
Espelkamp. In der fantastischen Welt des Schriftstellers Jules Verne begibt sich der reiche Gentleman Phileas Fogg für eine Wette auf eine Reise in 80 Tagen um die Welt. „In 80 Jahren um die Welt“ lautete das Motto, unter welches die Harting Technologiegruppe ihren Festakt zum 80. Geburtstag stellte, der am Montag mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Institutionen sowie Freunden der Familie im Forum (Werk 8) an der Memeler Straße in Espelkamp gefeiert wurde.
Und wer hätte wohl am 1. September 1945, als der Unternehmensgründer die „Wilhelm Harting Mechanische Werkstätten“ als Firma für Haushaltsgeräte in Minden-Dankersen aus der Taufe hob, darauf wetten wollen, dass acht Jahrzehnte später daraus ein weltweit führendes Hightech-Unternehmen mit mehr als 6.500 Mitarbeitern wird? Das fußt nicht zuletzt auf der Innovationskraft, die dem Familienunternehmen auch in dritter Generation eigen ist – der Harting-DNA.
Der Geburtstag sei ein guter Moment, um einmal innezuhalten und mit Stolz und Dankbarkeit auf das Erreichte zurückzuschauen, befand Vorstandsvorsitzender Philip Harting in seiner Begrüßung. Er blickte in seiner Rede auf „die bescheidenden Anfänge meines Opas Wilhelm und meiner Oma Marie“ zurück, die mit nur einer Handvoll Mitarbeitern den Grundstock für den Erfolg des Unternehmens als ein führender Anbieter von industrieller Verbindungstechnik für die Übertragung von „Daten und Strom“ legten.
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Unternehmen setzt weltweit industrielle Standards
In der Automatisierungstechnik, im Maschinen- und Anlagenbau sowie in der Robotik, E-Mobilität und Digitalisierung setzt das Espelkamper Unternehmen weltweit Standards. Das gilt insbesondere für den von Harting entwickelten und patentierten HAN-Steckverbinder, der alles verbindet, was sich bewegt oder dreht. Obwohl im Kreis Minden-Lübbecke beheimatet, war das Unternehmen von jeher weltoffen, und der von Pioniergeist geprägte Firmengründer Wilhelm Harting gehörte zu den Ersten, die in den Nachkriegsjahren ihre Produkte auf der Hannover Messe präsentierten.
Seitdem ist die Harting-Technologiegruppe fast ausnahmslos auf der Messe vertreten, und Vorstandsmitglied Dietmar Harting engagierte sich nicht nur in verschiedenen Funktionen für die deutsche Wirtschaft, sondern auch für die Deutsche Messe AG. Und so gehörten zu den Geburtstagsgästen auch Jochen Köckler, Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Messe AG, sowie BDI-Vizepräsident Gunther Kegel.

Obwohl längst ein Global-Player, hat das Unternehmen Harting nie seine Wurzeln vergessen. Philip Harting und seine Schwester Maresa Harting-Hertz (stellvertretende Vorstandsvorsitzende) sprachen einen ausdrücklichen Dank an die Beschäftigten aus, von denen viele schon in zweiter oder gar dritter Generation im Unternehmen tätig sind.
Gemeinsam mit ihrem Ehemann Dietmar steht Margrit Harting im Vorstand nach wie vor mit an der Spitze des Unternehmens, das, wie Philip Harting sagte, „sich immer seiner Rolle in der Gesellschaft bewusst war“. Mit der Gründung des Espelkamper Tennisvereins im Jahr 1956 begann ein vielfältiges Engagement auf sozialem, kulturellem und sportlichem Gebiet. Auch mit dem Bau des Ärztehauses „Medici“ habe man jüngst die Verbundenheit zur Region zum Ausdruck gebracht.
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Stadt und Technologiegruppe sind miteinander aufgewachsen
Nicht umsonst wurde dem Ehepaar Harting die Ehrenbürgerschaft der Stadt Espelkamp verliehen – der Stadt, in die 1950 der schrittweise Umzug des Unternehmens erfolgt war. Philip Harting nahm die Gäste, darunter auch die CDU-Landtagsabgeordnete Bianca Winkelmann, MdB Oliver Vogt (CDU) und der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Achim Post, mit auf eine kleine filmische Zeitreise durch 80 Jahre Firmengeschichte.
