Größtes Bauprojekt in Bad Oeynhausen seit Jahrzehnten

Bad Oeynhausen. Der &bdquo;Mobilitätshub“, eine neudeutsche Umschreibung für ein fünfstöckiges Parkhaus, beherrscht die &bdquo;frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung“ über den Bebauungsplan &bdquo;Quartier Südstadt – West“. Es geht um das Baurecht für die Sanierung des Wohngebietes an und um die Albert-Rusch-Straße. Es dürfte das größte Wohnbauprojekt in Bad Oeynhausen seit den 1950er Jahren sein: Die Stadt und ihre Tochter, die Wohnungsgesellschaft SGW, planen eine grundlegende Sanierung des Wohngebietes an und um die Albert-Rusch-Straße mit 39 Mehrfamilienhäusern, das zu einem modernen &bdquo;Südstadt-Quartier“ werden soll. Während die alten Siedlungshäuser zwei- bis dreigeschossig sind, planen die Stadtplaner drei bis dreieinhalb Geschosse für die Neubauten. In ihren Grundformen sollten sich die Neubauten an den alten Siedlungshäusern orientieren. Die Hofstrukturen und Gärten sollen wieder entstehen und mit neuem Leben gefüllt werden, alte Bäume möglichst erhalten werden. Im Februar 2023 hatte der Düsseldorfer Hochschulprofessor Volker Eichener die Kosten für einen Neubau des Viertels auf 80 Millionen Euro taxiert. Der Technische Beigeordnete der Stadt Bad Oeynhausen, Thomas Lüer, hatte den geschäftsführenden Gesellschafter des Dortmunder Planungsbüros &bdquo;postwelters + partner“, Joachim Sterl, gewonnen, um den Bebauungsplan vorzustellen. Und der stellt schon während des Kurzvortrages fest, dass die rund 60 Interessierten, die ins Wichernhaus gekommen sind, überwiegend über den Mobilitätshub, der inmitten des Südstadt-Quartiers entstehen soll, diskutieren wollen. Der Stadtplaner gibt sich redlich Mühe, wiederholt zu erläutern, dass er den Entwurf des Bebauungsplanes vorstelle und keine Durchführungsplanung. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke Der Planentwurf kann viele Fragen der Bewohner nicht beantworten Es gehe um den baurechtlichen Rahmen, der Geschosshöhen, Grünflächenanteile, Versiegelungsflächen und eben auch die Organisation des &bdquo;ruhenden Verkehrs“ betreffe. Und den will Joachim Sterl in einem &bdquo;Mobilitätshub“ unterbringen. Der wiederum soll kompensieren, dass im ganzen Quartier keine ebenerdigen Parkplätze vor den Gebäuden oder entlang der Straßen vorgesehen sind. Und diese Festlegung träfe der Bebauungsplan, sollte er Baurecht werden. Diese Aussicht beunruhigt den Großteil der Quartiersbewohner, die zur Infoveranstaltung gekommen sind. Die überwiegende Mehrheit hält wenig bis nichts davon, dass der Stadtplaner den &bdquo;ruhenden Verkehr ganz anders denken“ will. Was der Technische Beigeordnete der Stadt davon hält, ist unklar; Thomas Lüer meldet sich nach der Begrüßung nicht mehr zu Wort. Die Verteidigung des Entwurfs des Bebauungsplanes überlässt er dem Stadtplaner. Während der das Ungefähre des &bdquo;B-Plans“ betont, wollen nicht wenige im Saal konkrete Antworten. Aus der möglichen dreieinhalb-geschossigen Bebauung wird errechnet, dass bis zu 300 Wohnungen im Quartier entstehen könnten, was bei der Dimension des &bdquo;Mobilitätshubs“ zu der Erkenntnis führt, dass jeder Wohnung wohl nur ein Stellplatz zugeordnet werden könne. &bdquo;Das ist zu wenig“, sagt eine Teilnehmerin, die betont, dass man in Bad Oeynhausen nicht ohne Auto klarkommen könne. Joachim Sterl betont, dass die Größe des &bdquo;Mobilitätshubs“ nicht durch den Bebauungsplan vorgeschrieben sei und der Bau natürlich nach unten und oben wachsen