Verkehrsminister nicht zu bremsen: ICE-Neubauplanungen quer durch OWL gehen weiter

Kreis Minden-Lübbecke/Kreis Herford. Die neue Bundesregierung hält an den Plänen zum Neubau der Bahn-Hochgeschwindigkeitsstrecke Hannover-Bielefeld fest. Das geht aus einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine Anfrage der NW hervor. Der Regierungswechsel hatte in der Region OWL Hoffnungen auf ein Umdenken in Berlin genährt. Bürgerinitiativen haben Ende Mai eine Petition für eine Neuberechnung des Deutschlandtakts gestartet. Das Verkehrsministerium verweist auf die übliche &bdquo;Fortschreibung des Zielfahrplans“ für einen deutschlandweit getakteten Eisenbahnverkehr. Dieser Zielfahrplan ist zugleich die Grundlage für die Neubaupläne - samt Tempo 300 und 31 Minuten Fahrtzeit zwischen Bielefeld und Hannover. Das Verkehrsministerium erwartet Anpassungen an die Verkehrsprognosen für 2040. Wie die Anpassungen aussehen, schreibt das Ministerium allerdings nicht. Der Deutschlandtakt ist noch von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) ins Leben gerufen worden. Die Idee dahinter war, erst einen Fahrplan zu haben und dann die Infrastruktur - also Gleise, Weichen und Bahnhöfe - diesem Fahrplan anzupassen. Scheuers Nachfolger Volker Wissing (FDP, dann parteilos) hielt ebenfalls an diesem Ziel fest. Und genauso verhält sich nun offenbar auch der neue Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) aus Rheinland-Pfalz. Derzeit wird an zwölf Varianten quer durch OWL geplant Ein Sprecher des Verkehrsministeriums machte deutlich: &bdquo;An der Umsetzung des Deutschlandtaktes als Langfristziel für die Eisenbahninfrastruktur wird auch von der neuen Bundesregierung festgehalten.“ Unklar ist, ob die Baukosten für den Neubau Hannover-Bielefeld aber nicht längst aus dem Ruder zu laufen drohen. Das Ministerium hatte bislang den Nutzen des Neubaus höher bewertet als die Kosten. Ob das aktuell noch so ist, darauf gab das Ministerium keine Antwort. Derzeit planen die Planungsingenieure der für Infrastruktur zuständigen Bahngesellschaft Infrago an zwölf Neubauvarianten in der Region OWL - und reden darüber in von der Bahnpressestelle produzierten Radiosendungen fürs Internet. Die vorliegenden Trassenvarianten bedeuten, dass Bad Oeynhausener im äußersten Süden betroffen wäre. Die zwei neuen Gleise sollen komplett im Tunnel zwischen Vlotho und Herford verschwinden. Die Planungskorridore der Trassen sind allerdings noch etwa einen Kilometer breit. Im besonderen Fokus der Planungen stehen Porta Westfalica und Vlotho. Für beide Städte werden Trassenvarianten im Norden und im Süden geprüft. Eine Trasse führt womöglich durchs Wasserschutzgebiet, aus dem der Bad Oeynhausener Süden einen Teil seines Trinkwassers bezieht. Die Kreisstadt Minden wäre von der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke abgekoppelt. Über Teile der bestehenden Gleise und den Bahnhof der Kreisstadt Herford führt derzeit bloß eine Trassenvariante, die anderen werden drumherum neu geplant. Vlotho wird gleich in mehreren Varianten zur Großbaustelle ungeahnten Ausmaßes. Die Eisenbahn müsste erst über Brücken über die Weser und dann weiter durch Tunnel in den Berg geführt werden. In Löhne wäre womöglich der Süden an der Grenze zu Herford betroffen. Eine Variante durchschneidet - im Tunnel - das Naturschutzgebiet Bramschebach-Nagelsbachtal. Und auch Herford würde im Norden oder Süden - dann auch Bad Salzuflen - zu einer Eisenbahngroßbaustelle. Selbst der Bahnhof Bielefeld würde auf Jahre erneut umgebaut, damit die Schnellzüge mehr Platz bekommen. Nahverkehrspendler sollen künftig auf einem neuen H-Bahnsteig schneller von Zug zu Zug umsteigen können. Ziel des Deutschlandtaktes ist aber nicht die Anbindung von Bielefeld an das Hochgeschwindigkeitsnetz der Deutschen Bahn, sondern die Verbindung der Eisenbahnknoten Hannover und Hamm. Und auch wenn die Eisenbahningenieure und Ministerialbeamten das zuletzt nicht mehr groß thematisieren, bedeutet es in Zukunft doch auch den Teilabriss und Neubau der bestehenden viergleisigen Eisenbahnstrecke bis Hamm. Sämtliche Bahnhöfe auf dieser Strecke liegen nämlich zu dicht an den Gleisen. Die Bahnhöfe müssen allesamt umgebaut werden, damit die Züge mit Tempo 300 von Hannover nach Hamm fahren dürfen. Auch Verkehrsminister Schnieder ist offenbar nicht zu bremsen Das Verkehrsministerium hält trotz alledem an den Tempo-300-Plänen mit Blick auf die Fahrgäste der Deutschen Bahn fest. Die Vorschläge von Bürgerinitiativen für eine Bürgerbahn ohne superschnelle Züge, aber mit zuverlässigen Verbindungen werden vom Ministerium mit Blick auf das Rechenmodell Deutschlandtakt beiseitegeschoben. Auch der aktuelle Verkehrsminister lässt sich offenbar nicht bremsen. Bislang auch nicht von der Petition, die die Initiative Widuland mit Landfrauen und westfälischem Landwirtschaftschaftsverband angestoßen hat und die noch bis zum 9. Juli läuft. Ein Sprecher des Ministeriums verweist darauf, dass &bdquo;eine attraktive Reisezeit“ ein wesentliches Kriterium sei, um &bdquo;Menschen zum Umstieg auf das umweltfreundlichere Verkehrsmittel Eisenbahn zu bewegen“. Das könne &bdquo;nur mit einer optimalen Verknüpfung der Verkehrsknoten und schnelle, in sinnvoll verdichteten Takten verkehrende Verbindungen ermöglicht“ werden. &bdquo;Insofern ist nicht davon auszugehen, dass das für den Gesamttakt wichtige Fahrzeitziel auf der Relation Hannover-Bielefeld/Hamm aufgegeben werden kann, ohne deutliche Verschlechterungen für eine Vielzahl an Reisenden in Kauf nehmen zu müssen.“ Weitere Antworten auf NW-Fragen zu den geschätzten Baukosten, dem Nutzen-Kosten-Verhältnis oder der anstehenden Generalsanierung der Bahnstrecke Minden-Wunstorf versprach der Ministeriumssprecher &bdquo;nach Pfingsten“. Das Jahr nannte er nicht. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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