Für ihn sei es ein wenig so, als wenn man dem großen Bruder oder der älteren Schwester zum Geburtstag gratuliere, befand Bürgermeister Henning Vieker in seiner Rede zum runden Geburtstag des Unternehmens. „Denn als Espelkamp gegründet wurde, gab es Harting ja schon.“ Erst im vergangenen Jahr habe die Stadt ihr 75-jähriges Bestehen gefeiert – „ein besonderes Jubiläum, das auch dank der engen Verbundenheit und der großzügigen Unterstützung von Harting zu einem großen Erfolg geworden ist.“ Beide – Stadt und Technologiegruppe – seien miteinander aufgewachsen und hätten sich prächtig entwickelt, so Vieker.
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„Zukunftsversprechen für die Region und ihre Menschen“

Er wolle auch gar nicht über die globale Erfolgsgeschichte von Harting mit weltweit 14 Produktions- und 42 Vertriebsstandorten sprechen, sondern die familiäre Perspektive einnehmen. Er spreche lieber über Harting als den mit Abstand größten Arbeitgeber vor Ort, „als Unternehmensgruppe, die seit Generationen ein Zukunftsversprechen für die Region und ihre Menschen war und dies auch bleiben wird“.
Harting sei zwar weltweit zu Hause, habe aber in Espelkamp seine Heimat. Dass Espelkamp über eine hervorragende Infrastruktur mit Theater und modernen Sportstätten verfüge, gehe auch auf das Engagement von Harting zurück. Ein deutliches Bekenntnis zu den Wurzeln sei auch die Investition von 75 Millionen Euro in die „Fabrik der Zukunft“ am Standort Espelkamp. Die Stadt Espelkamp freue sich auf den gemeinsamen weiteren Lebensweg.
Landrat Ali Dogan betonte in seiner Rede die Bedeutung familiengeführter Unternehmen wie Harting für die Region. „Sie machen den Mühlenkreis wirtschaftlich stark und sind auch wichtig für junge Menschen, die ausgebildet werden wollen und für den Zusammenhalt in der Gesellschaft.“ Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling bescheinigte, dass bei Harting der Mensch im Mittelpunkt stehe. Fest verwurzelt in OWL und gleichzeitig weltweit vernetzt, sei Harting für OWL ein „Leuchtturm der Industrie und ein echtes Aushängeschild“. Dabei sei Ehrenamt ein Teil der Harting-DNA und keine Randnotiz. Harting engagiere sich in der Bildung, im Breiten- wie im Spitzensport bis hin zum Handball-Nationalteam sowie im kulturellen Bereich.
Geburtstagsgratulationen per Videobotschaft
Margrit Harting engagiert sich für die Nordwestdeutsche Philharmonie und für das Espelkamper Volksbildungswerk, wo sie auch Ehrenvorsitzende ist. Passend zeigte sich für die musikalischen Einlagen während des Festaktes ein Klarinettenquartett der Nordwestdeutschen Philharmonie Herford verantwortlich.
Geburtstagsgratulationen per Videobotschaft überbrachte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst. Er bezeichnete Harting als „starkes Beispiel für Familienunternehmen, das gleichsam Arbeitsplätze schafft wie gesellschaftliche Stabilität“.
Der frühere niedersächsische Ministerpräsident und frühere Bundespräsident Christian Wulff hat 2004 nicht nur das Verdienstkreuz 1. Klasse an Dietmar Harting für dessen Engagement im Nachbarbundesland verliehen, er ist der Familie auch freundschaftlich verbunden. „Wir haben hier heute viele schöne Worte über Harting gehört und ich kann sagen, sie stimmen auch“, so Wulff. Harting sei durch Innovationskraft, Kreativität und engagierte Mitarbeiter zu einem Exzellenz-Unternehmen geworden. Durch die unzähligen Patente gehöre Dietmar Harting quasi zu den „Päpsten der Normung“. Trotz ihres internationalen Erfolges habe sich die Familie Harting immer ihre Dankbarkeit erhalten. Es sei wichtig, dass in einer Zeit, in der gerade auch von führenden High-Tech-Unternehmen die Devise ausgegeben werde, dass nur der Stärkste überlebe, eine Nation und vor allem auch der einzelne Mensch emphatisch bleibe.
Denn auch 80 Jahre Frieden in Deutschland seien ein großes Geschenk, für das es Versöhnungs- und Vergebungsbereitschaft brauche statt Gleichmut und Hochmut. Die Haltung der Firma Harting in einer sich wandelnden und herausfordernden Welt, könne man sich nur zum Vorbild nehmen. Die Espelkamper Technologiegruppe sei ein Aushängeschild Deutschlands. „Ich hoffe, dass Sie Ihre Erfolgsgeschichte fortschreiben“, schloss Wulff.
Am Freitag wird der runde Geburtstag noch einmal mit einem großen Betriebsfest und den Mitarbeitern gefeiert.
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