Supermarktkette WEZ übernimmt Fleischerei Timmerberg in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen/Minden. Die letzte selbstständige Fleischerei der Kurstadt wird zu einem Teil der Edeka. Fleischermeister Dirk Timmerberg verkauft den Familienbetrieb an den Mindener Lebensmittelhändler Karl Stefan Preuß (WEZ). Das geht aus einer am Montagnachmittag veröffentlichten Pressemitteilung beider Familien über die Edeka Minden-Hannover hervor. Auf Nachfrage der NW bestätigte Timmerberg den Verkauf und erläuterte Einzelheiten. Produktion und Wurstküche bleiben demnach an der Detmolder Straße. Die Fleischtheke allerdings soll langfristig von der Südstadt in den noch zu bauenden Edeka auf dem ehemaligen Fuhrken-Gelände verlagert werden. In den nächsten drei Jahren aber soll sich für Kunden und die 48 Mitarbeiter der Fleischerei nichts ändern. Der bisherige Chef Dirk Timmerberg bleibt weiterhin Chef und Geschäftsführer des Unternehmens. &bdquo;Ich habe einen Geschäftsführervertrag für die nächsten drei Jahre unterschrieben“, sagt Timmerberg und fügt mit Blick auf seine zahlreichen Kunden in Bad Oeynhausen und der ganzen Region an: &bdquo;Auch wenn ich mal nicht mehr da bin, wird die Bratwurst noch genauso schmecken.“ Hinter den Kulissen haben sich die beiden Eigentümerfamilien offenbar bereits über mehrere Wochen immer wieder getroffen, um die Übernahme zu besprechen. Über den Kaufpreis schweigt sich Dirk Timmerberg aus. Neujahr 2025 wird der Vertrag wirksam. Dann gehört der Familienbetrieb in der Südstadt zur WEZ-Gruppe von Karl Stefan Preuß. Und Dirk Timmerberg ist nicht mehr geschäftsführender Gesellschafter, sondern nur noch Geschäftsführer in dem Fleischereibetrieb. &bdquo;Ich wollte nicht einfach den Schlüssel umdrehen“ &bdquo;Wir stehen schon sehr lange in Kontakt“, sagt Timmerberg zu den Verhandlungen mit Preuß. Die Zukunft des Familienbetriebs habe ihn schon lange umgetrieben, doch nach Gesprächen mit den eigenen Kindern im letzten Jahr stehe fest: &bdquo;In der Familie geht’s nicht weiter.“ Weder Sohn noch Tochter wollten den Betrieb übernehmen. Timmerberg wollte aber &bdquo;nicht einfach irgendwann den Schlüssel umdrehen“. Die Entscheidung seiner Kinder respektiere er, betont Timmerberg: &bdquo;Sie ist gefallen, in dem Wissen, dass ich das akzeptieren werde.“ Mit dem WEZ-Eigentümer Karl Stefan Preuß habe er nun einen starken Mittelständler an der Seite, mit dem die Zukunft der Fleischerei gesichert sei. Der Wettbewerb im Lebensmittelhandel ist hart. Die Zahl der selbstständigen Fleischereien ist in den vergangenen Jahrzehnten erheblich geschrumpft. In der Nachbarstadt Löhne hat in diesem Jahr die letzte verbliebene Fleischerei aufgegeben – und geschlossen. Das wird in Bad Oeynhausen auf absehbare Zeit nicht passieren. Lesen Sie auch: Fehlende Zukunftsperspektive: Letzte selbstständige Fleischerei in Löhne muss schließen Noch am Freitag hat Dirk Timmerberg mit seiner Ehefrau Katja die 48 Mitarbeiter über den Verkauf und die weiteren Pläne informiert. Demnach werden die Produktion der Fleisch- und Wurstwaren sowie der Partyservice mit der Wurstküche weiter am Standort an der Detmolder Straße bleiben. Sobald der neue Edeka an der Heinrichstraße steht, soll die Fleischereitheke von den Timmerberg-Mitarbeitern betrieben werden. &bdquo;Für Produktion und Partyservice ist dort kein Platz“, sagt Dirk Timmerberg. Die Immobilie an der Detmolder Straße hat er für die nächsten