Ukrainischer Flüchtling soll in Bünde aus den BImA-Häusern ausziehen

Bünde. Oleksii Bahniuk kann es immer noch nicht begreifen: &bdquo;Die Stadt Bünde hat mich aufgefordert, mein bisheriges Zuhause an der Behringstraße zu räumen, um in die städtische Sammelunterkunft zu ziehen“, berichtet der 47-jährige Ukrainer im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Im Schreiben der Kommune vom 25. November 2024 heißt es: &bdquo;Zur Beseitigung des Notstandes der Obdachlosigkeit und der mit ihr verbundenen Gefahren für Leben und Gesundheit der Betroffenen gemäß Paragraf 14 I, 17 Ordnungsbehördengesetz NRW sowie der Satzung der Stadt Bünde vom 19.09.2024 über die Unterbringung besonderer Bedarfsgruppen werden Sie . . . mit Wirkung vom 15.01.2025 befristet bis zum 31.05.2025 in die Unterkunft Mühlenbachstraße 21, . . ., eingewiesen.“ Seit Juni 2022 lebt der vor dem russischen Angriffskrieg geflüchtete Ukrainer in Bünde. Im November des gleichen Jahres bezog er seine bisherige Unterkunft in einem ehemaligen Haus der britischen Streitkräfte an der Behringstraße: &bdquo;Wir leben hier mit sechs Personen in fünf Zimmern. Alle Bewohner sind Ukrainer. Wir unterstützen uns gegenseitig und verstehen uns gut“, erzählt Oleksii Bahniuk, der sich selbst nicht als obdachlos sieht. Lesen Sie auch: Wie viele Menschen sind in Bünde obdachlos? Außer ihm hätten auch andere Geflüchtete in der ehemaligen Britensiedlung – darunter alte Menschen und alleinstehende Frauen – eine &bdquo;Umsetzungsverfügung“ von der Stadt Bünde erhalten. Oleksii Bahniuk betont: &bdquo;Es gab bislang keine Konflikte unter den Bewohnern.“ Die allerdings befürchtet er in der Unterkunft für obdachlose Personen, in die er nun umziehen soll. Ehrenamtliches Engagement bei der Tafel Angelika Siekmann, Leiterin der Tafel-Nebenstelle Bünde, kann die Entscheidung der Stadt ebenfalls nicht nachvollziehen. Siekmann unterstützt Oleksii Bahniuk bei Behördengängen und der Wohnungssuche. Der Geflüchtete wiederum unterstützt seit Anbeginn seines Aufenthalts in der Elsestadt das Team der Tafel. Bei einem gemeinsamen Besuch der Sammelunterkunft an der Mühlenbachstraße im Dezember hat die engagierte Ehrenamtlerin festgestellt: &bdquo;In der Obdachlosenunterkunft herrschen meiner Ansicht nach völlig unhaltbare Zustände.“ Auch sei es dort in der Vergangenheit schon mehrfach zu Einsätzen der Polizei gekommen: &bdquo;Die gemeinsame Unterbringung von Angehörigen verschiedener Religionen führt zu Spannungen“, glaubt Siekmann. Mehr zum Thema: Zahl der Geflüchteten in Bünde steigt weiter Und sie geht noch weiter: &bdquo;Für mich wird Oleksii durch die sogenannte Umsetzung aus seiner bisherigen Unterkunft gefühlt von einer ,Meldeadresse’ in die Obdachlosigkeit gebracht.“ Aufnahmen aus der Sammelunterkunft von Dezember, die der Redaktion vorliegen, bestätigen zumindest den Eindruck, dass man die Unterbringungsformen nicht miteinander vergleichen kann, wobei auch die bisherige Unterkunft offiziell als eine Unterkunft für obdachlose Personen gilt. Schon mehrere Integrationskurse absolviert Angelika Siekmann meint: &bdquo;Das ist jetzt ein ganz ungünstiger Zeitpunkt für diese Maßnahme.“ Und sie fügt hinzu: &bdquo;Mit Blick auf die anstehende Job- und Wohnungssuche in den kommenden Monaten wäre es besser gewesen, wenn er an der Behringstraße hätte bleiben können.“ Zum Hintergrund: Der ausgebildete Ökonom und Fotograf, dessen Diplome nach eigenen Angaben in Deutschland mittlerweile anerkannt sind, hat bereits mehrere Integrationskurse absolviert. Aktuell erwartet er das Prüfungsergebnis für seinen jüngst beendeten Deutschkurs &bdquo;B2-Level“, bei dem ihm wichtige Sprachkenntnisse für eine zukünftige berufliche Tätigkeit vermittelt wurden. Angelika Siekmann hofft, dass die geänderten Rahmenbedingungen die Chancen auf eine berufliche Perspektive von Oleksii Bahniuk nicht beeinträchtigen werden. Und was sagt der Betroffene selbst? &bdquo;Ich kenne jetzt schon Menschen und möchte gerne in Bünde bleiben“, fasst er seinen Wunsch nach einer eigenen Wohnung zusammen. Die meisten ukrainischen Flüchtlinge wohnen privat Nach der Ablehnung seines Widerspruchs gegen die Umsetzung durch die Stadt will Angelika Siekmann den Ukrainer auch zukünftig bei der Wohnungssuche unterstützen: &bdquo;Er hat sich hier ein kleines, geschütztes Umfeld geschaffen.“ Allerdings stellt sie auch fest: &bdquo;Viele Vermieter nutzen die aktuelle Wohnungsnot schamlos aus.“ So würden für ein einzelnes, nicht abschließbares Zimmer oftmals mehrere Hundert Euro verlangt: &bdquo;Zu viel für einen Flüchtling“, sagt sie. Unabhängig vom hier geschilderten Fall des Oleksii Bahniuk hat die Stadt auf erneute Nachfrage der NW folgende kurze Stellungnahme dazu abgegeben: &bdquo;Es gibt rechtliche und vertragliche Bedingungen hinsichtlich der Art und Gestaltung der Unterbringung. Dabei hat die Stadt sowohl individuelle als auch allgemeine Kriterien zu berücksichtigen.“ Auch interessant: Darum verzögert sich der Bau einer neuen Geflüchtetenunterkunft in Bünde Dabei kann es für eine Kommune erforderlich sein, dass Menschen, die eine Flüchtlings- oder Obdachlosenunterkunft beziehen, in eine andere Unterkunft umziehen müssen, sobald sich Voraussetzungen ändern. Das kann beispielsweise der Zuzug neuer Geflüchteter sein, oder aber auch, wenn diese Menschen wieder zurück in ihr Heimatland gehen oder in Bünde eine Wohnung auf dem freien Markt bekommen haben. Von den derzeit mehr als 900 ukrainischen Geflüchteten in Bünde leben laut der Stadtverwaltung zwei Drittel in privaten Wohnungen.

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