Nach dem Großbrand in Hille: So lief einer der größten Einsätze der letzten Jahre

Hille-Holzhausen. &bdquo;Feuer aus“, meldete Feuerwehr-Pressesprecher Lukas Röthemeyer am Donnerstag kurz vor 18 Uhr. Seit 2 Uhr in der Nacht hatten er und viele weitere Einsatzkräfte gegen den Brand in einer Firma für Holz- und Kunststoffbau im Hiller Ortsteil Holzhausen gekämpft. Dass umliegende Gebäude nicht beschädigt wurden, war dem schnellen Eingreifen und dem enormen Personaleinsatz zu verdanken. Das Mindener Tageblatt (MT) hat am Tag danach gefragt, wie die Logistik und Kommunikation bei solch einem Einsatz verläuft, wie der Einsatz nachbereitet wird und ob es schon Erkenntnisse zur Brandursache gibt. Die Feuerwehr &bdquo;Wir waren heute gegen 4.30 Uhr noch einmal an der Einsatzstelle, weil Flammen aufgeglimmt sind und die Polizei auf Nummer sicher gehen wollte“, erzählt Julian Sparwirth am Freitag. Er leitete den Großeinsatz am Tag zuvor. Am Donnerstagabend waren seine Kollegen der Löschgruppen Holzhausen und Rothenuffeln noch vor Ort, um die Brandsicherheitswache zu übernehmen. Um 22.30 Uhr hätten die Kameraden abrücken können. Dass Julian Sparwirth die Einsatzleitung hatte, war Zufall. &bdquo;Ich war als Erster aus der Wehrführung an der Einsatzstelle“, erzählt der Hiller. Es hätte also genauso gut Sven Bredebusch oder Andreas von Behren-Krüger treffen können. Alle drei gehören zum Leitungsteam der Hiller Feuerwehr und sind bei einem Einsatz in der Größenordnung an vorderster Stelle. Trotz des großen Ausmaßes - die Feuerwehr spricht vom größten Einsatz der vergangenen Jahre - seien die Abläufe die gleichen wie beispielsweise bei einem Zimmerbrand. &bdquo;Dafür trainieren wir, damit die Zahnräder im Ernstfall ineinandergreifen. Hier waren es nur ein paar Zahnräder mehr“, sagt Sparwirth. Alles ist im Vorfeld geregelt, so die Anzahl der ausrückenden Löschgruppen. Die erste Alarmierung lautete &bdquo;Brand Industriestufe 1“, das bedeutet, dass automatisch drei Löschgruppen ausrücken. &bdquo;Bereits auf der Anfahrt habe ich höher alarmieren lassen“, erklärt der erfahrene Feuerwehrmann. Schließlich landete man bei Stufe 3. Die Einsatzleitstelle kümmert sich darum, dass weitere Einsatzkräfte hinzugezogen werden. So war zum Beispiel auch der Einsatzleitwagen (ELW) 2 des Kreises unterstützend vor Ort, weil der ELW der Hiller Feuerwehr bei der Größe des Einsatzes technisch an seine Grenzen stößt. Lesen Sie auch: Firma für Holz- und Kunststoffbau in Hille abgebrannt Mit der Brandbekämpfung selbst hatte Julian Sparwirth nichts zu tun. &bdquo;Ich koordiniere den Einsatz und sorge dafür, dass das Ziel erreicht wird. Vor allem in der anfänglichen Chaosphase wollen wir vor die Lage kommen, so dass die Kräfte nicht reagieren müssen, sondern den Einsatz steuern können.“ Dank der Erfahrung und Ausbildung komme man schnell in eine Routine und spule das Erlernte ab. Und weil die Kameraden aus den anderen Kommunen die gleiche Ausbildung haben, funktioniere die Zusammenarbeit so gut - sowohl mit den Löschgruppen als auch mit DRK und THW. &bdquo;Wenn einer von uns um Hilfe ruft, stehen sofort alle parat.“ Die Leitstelle Sven Schäffer leitet die Kreisleitstelle, die im Feuerwehrtechnischen Zentrum in Hille beheimatet ist. In der Nacht, als die Alarmierung kam, sei er nicht im Dienst gewesen, aber er habe den Einsatz über das Leitsystem von zu Hause verfolgt. 97 Seiten lang ist die Dokumentation, in der jedes Mittel und jede Alarmstufe vermerkt ist und die Schäffer am Tag nach dem Brand auf seinem Schreibtisch hat. Aufgrund des Notrufaufkommens sei schnell klar gewesen, dass es sich um einen Großbrand handelte. Es habe keine zehn Minuten gedauert, bis feststand, dass eine höhere Alarmstufe ausgewählt werden muss. Und so wurde zunächst die gesamte Feuerwehr der Gemeinde Hille alarmiert, bis auf die Löschgruppe Rothenuffeln, die den Grundschutz für weitere mögliche Einsätze sicherstellte. Innerhalb der ersten 20 Minuten nach Alarmierung sei zudem klar gewesen, dass die Bevölkerung vor Rauchgasen gewarnt werden muss, so Schäffer. Dazu würden sich der Lagedienstführer im FTZ und der Einsatzleiter der Feuerwehr abstimmen. Und so lösten noch in der Nacht die verschiedenen Warn-Apps aus und Messfahrzeuge wurden angefordert. &bdquo;Es wird dann Kontakt mit dem Deutschen Wetterdienst aufgenommen, um eine sogenannte Ausbreitungskeule zu entwickeln - also wie das Wetter die Rauchentwicklung beeinflusst.