sieben Jahre an Preuß vermietet. Aus Sicht der Timmerberg-Kunden wird sich also absehbar nichts ändern. Beschäftigungsgarantie für alle Mitarbeiter Für die Mitarbeiter zunächst auch nicht. Karl Stefan Preuß hat laut Pressemitteilung allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Fleischerei die Weiterbeschäftigung garantiert. Sie werden übernommen. Im geplanten WEZ im ehemaligen Autohaus Fuhrken soll Timmerberg zu einer Marke des WEZ werden. Karl Stefan Preuß hat sich gegenüber der NW jüngst im September zur Zukunft der Bedientheken in seinen Supermärkten geäußert. Preuß betreut in Ostwestfalen 30 Supermärkte unter den Namen E-Center, Edeka WEZ, Edeka Preuß sowie &bdquo;Nah und Gut“ Preuß. Nach Spekulationen in der Boulevardpresse über den deutschlandweiten Personalmangel bei den Bedientheken und deren mögliches branchenweites Aus erklärte Preuß, Käse- und Fleischtheken seien das &bdquo;Herzstück“ seiner WEZ-Märkte: &bdquo;Und das bleibt auch so.“ Die Fleisch- und Käsetheken machten den entscheidenden Unterschied zum Discounter. Lesen Sie auch: Nach Gerüchten um Schließung der Frischetheken: Die Theken im WEZ bleiben bestehen Laut Edeka-Mitteilung sind die Verkaufsgespräche von beiden Familienunternehmen &bdquo;von Beginn der Verhandlungen auf Augenhöhe“ erfolgt. Man begleite sich bereits &bdquo;seit Jahrzehnten mit gegenseitiger Wertschätzung der Leistungen und Erfolge“ in der Branche. Timmerbergs Fleischwaren gab es bislang bloß in dem Ladengeschäft an der Detmolder Straße und in ausgewählten Lebensmittelgeschäften zu kaufen. Die Fleischwaren sind vielfach ausgezeichnet und prämiert worden. Und nicht nur das. Bundesweite Aufmerksamkeit bekam die Wurstküche der Fleischerei Timmerberg zuletzt 2017 durch den Wettstreit zweier Sterneköche in der Fernseh-Sendung &bdquo;Kitchen Impossible“. Christian Lohse tischte Roland Trettl ostwestfälische Stippgrütze von Timmerberg auf, die Trettl nach Verkostung, aber ohne Rezept nachkochen musste – und kläglich scheiterte. Neuer Flaggschiffmarkt in Bad Oeynhausen Die Familie Preuß weiß also, was für ein Filetstück sie da an Land gezogen hat. Laut Pressemitteilung freut sich die Lebensmittelhändler-Familie &bdquo;auf die Ergänzung des eigenen Geschäftsmodells“. Man sehe die Verbindung &bdquo;als Fortsetzung der eigenen Strategie der Marktanteilssicherung durch Leistungsstärke“ heißt es von der geschäftsführenden Gesellschafterin Karlotta Preuß (34). Timmerberg strebe wie Preuß und WEZ nach Exzellenz in seinem Segment. Karl Stefan Preuß (65), heißt es, teile &bdquo;als Familienunternehmer die Ausrichtung guter Unternehmensführung an Werten wie Verantwortung für Kunden, Beschäftigte und Gesellschaft“. Timmerberg-Produkte und Timmerbergs frische Bratwurst sollen &bdquo;weiter im gewohnten Umfeld hergestellt und angeboten“ werden, heißt es in der Mitteilung. Und weiter: &bdquo;Chancen für Absatz- und Umsatzwachstum im Unternehmensverbund von Preuß und WEZ werden ab nächstem Jahr mit Augenmaß geprüft und genutzt werden.“ Wie es mit dem Bau des Edeka-WEZ-Marktes an der Heinrichstraße weitergeht, lässt die Mitteilung aus Minden offen. Die Zukunft der Fleischerei Timmerberg dagegen wird in rosigen Farben gemalt: Timmerberg, heißt es, soll künftig &bdquo;als Fachgeschäft in einem Flaggschiffmarkt der Unternehmensgruppe eine Erfolgsgeschichte mit überregionaler Strahlkraft werden“.

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