
Espelkamp. Wahlen, Berichte und ein Orgelverkauf - das waren die wichtigsten Punkte der Hauptversammlung des Orgelfördervereins Espelkamp. Die Mitglieder kamen kürzlich zur Sitzung im neuen Thomas-Zentrum der evangelischen Martins-Kirchengemeinde zusammen.
Vorsitzender Christoph Heuer berichtete zunächst in seinem Jahresbericht über die Orgelexkursion, die gemeinsam mit dem befreundeten Orgelförderverein Lübbecke organisiert wurde. Reiseziel war die Krummhörn. Christoph Heuer hob hervor, dass sich Heinz-Hermann Grube und er „hervorragend in der Organisation ergänzt haben“. Erfreulich entwickele sich zudem der Mitgliederbestand. So konnte ein weiteres neues Mitglied gewonnen werden. Er beträgt aktuell 16 Mitglieder.
Heuer berichtete in diesem Zusammenhang von einer neuen Veranstaltungsreihe, die im Dezember 2022 begonnen wurde, um die Orgel der Thomaskirche auch außerhalb von Gottesdiensten erklingen zu lassen. An jedem zweiten Freitag im Monat wird dazu in einer Länge von 30 Minuten zu einer Meditation oder auch Andacht in das Gotteshaus eingeladen. Dazu werden Texte vorgelesen, die sich mit kurzen Orgelstücken abwechseln. Heuer: „Die Veranstaltung erfreut sich zunehmender Beliebtheit und wird im Schnitt von etwa 30 bis 40 Personen besucht“.
Erlös kommt einer anderen Orgel in Espelkamp zugute

Während des Winters wird die Veranstaltungsreihe im großen Saal fortgesetzt. Die Lesungen werden im Wechsel von Personen aus einem achtköpfigen Team übernommen, für die musikalische Gestaltung ist vorwiegend Christoph Heuer verantwortlich, aber auch Matthias Berges und Johanna Bartoldtsen waren bereits zu Gast.
Der wohl wichtigste Punkt der Tagesordnung war der Verkauf der Michaelsorgel, die, so Heuer, auf einmal ganz schnell über die Bühne ging, nachdem er sich vorher über ein Jahr „wie Kaugummi“ hingezogen habe. Im September 2023 hat Orgelbauer Wilfried Puschmann aus Rheine das Instrument abgebaut.
Es steht jetzt in der katholischen St. Ludgeri-Kirche in Elte bei Rheine. Kantor Tobias Krügel war am Tag der Orgelweihe nach Elte gereist und hatte die Orgel im nachmittäglichen Konzert mit Improvisationen zum Klingen gebracht. Er konnte berichten, dass die Gemeinde dankbar und „sehr zufrieden mit dem Instrument“ sei. Der Verkaufserlös soll ausschließlich für die Unterhaltung der Orgel der Thomaskirche verwendet werden.
Gemeinde bedauert fehlende Verabschiedung
Kritisiert wurde in diesem Zusammenhang während der Versammlung, dass sich die Gemeinde nicht von der Orgel verabschieden konnte, beispielsweise in Form eines Abschiedskonzertes. Heuer machte deutlich, dass er selbst mit der Situation auch unzufrieden gewesen sei und dies ausgesprochen bedauere. Die Gründe, so der Vorsitzende lagen „im chaotischen Verhalten auf der Käuferseite“. Es sei jedoch ein Besuch der Michaelsorgel in Elte geplant, zu der die Gemeinde eingeladen werde.
Bei den Wahlen wurde der Vorstand mit Christoph Heuer als Vorsitzenden, als Stellvertreter Tobias Krügel, als Kassenwart Felizitas Sternberg und als Schriftführerin Carola Zschocke einstimmig wiedergewählt.
Kantor Tobias Krügel stellte Perspektiven für das neue Jahr vor. Es seien wieder Veranstaltungen im Rahmen des Orgelsommers vorgesehen. Außerdem soll es Events rund um die Orgel mit Kindern aus den Kindergärten und Schulen geben.
Die Orgel musste renoviert werden

Die Michaelsorgel stammt aus der Orgelbauwerkstatt von Alfred Führer aus Wilhelmshaven. Sie besitzt zehn Register und zwei Manuale und bietet wegen ihrer ungewöhnlichen Disposition viele Klangmöglichkeiten. Grundlage ist die Disposition einer einmanualigen Orgel, wobei bei Bedarf Flöten- und Zungenregister einem zweiten Manual zugeordnet werden. Technisch orientiert sie sich an Orgeln der Barockzeit. Die Traktur besteht aus Holz, die Pfeifenplatten wurden auf Leinen gegossen. Außerdem wurde das Instrument nach Johann Georg Neidhardts „Stimmung für eine kleine Stadt“ von 1724 gestimmt.
Und wo ist sie eingebaut worden? Einigen Dokumenten des Gemeindearchivs zufolge erhielt die katholische St. Ludgeri-Kirche in Elte bei Rheine ihre erste Orgel im Jahr 1777. Der Orgelbauer Friedrich Ludwig Heilmann aus Herbern lieferte gegen den Preis von 513 Reichstalern ein einmanualiges Instrument mit acht Registern und angehängtem Pedal. Das Vorgängerinstrument zur Michaelsorgel wurde von der Orgelbaufirma Gebr. Stockmann aus Werl erstellt. Es handelte sich um eine Kegelladenorgel mit 13 Registern auf zwei Manualen und Pedal. Das frei stehende Instrument fand seine Aufstellung im alten Ostchor der Kirche und verblieb dort unverändert bis 1984.
Erst wurde das das Instrument umgebaut, jetzt ausgebaut
Die Firma Fleiter aus Münster wurde beauftragt, dieses Instrument um- und auszubauen. Man ergänzte es durch fünf Register auf insgesamt 18 klingende Stimmen, einen Tremulanten und ein Schwellwerk. Das komplette Instrument wurde in einem speziell dafür im Turm geöffneten Raum eingebaut, der siebenachsige Prospekt, die Öffnung verblendend, auf farblich auf die Schauseite der Orgel abgestimmten Konsolen davor installiert. Der Spieltisch verblieb (frei beweglich) im Kirchenraum.
Das Instrument war in dieser Form bis vor Kurzem in Gebrauch, allerdings mittlerweile in seiner Technik veraltet und in seinem Pfeifenbestand dringend renovierungsbedürftig. Zu diesem Zweck führte die Gemeinde ab dem Jahr 2019 eine Konzertreihe durch, die die Finanzierung der Orgelrenovierung ermöglichen sollte. Diese Orgel wurde im August 2023 abgebaut und wird nun durch die Michaelsorgel aus Espelkamp ersetzt.