„Hilfeschrei der Bäume“: Protest gegen Espelkamper Radweg-Neubau

Espelkamp. Die Stadt Espelkamp soll den Radweg an der General-Bishop-Straße neu bauen und verbreitern. Dafür hatten sich eine Mehrheit von CDU, SPD und FDP im Hauptausschuss und auch im Rat der Stadt Espelkamp ausgesprochen. Den Ausschlag für die drei Parteien gab eine erhebliche und aus Steuergeld finanzierte Förderung durch das Land und den Bund. Die Maßnahme ist umstritten, weil wegen der Bauarbeiten 34 Bäume abgeholzt werden sollen. Unabhängige und Grüne kritisieren die Baumfällung scharf und lehnen das Vorhaben daher ab. Sie sehen in der Baumaßnahme keine Verbesserung für den Radverkehr. Kreis will Baumfällungen verhindern Die Espelkamper Grünen haben in den vergangenen Tagen einen &bdquo;Hilfeschrei der Bäume“ veröffentlicht. Auf Plakaten wurde darauf verwiesen, wie wichtig Bäume für das Klima sind. Andreas Sültrup, der für die Grünen viele Jahre dem Stadtrat angehörte, wundert sich, warum Espelkamps Bürgermeister Henning Vieker (CDU) noch immer von der &bdquo;Stadt im Grünen“ spricht. Sültrup erinnerte an ein Treffen am Dienstag im Mindener Kreishaus, bei dem das Radwegekonzept des Kreises Minden-Lübbecke im Mittelpunkt stand. Dabei sei erklärt worden, dass in Sachen Radwegbau bestimmte Dinge nicht gingen. Das Fällen von Bäumen etwa solle möglichst vermieden werden. Das, so Sültrup, stehe im Widerspruch zum Vorhaben der Stadt Espelkamp. Was sich neben dem Fällen der Bäume noch verschlechtern soll Die Initiative &bdquo;Pro Fahrrad“ in Lübbecke, der ADFC und Rahdener Bürger hatten nach Angaben Sültrups über eine Vorrangroute für Radfahrer als Weg zur Arbeit gesprochen. Die solle keine touristischen Ziele erschließen, sondern Radler auf direktem Weg zu den Arbeitsplätzen führen. &bdquo;Dazu gehört auch die alte B 239.“ Deswegen müsste der Kreis aber mit für die jeweiligen Straßen zuständigen Baulastträgern sprechen. Die Maßnahme an der General-Bishop-Straße ist Sültrup dagegen &bdquo;ein Rätsel“. Man wolle etwas allein wegen Fördergeldern machen, aber ein langfristiges Konzept gebe es nicht. Die Stadt habe für den vergangenen Herbst die Vorstellung eines Konzeptes angekündigt und das dann aber ins Frühjahr verschoben. "Sonst bleibt es bei Tempo 100" Und noch etwas kritisiert Sültrup im Zusammenhang mit dem Radwegneubau und der Baumfällung scharf. Das Ortsschild und damit der Beginn der Tempo-50-Zone werde weit nach Osten in Höhe der Einmündung der Max-Ilgner-Straße verschoben. Statt Tempo 50 kann dann nach Angaben Sültrups künftig im westlichen Teil der General-Bishop-Straße Tempo 100 gefahren werden. &bdquo;Die Stadt muss sich schon wichtige Gründe überlegen, dass hier auf Tempo 70 gesenkt wird. Sonst bleibt es bei 100.“ Der betroffene Straßenabschnitt sei aber nicht &bdquo;völlig außerorts, wo locker 100 gefahren werden kann“, merkte der langjährige Grünen-Kommunalpolitiker an. Andreas Sültrup verwies auf die zahlreichen Zufahrten zu Siedlungsstraßen und zu den hier vorhandenen und noch entstehenden Firmen. Stadt musste bei Ersatzpflanzung zurückrudern Durch die geplante Baumaßnahme wird nach Einschätzung Sültrups in dem betroffenen Bereich alles schlechter, was schlechter werden kann. &bdquo;Man will die Radfahrer von der Straße holen, damit sie den Verkehr nicht stören.“ Der Radverkehr an der General-Bishop-Straße soll nach dem Willen der Stadtverwaltung neu geordnet werden. Westlich der Brücke über die B 239 und die Bahnlinie soll der Radweg neu gebaut werden. Dazu erhält die Stadt Espelkamp 90 Prozent der Kosten von Bund und Land, die aus Steuergeld finanzierte Zuschüsse bewilligt haben. Für den Bau sollen allerdings auch 34 Bäume abgeholzt werden. Soll vor dem Hintergrund der desolaten finanziellen Entwicklung Espelkamps die Maßnahme nun durchgezogen werden oder nicht? Darüber hatten Hauptausschuss und Stadtrat beraten und sich mehrheitlich für das Bauvorhaben ausgesprochen. Was das Vorhaben kostet Gut 1,18 Millionen Euro kostet die Maßnahme. Von Bund und Land gibt es 90 Prozent Zuschuss, den Anteil der Stadt bezifferte Stefan Rogalske von der Stadtverwaltung im jüngsten Hauptausschuss auf 76.500 Euro. Alle notwendigen Schritte für die Baumaßnahme seien erledigt, im Februar oder März könnte begonnen werden. In dem Zusammenhang solle auch die General-Bishop-Straße zwischen der Ratzenburger Straße und der Gabelhorst grundlegend saniert werden. Das kostet laut Rogalske rund 700.000 Euro. Als Ausgleich für die 34 Bäume, die die Stadt abholzen will, hatte Rogalske im Hauptausschuss das Pflanzen von etwa 200 Bäumen angekündigt – allerdings nicht vor Ort, sondern unweit des Kanals. In der Ratssitzung musste Rogalske als zuständiger Sachgebietsleiter dann einen Rückzieher machen: Die Stadt wird anders als zunächst von ihm angekündigt keine 200 neuen Bäume pflanzen, sondern nur noch 50. Die 40 Silberlinden und 10 Traubeneichen sollen an den Bruchwiesen in Gestringen gepflanzt werden.

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