Kreis Minden-Lübbecke. Der Abschied vom roten Logo war ein großer Schritt: Die 22 Wez-Märkte segeln jetzt sehr viel deutlicher als früher unter der Edeka-Fahne – und die guten Zahlen aus dem vergangenen Jahr sorgen für ordentlich Rückenwind.
Knapp 240 Millionen Euro hat die Wez-Gruppe 2018 umgesetzt, 6,1 Prozent mehr als 2017. Für Karl-Stefan Preuß ist es die Ernte nach der intensiven Arbeit an einem neuen Konzept. Preuß führt das Familienunternehmen in der vierten Generation. Die Entscheidung für das neue Markengesicht hat er trotz deutlicher Warnungen getroffen.
Fast alle hätten ihm geraten, das Rot zu erhalten, sagt er – auch sein Vater und nicht zuletzt viele Kunden. Doch das Logo war nach mehr als 40 Jahren aus der Zeit gefallen – und nicht zuletzt vergab Wez mit seiner optischen Eigenständigkeit die Chance, von der Stärke der Edeka-Gruppe zu profitieren. Jetzt, da alle Märkte „umgeflaggt" sind, fallen die Reaktionen überwiegend positiv aus, sagt Preuß. Gleichzeitig vollzieht das Mindener Unternehmen in seinem Verhältnis zur Edeka einen Paradigmenwechsel.
"Gut investiertes Geld"
Innerhalb der Genossenschaft ist Preuß der größte selbstständige Händler, sitzt in Hamburg im Aufsichtsrat und ist ehrenamtlicher Vorstand der Regionalgesellschaft Minden-Hannover. Trotzdem war der Leitspruch immer: So viel Eigenständigkeit wie möglich, so viel Gemeinsamkeit wie nötig. Dieses Credo hat sich jetzt umgedreht. So läuft die Wez-IT auf der zentralen Edeka-Plattform. Die frei werdenden Kapazitäten sollen dort zum Einsatz kommen, wo es für die Kunden wichtig ist. „Wir wollen mehr gestalten und weniger verwalten", sagt Preuß. Dabei ist Wez nicht einfach unter den IT-Mantel der Edeka geschlüpft. Schon seit 15 Jahren sei Supermarktkette mit einer technischen Lösung unterwegs, auf die jetzt auch Edeka setze. Wichtig ist dem Unternehmer auch, dass mit der Auslagerung der technischen Infrastruktur keine Arbeitsplätze abgebaut werden. Insgesamt gut zwei Millionen Euro hat sich Wez den Markenwechsel kosten lassen.
Geld, das gut investiert ist, glaubt Preuß – allein schon wegen der starken Marketingmaschine der Edeka. Die Kampagne „Wir lieben Lebensmittel" sei die vielleicht erfolgreichste Markenkampagne aller Zeiten in Deutschland gewesen. Dass sich die neue Stärke auch in dauerhaft hohen Wachstumsraten widerspiegeln wird, glaubt Preuß indes nicht. Für das laufende Jahr erwartet er ein Umsatzplus von zwei bis drei Prozent. Wenn es gut läuft, könnte dann auch schon die Marke von einer Viertel Million Euro fallen: „Wir planen mit knapp 249 Millionen Euro."
Das Unternehmen soll nachhaltig werden
Das Ergebnis aus dem vergangenen Jahr sieht Preuß als „sehr erfolgreich". Genaue Zahlen nennt er nicht, das Ziel liege aber bei einem bis drei Prozent Rendite vom Netto-Umsatz. Überdurchschnittliche Gewinne flössen in die Preise und Gehälter und würden reinvestiert. „Dauerhafte Umsatzrenditen von vier Prozent oder mehr würde ich nie zulassen", sagt er, denn die würden auf dem Rücken von Kunden und Mitarbeitern erwirtschaftet. Das Unternehmen solle nachhaltig erfolgreich sein, betont er.