Espelkamper „Haus am Ring“ bereit für neue Flüchtlinge

Espelkamp. Was lange währt, wird endlich gut. Mit einer freudigen Mitteilung konnte Kämmerer Björn Horstmeier jetzt die Mitglieder des Sozialausschusses überraschen: die größte Flüchtlingsunterkunft im Lübbecker Land, das &bdquo;Haus am Ring“, ist bezugsfertig. Darauf wies er in der jüngsten Sitzung hin. Zuletzt hatte es noch an der Brandmeldeanlage gehapert, aber die sei nunmehr auch eingebaut und müsse jetzt nur noch getestet werden.Und noch eine zweite Nachricht beruhigte die anwesenden Kommunalpolitiker. Was die Flüchtlingssituation insgesamt angehe, hatte er sich bei den zuständigen Behörden erkundigt. Aktuell sei mit keinen kurzfristigen Zuweisungen zu rechnen. &bdquo;Ich kann Ihnen keinen Tag X oder Y benennen, wann hier die ersten Menschen einziehen werden. Sie ist aber jetzt soweit fertig“, stellte er klar. Weniger Geflüchtete kommen aus ?der Ukraine Zuletzt hatte der inzwischen in den Ruhestand verabschiedete Sozialamtsleiter Friedrich Schumacher die Mitglieder des Sozialausschusses beruhigen können. Dem Fachausschuss trug er im November 2023 die aktuelle Entwicklung und auch die Aussichten im Hinblick auf mögliche weitere Zuwanderung nach Espelkamp vor. Auch das &bdquo;Haus am Ring“, in dem die Stadt im früheren Adient-Verwaltungsgebäude 85 Plätze für weitere Flüchtlinge inzwischen fertig eingerichtet hat, stand dabei im Fokus.Schumacher hatte seinerzeit mitgeteilt, dass die Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine sinke. Das belegten die aktuellen Zahlen. Immer noch befinde sich Espelkamp bei einer Erfüllungsquote mit 104 Prozent über dem notwendigen Schnitt von 100 Prozent. Rund 15 Personen mehr als gefordert habe Espelkamp aufgenommen. Man nähere sich jedoch den anderen Kommunen langsam an, hatte Schumacher seinerzeit deutlich gemacht.Noch im März 2022 lag Espelkamps Erfüllungsquote bei 219 Prozent. Das bedeutet, dass die Stadt 241 Männer, Frauen, Kinder und Jugendliche zusätzlich aufgenommen hatte. Schumacher rechnete vor, dass Espelkamp wohl im Frühjahr 2024 die 100-Prozent-Marke reißen werde und damit wieder zur Aufnahme verpflichtet sei. Viele afghanische Ortskräfte wohnen in Espelkamp Dieses Szenario sieht jedoch bei der Aufnahme von anerkannten Flüchtlingen ganz anders aus, wie das aktuelle Zahlenbild ergibt. So waren bis zum 5. Oktober 2023 noch 36 Männer, Frauen und Jugendliche in Espelkamp angekommen. Im vergangenen Jahr waren es noch 38, alle Jahre zuvor deutlich weniger. Bei den Flüchtlingen, die eine Wohnortzuweisung von mindestens drei Jahren haben, hat Espelkamp sein Soll allerdings noch nicht erfüllt. Hier liegt die Stadt mit 92 Personen unter dem Aufnahmesoll. Bei den Geflüchteten aus den nicht-ukrainischen Krisengebieten handelt es sich vor allem um afghanische Ortskräfte. Ein weiterer sehr großer Anteil sind nach wie vor syrische Flüchtlinge. Die Zahl der Leistungsbezieher nach dem Asylbewerberleistungsgesetz sinkt dagegen weiter. Waren es im Mai und Juni 2022 noch 573 Personen, so sind es zum 30. September 2023 nur noch 67.Bei den Ukraine-Flüchtlingen hat sich ebenfalls die Zahl der in Espelkamp lebenden Menschen verringert. Der Höhepunkt war im Mai und Juni 2022 mit 510 Menschen, die in relativ kurzer Zeit untergebracht werden mussten, nachdem der Krieg begonnen hatte. Freikirchliches Gemeindebündnis hat geholfen Nur mit privater Hilfe