Benjamin Rauer: "Das Wichtigste ist gute Kommunikation"

Herr Rauer, was hat Sie bewogen zu kandidieren? Benjamin Rauer: Ich habe 2017 nach den Landtagswahlen gesagt, dass ich mich für Hüllhorst und den Kreis einsetzen möchte. Es ist so, dass wir als Grüne gerne in den Räten mitgestalten, aber auch Personen in den Bürgermeisterämtern besetzen wollen. Hüllhorst ist meine Heimat, Hüllhorst möchte ich gestalten, Hüllhorst möchte ich zukunftssicher machen. Dazu gehört auch, dass wir eine schnelle Umsetzung in der Errichtung von Solarenergie auf allen Dächern der gemeindeeigenen Liegenschaften herbeiführen – als ersten Schritt, um den kommunalen Energieverbrauch bis 2035 mit 100 Prozent erneuerbaren und regionalen Energien zu versorgen. Welche drei Themen für Hüllhorst stehen bei Ihnen ganz oben auf der Prioritätenliste und sollen Ihrer Ansicht nach in den kommenden fünf Jahren vorangebracht werden? Rauer: Der Klima- und Umweltschutz ist klar. Dazu gehört auch der öffentliche Verkehr. Ich möchte gerne, dass auf bestimmten Wegen und Straßen Fußgänger und Radfahrer Vorrang haben. Hüllhorst lebt von seiner super Vereins- und Verbandsstruktur. Da müssen wir noch weiter unterstützen, zum Beispiel durch eine Stelle, die Ehrenamtliche berät. Ein weiterer Punkt ist, dass wir insgesamt in Hüllhorst kreativere Ideen in der Verwaltung haben sollten. Ich möchte die Mitarbeiter in der Verwaltung motivieren, aber auch jeden einzelnen Bürger oder Verein, dass sie auf mich zukommen können und Ideen vorschlagen können, sodass es nicht heißt, Ideen werden im Rat gefasst. Sie sollen von den Bürgern kommen, aber auch aus der Verwaltung. Bürger wünschen sich mehr Mitsprache und direkte Demokratie. Gibt es Ideen, wie das in Hüllhorst umgesetzt werden könnte? Ein Beispiel wäre ja die Diskussion um die Neuausrichtung der Grundschullandschaft. Rauer: Erst einmal ist direkte Demokratie sehr wichtig, die ich fokussieren möchte. Als Bürgermeister schwebt mir vor, dass bei einer Bürgersprechstunde regelmäßig Bürger zu mir kommen können. Thema Grundschullandschaft: Für mich ist wichtig, dass Kinder möglichst nah, aber auch sehr gut beschult werden können. Dementsprechend müssen die Gebäude modern sein. Das alles führt dazu, dass ich nicht weiß, was die Hüllhorster CDU, die ja die Bürgerbefragung zu den Grundschulen in ihrem Wahlprogramm hat, konkret für eine Frage von den Bürgern beantworten lassen will. Wenn ich eine Befragung in Aussicht stelle, müsste eine genaue Frage ja schon feststehen. Kommunen punkten gerne mit ihrer Familienfreundlichkeit. Wo sehen Sie für Hüllhorst noch Luft nach oben? Rauer: Verbesserungsbedarf ist auf jeden Fall in der Frage der Kita-Plätze. Das ist auch in Hüllhorst der Fall. Ich kenne die Zahlen, da ich mich mit ihnen durch meine Arbeit im Kreistag beschäftige. Ich möchte gerne, dass das langfristig geklärt wird und neue Plätze geschaffen werden. Außerdem würde ich mich für einen Bür-gerbus einsetzen, ein Transportmittel für Jung und Alt als Verbindung aller Ortschaften in der Gemeinde. Welche Eigenschaften sollte ein Bürgermeister haben, die auch Sie besitzen? Rauer: Ich habe eine Haltung zu bestimmten Themen wie Klimaschutz, Rassismus oder Islamfeindlichkeit. Ich glaube, es ist wichtig, dass ein Bürgermeister eine Haltung hat und diese auch nach außen trägt. Gleichzeitig sollte der Bürgermeister es ertragen, wenn diese Haltung nicht akzeptiert wird. Es braucht keine gleichen Meinungen, wir müssen aber einen Konsens finden. Ein Bürgermeister muss menschlich neutral sein, darf aber seine Meinung haben. Und das habe ich. Gerade in der Corona-Pandemie zeigt sich die Bedeutung von Digitalisierung. Was muss noch getan werden? Rauer: Ich glaube, wir brauchen nicht nur Glasfaser, sondern müssen erst einmal erörtern, wo Glasfaser überhaupt jetzt schon liegt und benötigt wird. Ich finde, die Kommune könnte mehr eingreifen und mit den Versorgern mehr Kontakt aufnehmen. Gleichzeitig kenne ich als Sozialarbeiter die Problematiken von Hartz 4, die es nicht erlauben, neueste Techniken anzuschaffen. Daher muss das Jobcenter tätig werden. Alle Kinder sollten gleichwertig am Schulalltag teilnehmen können und da muss die Kommune als Trägerin der Schulen ihrer Pflicht zur Digitalisierung nachkommen. Wie sieht für Sie ein bürgerfreundliches Rathaus aus? Rauer: Der Personalausweis sollte weitestgehend online beantragt werden können. Auch die Internetseite der Kommune könnte überarbeitet werden. Aber trotzdem brauchen wir ein Rathaus, das offen für die Bürger ist und in dem auch Ansprechpartner sitzen – vielleicht auch mit anderen Öffnungszeiten. Gibt es etwas, was Sie sich für Hüllhorst aus anderen Kommunen abgucken möchten? Wo könnten die Kommunen noch enger zusammenarbeiten? Rauer: Wir haben 2019 den Klimanotstand ausgerufen. Darum brauchen wir einen Klimaschutzmanager, der bis heute aber nur angedacht ist. Andere Kommunen haben diese Stelle schon. Diese Stelle wird sogar gefördert und durch die Expertise der möglichen Fachkraft könnten wir Geld sparen. Da sind wir in einer Wartestellung, die ich nicht verstehe. Wie wollen Sie als Bürgermeister für ein gutes Klima im Rat sorgen? Rauer: Das Wichtigste ist gute Kommunikation. Der Bürgermeister sollte mit allen Menschen sprechen und als Vermittler der demokratischen Gruppen agieren. Durch Kommunikation kann man Disharmonie verhindern. Diese Probleme sollte man als Bürgermeister schon vor den Ratssitzungen beiseite räumen. Was macht für Sie persönlich den Ort Hüllhorst ganz besonders? Rauer: Hüllhorst hat eine schöne Landschaft, tolle Bachläufe und Flurflächen. Wir haben eine bunte und aktive Gemeinschaft, die durch die vielen Ehrenamtlichen in den Vereinen ermöglicht wird. Man kennt sich, und wenn es Probleme gibt, hilft man. Das haben wir besonders während der Corona-Pandemie gesehen, zum Beispiel wenn jüngere Menschen den Einkauf für ältere übernommen haben.

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