Blasheimer Markt: Riesenrad-Besitzer arbeitet oft 100 Stunden in der Woche

Lübbecke. Das Riesenrad ist das Wahrzeichen des Blasheimer Markts. Es ist schon aus weiter Ferne zu sehen, die Aussicht aus einer der Gondeln geht weit über das Volksfest hinaus. Doch bis es steht, ist viel Aufwand, Kraft und Geld notwendig. nw.de hat mit Klaus Wilhelm über sein Leben auf dem Markt gesprochen. Herr Wilhelm, Ihnen gehört das Riesenrad auf dem Blasheimer Markt. Zum wievielten Mal sind Sie auf dem Markt vertreten? Klaus Wilhelm: Wir als Schaustellerbetrieb sind hier bestimmt schon über 60 Mal angereist, seit den 50er-Jahren. Damals hat mein Vater den Betrieb noch geführt. Auch das Riesenrad war ein anderes, entsprechend dem damaligen Stand der Technik. Was mögen Sie am Blasheimer Markt? Wilhelm: Bis jetzt sind wir noch nie enttäuscht worden. Aber es hat sich viel verändert. Früher war zum Beispiel der Viehmarkt noch viel größer und bedeutender. Aber bei den heutigen Auflagen ist das schwierig. Ich finde es sehr schade. Für uns ist wichtig, dass das Geschäft wirtschaftlich interessant bleibt. Immerhin müssen wir in diesem Jahr sieben bis neun Mitarbeiter bezahlen. Das Riesenrad ist nicht mehr in dem Maße wirtschaftlich, wie es mal war. Sie sind ein Familienunternehmen. Wer arbeitet aus Ihrer Familie an dem Riesenrad und wie viele Arbeiter unterstützen Sie dabei? Wilhelm: Mein Sohn Markus hilft eigentlich immer, mein Sohn Klaus dann, wenn es eng wird. Zusätzlich kümmert sich meine Frau Petra um das Bürokratische in Hannover. Auf dem Blasheimer Markt sind wir mit vier Arbeitern und unserer Haushälterin Frau Rondi. Da brauchen Sie also viele tatkräftige Unterstützer. Finden sie denn genug Arbeiter? Wilhelm: Auch im Schaustellerbetrieb herrscht Personalknappheit. Das Schild &bdquo;Junger Mann zum Mitreisen" oder &bdquo;Junger Mann zum Auf-/Abbau gesucht" kann man heute vergessen. Mit unseren rumänischen Mitarbeitern sind wir sehr zufrieden, einige sind auch schon seit fünf Jahren dabei. Was bleibt, sind aber die Sprachbarrieren. Das ist schwierig. Normalerweise sind wir bis zu zwölf Leute, es fehlen uns hier auf dem Markt also auch einige Helfer. Was wird benötigt, damit das Riesenrad hier in Blasheim stehen kann? Wilhelm: Erst einmal braucht man natürlich ein Riesenrad. Dieses Rad hat drei Millionen DM gekostet. Wir brauchen Arbeiter, TÜV-Abnahmen, etliche Berechtigungen und müssen uns erfolgreich bei der Stadt bewerben. Man muss sich schon einen Namen gemacht haben. Mittlerweile müssen wir 14 Fahrzeuge bewegen, von denen viele eine Überlänge haben und Sondergenehmigungen benötigen. Wie lange dauert der Aufbau? Wilhelm: Wir brauchen drei Tage für den Aufbau, zwei Tage für den Abbau und dann kommt da noch der Transport hinzu. Wir reisen vom Erzgebirge bis in den hohen Norden. In diesem Jahr sind es zehn Veranstaltungen, bei denen wir unser Riesenrad aufbauen. Gab es schon einmal einen Unfall? Wilhelm: Seit 1937 haben wir Riesenräder und es ist noch nicht ein Mensch verunglückt. Wie schauen Sie in die Zukunft? Wilhelm: Mein Sohn Markus wird den Betrieb wohl übernehmen. Der Trend muss aber dahin gehen, dass die Veranstaltungen länger laufen, sodass wir das Geschäft besser ausnutzen können. Wenn ein Markt, der nur wenige Tage läuft, komplett verregnet ist, verdienen wir nichts und ich muss Kredite aufnehmen. Das macht mir schon Sorgen. Was bedeutet es für Sie, Schausteller zu sein? Wilhelm: Ich bin in diesen Beruf hineingewachsen, habe auch nie einen anderen kennengelernt. Es ist ein Beruf, in dem man immer mit den gleichen Menschen an unterschiedlichen Orten zusammenkommt. Das ist sehr angenehm. Auf der anderen Seite sind wir abhängig von den Verantwortlichen der Märkte. Meine Kinder mögen den Beruf. Ich finde es schwierig, weil zu viel auf der Strecke bleibt. Seit meinem 16. Lebensjahr arbeite ich bis zu 100 Stunden die Woche.

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