eines freikirchlichen Gemeindebündnisses und anderen privaten Initiativen konnten die vom Krieg in der Ukraine flüchtenden Menschen untergebracht und versorgt werden. Viele Menschen sind inzwischen wieder in die Heimat zurückgekehrt, obwohl der Krieg unvermindert tobt. Andere haben Espelkamp wieder verlassen, um beispielsweise zu Familienangehörigen oder Freunden in andere Gebiete Deutschlands zu ziehen.Friedrich Schumacher hatte seinerzeit deutlich gemacht, dass die Stadt weiterhin versuche, solange es ginge, die Flüchtlinge dezentral in der Stadt unterzubringen. Außerdem werde versucht, Flüchtlingswohnungen in reguläre Mietverhältnisse umzuwandeln. Seiner Meinung nach sei nicht das Problem, den Neubürgern ein Dach über dem Kopf zu verschaffen, sondern die Menschen in die Gesellschaft einzugliedern. Dazu gehörten vor allem passende Schulangebote, Kindertagesstätten-Plätze und auch genügend Ausbildungsplätze bereitzustellen. Volkshochschule und ein Verein bieten Integrationskurse an Interessant ist in diesem Zusammenhang sicherlich die Tatsache, dass zwölf Integrationskurse und zwei Flüchtlingskurse mit jeweils durchschnittlich 20 Teilnehmern von der Volkshochschule (VHS) angeboten wurden. Ebenso gab es Sprachkurse, die mit dem B2-Zertifikat abschlossen. Auch über den Verein &bdquo;MitMenschen“ hat es Integrationskurse gegeben. Innerhalb von drei Wochen konnten mit der VHS die Flüchtlingskurse organisiert werden. Einer sei bereits abgeschlossen, ein weiterer ist nach den Ferien gestartet.Über den Verein &bdquo;MitMenschen“ konnte ein Kurs für Kinder im Vorschulalter angeboten werden, weil einige Kinder keinen Platz in der Kindertagesstätte gefunden hatten. Dieser fand im Quartiersbüro statt und stand unter dem Motto &bdquo;Spielend Deutsch lernen“.Die Inbetriebnahme des &bdquo;Hauses am Ring“ war ursprünglich schon für Anfang April 2023 vorgesehen. Horstmeier hatte sich auf den Termin mit dem Fachausschuss bestens vorbereitet und auch einen Blick zurück geworfen. Erst am 22. Juni 2022 hatte der Rat die Verwaltung mit der Ertüchtigung des Adient-Verwaltungsgebäudes zur Geflüchtetenunterkunft beauftragt. Es sei zunächst eine Prüfung des Gebäudes auf Schadstoffe erfolgt. Da diese positiv ausgefallen war, wurde vor Beginn der Umbauarbeiten eine Fachfirma mit der Beseitigung beauftragt. &bdquo;Die gefundenen Schadstoffe konnten vollständig entfernt werden“, so Björn Horstmeier.Alle Etagen (Erdgeschoss, erstes Obergeschoss und zweites Obergeschoss) verfügen über eigene Dusch- und Waschräume getrennt nach Geschlechtern. Mehrkosten werden vom Bund und Land NRW aufgebracht Weiterhin sind mehrere WC sowie eigene Küchen mit Aufenthaltsbereich vorhanden. Im Erdgeschoss befindet sich ein großer Hauswirtschaftsraum mit Waschmaschinen und Trocknern. Im zweiten Obergeschoss ist zudem noch ein großer Gemeinschaftsraum eingerichtet worden, der sich sehr gut als Spielraum für Kinder anbietet.Das Gebäude verfügt über eigene Gas-, Strom-, Wasser- und Abwasseranschlüsse sowie einen Glasfaseranschluss, der es vom Rest des Adient-Geländes autark macht. Es wird von Gesamtkosten in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro ausgegangen. Aber auch die Mehrkosten könnten im Wesentlichen durch vom Bund und Land NRW geleistete Zuwendungen für die Aufnahme und Unterbringung von Geflüchteten finanziert werden.

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