ICE-Trasse Bielefeld-Hannover: Neue Initiative will Planungsgrundlage kippen

Herford. Die Bildung der schwarz-roten Koalition biegt in Berlin auf ihre Zielgerade ein, die Verbesserung der teils maroden Verkehrsinfrastruktur soll eines der Kernthemen der neuen Regierung werden. Jüngst wurde bekannt, dass mit Patrick Schnieder (56) ein CDU-Mann aus Kyllburg in Rheinland-Pfalz neuer Bundesverkehrsminister werden soll. So nimmt es nicht wunder, dass auch in Ostwestfalen-Lippe zum Thema &bdquo;Erneuerung der Bahn“ inhaltliche Forderungen auf den Tisch kommen. Denn mit dem Ausbau der Bahntrasse Hannover-Bielefeld hat die Region ein milliardenschweres Bauprojekt auf der Tagesordnung, das sowohl in Ostwestfalen-Lippe als auch im benachbarten Schaumburger Land kontrovers diskutiert wird. &bdquo;Alle unsere Argumente prallen ab“, moniert Kirsten Lehbrink, Vorsitzende des Landfrauenverbandes Vlotho, Richtung Hauptstadt. Deshalb greifen in diese Debatte nun die Bürgerinitiative Widuland, der Westfälisch-Lippische Landfrauenverband und der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband mit einer Online-Petition ein, die den Titel trägt &bdquo;Bahnwende - statt Tempowahn.“ Zentrale Forderung dieser Petition: Der Deutschlandtakt, der den aktuellen Planungen der DB InfraGo im Auftrag des Bundes zu Grunde liegt, soll den Initiatoren zufolge neu berechnet werden. Lehbrink: &bdquo;Wir wollen, dass in Berlin darüber nachgedacht wird, diesen Deutschlandtakt neu zu denken.“ Lesen Sie auch: Bahn stellt zwölf Varianten für Trasse Hannover-Bielefeld vor Denn aus diesem Zielfahrplan der Zukunft leitet der Bund aktuell ab, dass ICE-Züge auf der dann neu zu bauenden Bahntrasse zwischen Bielefeld und Hannover eine Fahrzeit von 31 Minuten erreichen müssen und deswegen eine Spitzengeschwindigkeit von bis zu 300 km/h fahren sollen. Kritik an Kosten und Umweltschäden der ICE-Trasse Das sehen die Initiatoren der Petition kritisch, wie sie bei deren Vorstellung betonen. Die Umsetzung des Bahnprojektes Hannover-Bielefeld setze &bdquo;auf Hochgeschwindigkeitsstrecken (HGS), was umfangreiche Neubauten, Betongleisbett, Brücken- und Tunnelbauwerke erfordert“, heißt es dazu in einem Papier. Diese HGS-Neubaustrecken seien aber &bdquo;extrem teuer und verursachen hohe CO2-Emissionen beim Bau“, wie es weiter heißt. &bdquo;Wenn wir uns ähnliche Projekte in anderen Regionen anschauen, fragt man sich, ob das Sinn macht“, sagt Hermann Dedert, WLV-Kreisvorsitzender für Herford und Bielefeld. Lesen Sie auch: Konflikt um ICE-Schnellstrecke durch Bielefeld Ökonomisch sei ein solches Bauprojekt fragwürdig, da die Kosten &bdquo;durch die Decke gehen“. Zudem gebe es auch einen sozialen Aspekt. &bdquo;Es geht um Leute, die eine neue Bahnstrecke vor die Nase bekommen.“ Man müsse hier die Betroffenheit minimieren, indem man weniger in die Natur eingreife. Auch ökologisch seien die Folgen einer Neubautrasse bedenklich, da die Naturzerstörung erheblich sei. Sie betrage auf der Strecke zwischen Bielefeld und Hannover etwa 400 bis 500 Hektar. Und: &bdquo;Wenn wir eine Bahnstrecke für 300 km/h bauen, müssen wir sehr in Beton gehen.“ Die Umsetzung einer solchen Trasse komme für die Erreichung der Klimaziele zu spät und sei &bdquo;teilweise kontraproduktiv“, so die weitere Argumentation. Die Petition kann online voraussichtlich ab kommender Woche insgesamt sechs Wochen lang digital unterzeichnet werden. Teilnehmen können alle Bürgerinnen und Bürger ab einem Alter von 16 Jahren. Im Juni ist die Einreichung des Resultats beim Petitionsausschuss des Bundestages vorgesehen, ebenso erhoffen sich die Initiatoren eine Stellungnahme des Bundesverkehrsministeriums. Im Herbst und Winter könnten dann der Petitionsausschuss sowie der Bundestag über den Vorstoß aus Ostwestfalen-Lippe beraten.

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