könne. Nach oben nicht, gibt die grüne Ratsfrau Ingrid Schley zu bedenken, denn das Parkhaus soll nicht höher als zwölf Meter werden. .responsive23-gzDW5qaf0mYwnANo-map-quartier-albert-rusch-weg { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-gzDW5qaf0mYwnANo-map-quartier-albert-rusch-weg { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-gzDW5qaf0mYwnANo-map-quartier-albert-rusch-weg { padding-top: 142.86%; } } Mehr zum Mega-Projekt: Zwischen Denkmalschutz und Komplett-Abriss Die Planung für den &bdquo;ruhenden Verkehr“ sorgt für Unruhe Ein anderer Diskutant gibt zu bedenken, dass die aktuellen Bewohner pro Wohnung schon jetzt drei und mehr Fahrzeuge unterhielten. &bdquo;Wo sollen die parken?“, fragt er den Planer. So sorgt der &bdquo;ruhende Verkehr“ für Unruhe. Ein anderer Teilnehmer will wissen, ob er seine Einkäufe zukünftig aus dem Parkhaus in seine Wohnung schleppen müsse. Das verneint der Stadtplaner: Zum Be- und Entladen könne man kurz vor den Gebäuden halten, sagt er. Viele Fragen hätte wohl nur der Eigentümer, Alcay Kamis, Geschäftsführer der Städtischen Gesellschaft für Wohnen (SGW), früher SGH, beantworten können. So die, wie viele Wohnungen er konkret bauen wolle und wie die Häuser aussehen sollen. Doch Kamis meldet sich nur zu Wort, als ihm unterstellt wird, die SGW plane eine Gentrifizierung des Quartiers und werde es den heutigen Bewohnern schwer machen, sich dort eine Wohnung weiter leisten zu können. Der moderierende Stadtplaner stellt noch fest, dass er die Schärfe der Debatte um einen Bebauungsplan nicht verstehe, bevor Kamis erklärt, die bestehenden Gebäude nach und nach &bdquo;leer zu ziehen“. Er nennt das &bdquo;behutsames Entmieten“. Es werde erst gebaut, wenn alle Häuser nicht mehr bewohnt seien, und man werfe keine Mieter raus. &bdquo;Bei uns steht nicht die Kapitalrendite an erster Stelle“, sagt Kamis sichtlich verärgert. Und zurück wogt die Debatte zum &bdquo;Mobilitätshub“ und der Frage, ob der auch die Autos der Mietenden beherbergen solle, deren Wohnungen in einem zweiten Bauabschnitt errichtet werden sollen, um das Quartier zu vervollständigen sollen. &bdquo;Ja“, erklärt der Planer, um einzuräumen, dass das wohl noch Dekaden dauern werde. Nicht beantwortet wird die Frage, wo die Autos derer ruhen sollen, die zu Besuch kämen. Endlich ein Quartier, das nicht durch Blech geprägt ist Nur ein Teilnehmer lobt öffentlich den &bdquo;Mobilitätshub“ und erklärt, dass endlich ein Quartier geplant werde, das nicht durch Blech geprägt sei. Dafür erkennt ein Diskutant, dass die Bebauungsplanung zwar eine Versammlungsstätte für Autos vorsehe, nicht aber eine für die Bewohner. Dabei hätten schon die alten Griechen um die soziale Notwendigkeit ihrer &bdquo;Agora“ gewusst. Der Einwand stößt auf breite Zustimmung und eine Diskutantin regt an, einen solchen Versammlungsraum im &bdquo;Mobilitätshub“ unterzubringen. Ingrid Schley will die Zahl der sozialgebundenen Wohneinheiten im Bebauungsplan zu verankern, schließlich habe sich die städtische Wohnungsbaugesellschaft von ihrer Gemeinnützigkeit verabschiedet. Mit dem Verweis des Moderators, dass solche Debatten eines anderen Formats bedürften, erhält sie darauf keine Antwort. Schriftliche Stellungnahmen zum Entwurf der Bebauungsplanung sind noch bis zum 12. Februar möglich. Verabschieden will der Ausschuss für Stadtentwicklung den Bebauungsplan nach einer weiteren Beteiligung der Öffentlichkeit noch im Herbst.

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