passiere, wenn sich eine Familie verlieren würde. Das Riesenrad als Treffpunkt eigne sich nicht, weil die Kinder in der Masse nur schwer zu finden seien. Ein guter Platz, um sich zu treffen, sei hingegen beim DRK am Marktbüro.

Und dann gibt es diese Momente für Fricke, die eine anstrengende Nachtschicht aufheitern: Immer wieder kämen Männer auf den Polizeihauptkommissaren zu, die angetrunken die Bitte äußern, die Polizei solle doch zur Sicherheit mitkommen, der Betrunkene müsse, um ins Bett zu kommen, an seiner Frau vorbei. "Da kann man natürlich nur schmunzeln", erzählt der 61-Jährige.