“ Je nachdem, wie hoch die Alarmstufe ist, liefert das System in der Kreisleitstelle Informationen dazu, wo sich beispielsweise die nächste verfügbare Drehleiter befindet und welche Zusatzeinheiten nachalarmiert werden können. Im Feuerwehr-Zentrum in Hille werden auch die Atemschutzgeräte nach Einsätzen aufbereitet sowie die Schläuche gereinigt und überprüft. Noch während der Einsatz in Holzhausen lief, seien die ersten Materialien angeliefert worden, weiß Schäffer. &bdquo;Bis die Sachen wieder zur Verfügung stehen, geht es relativ schnell.“ Sollte es zu weiteren Einsätzen kommen, hätten die Hiller genügend Kontingent. Alternativ würde Material von anderen Einheiten angefordert. &bdquo;Es wird nicht passieren, dass Material bei Einsätzen fehlt.“ Die Polizei Während die Arbeit der Feuerwehr an der Lindenstraße seit Donnerstagabend abgeschlossen ist, beginnt sie für die Brandermittler der Polizei Minden-Lübbecke nun erst so richtig. &bdquo;Die Brandstelle ist polizeilich beschlagnahmt worden“, erklärt Polizeisprecher Nils Schröder auf MT-Anfrage. Das sei bei solchen Fällen Routine und habe nichts damit zu tun, dass etwa der Verdacht einer Brandstiftung im Raum stehe. Um die Ursache herauszufinden, haben die Brandermittler am Freitag ihre Arbeit aufgenommen. &bdquo;Erkenntnisse oder Ergebnisse liegen allerdings noch nicht vor und die Ermittlungen dauern an“, teilt Schröder zum Ermittlungsstand mit. Klar ist: Der Schaden in Holzhausen liegt im Millionenbereich. Inwiefern überhaupt eine Brandursache ermittelt werden kann, ist indes ungewiss. Für vollständig ausgebrannte, einsturzgefährdete Gebäude liegt die Aufklärungsquote bei nur rund 20 bis 40 Prozent. Je stärker ein Gebäude zerstört ist, desto weniger physische Spuren bleiben. Auch die Brandbekämpfung mit starken Löscharbeiten und Umbaumaßnahmen können Hinweise vernichten oder überdecken. Wie es letztlich bei der Firma für Holz- und Kunststoffbau aussehen wird, muss die Zeit zeigen. Das THW Tobias Schröder, Zugführer vom Mindener Ortsverband des Technischen Hilfswerks (THW) wurde am Donnerstag um 4.20 Uhr von der Kreisleitstelle informiert. Die Feuerwehr konnte ihre Löscharbeiten nicht fortsetzen, da die Dachbalken der Halle drohten herunterzufallen. Um die Brandherde und Glutnester in der Mitte der Halle sicher zu erreichen, mussten die Wände und die Decke des Gebäudes eingerissen werden. Dafür hatte die Feuerwehr jedoch keine passenden Geräte - das THW ist entsprechend ausgerüstet. Daher entscheid sich die Feuerwehr, das Technische Hilfswerk hinzuzuziehen. Schröder alarmierte über Pieper und eine App die freiwilligen Mitglieder. Er managte vor Ort die Einsatzkräfte des THW, die übergeordnete Leitung des Einsatzes lag weiterhin bei der Feuerwehr. Die Verantwortung für derartige Entscheidungen liege bei der Einsatzleitung, erklärt THW-Pressesprecher Julian Posse. Das Hilfswerk unterstütze mit sogenannten Technischen Beratern, die ausgebildet sind, ein Gebäude auf seine Stabilität und Standsicherheit zu prüfen. Doch der Einsatz in Hille beschränkte sich nicht auf den Abriss: Mit einer Drohne überflog das THW regelmäßig den Unglücksort, machte Fotos mit einer normalen und einer Infrarot-Kamera, so Schröder. Mithilfe der Bilder konnte die Feuerwehr Glutnester im Blick behalten und entscheiden, ob weitere Löschmaßnahmen notwendig sind. Für das THW Minden war der Brand kein außergewöhnlicher Einsatz: &bdquo;Wir hatten einiges in dieser Größenordnung“, sagt Schröder und nennt als Beispiele den Großbrand bei Prezero vor mehreren Jahren und den Brand eines Reiterhofs in Stemmer. &bdquo;Wir werden aber auch meist nur bei derartig großen Ausmaßen dazu gerufen“, ergänzt der Zugführer. Ihr Steckenpferd sei jedoch nicht die Brandbekämpfung, sagt Schröder. Die hiesige Ortsgruppe, die für den Altkreis Minden zuständig ist, hat sich auf Wasserrettung spezialisiert. Daher kamen die für den Abriss notwendigen Fahrzeuge, ein Radlader und ein Radbagger, am Donnerstag aus Bünde und Bielefeld. Nach dem Einsatz bilanziert das THW, was gut und was schlecht gelaufen ist. Die Fahrzeuge werden gesäubert, Benzinkanister aufgefüllt, &bdquo;um für den nächsten Einsatz bereit zu sein“, erläutert Schröder. Etwa ein bis zwei Stunden dauern die Nacharbeiten, dann haben die Einsatzkräfte Feierabend. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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