Am Anfang war das Parkhaus

Die Bad Oeynhausener fremdeln mit dem &bdquo;Mobilitätshub“. Der Grund dafür ist das instinktive Aufbegehren gegen die Beugung der Sprache durch Planer, die es für geboten halten, inmitten eines neuen Quartiers ein Parkhaus zu platzieren. Die Stadt und ihre Tochter, die Wohnungsgesellschaft SGW, planen eine grundlegende Sanierung des Wohngebietes an und um die Albert-Rusch-Straße mit 39 Mehrfamilienhäusern, das zu einem modernen &bdquo;Südstadt-Quartier“ werden soll. Der Dreh- und Stehpunkt dieses Quartiers soll ein fünfstöckiges Parkhaus werden. Nun ist die Geschichte der Parkhäuser in der Kurstadt eine Geschichte voller Missverständnisse, sind sie doch eigentlich dafür vorgesehen, den ruhenden Verkehr aufzunehmen und mehr oder weniger sicher zu verwahren. Das Konzept überzeugt die Kurstädter nicht. 2019 haben die Stadtwerke ermitteln lassen, wie attraktiv ihre Parkhäuser sind. Das Ergebnis war so verheerend, dass die Zählung bis dato nicht wiederholt wurde: 2.300 Stellplätze zählen die Planer im öffentlichen Raum. 1.300 in den Parkhäusern und Tiefgaragen. Das &bdquo;Parkhaus Sültebusch“ war nur zu 20 Prozent ausgelastet, die Parkpalette am Wear-Valley-Platz kam nicht über vier Prozent durchschnittliche Auslastung hinaus. Trotz dieser Skepsis gegenüber überdachten Abstellanlagen für Automobile beginnt die Genesis der Kurstadt mit den Worten: &bdquo;Am Anfang war das Parkhaus.“ Wer das nicht glaubt, der vergewissere sich durch einen Blick auf das (noch) völlig sinnfreie Parkhaus am Hockeyplatz oder aber bei Durchsicht der vom Königshof-Inhaber Manuel Ersay eingereichten Baupläne für eine fünfstöckige Abstellanlage am einstigen Nobel-Hotel mit Blick auf den Kurpark. &bdquo;Wohin mit all dem teuren Blech?“ Und so wurde auch die gesetzlich vorgeschriebene &bdquo;frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung“ über den Bebauungsplan &bdquo;Quartier Südstadt – West“ zum sichtlichen Erstaunen des Dortmunder Planers zu einer fast reinen Debatte über Stellplätze. Der wohnende Bad Oeynhausener scheint nur deshalb zu existieren, weil sein Auto in unmittelbarer Nähe einen Stellplatz gefunden hat oder finden könnte. Nein, nicht die Größe des &bdquo;Mobiliätshubs“, der zwölf Meter in die Höhe ragen soll, sondern seine flugs errechnete Kapazitätsgrenze sorgte für Entsetzen. &bdquo;Wohin mit all dem teuren Blech, wenn entlang der Straßen und vor den Häusern nicht mehr geparkt werden darf?“ Wie die Wohnhäuser aussehen sollen? Nicht von Interesse. Was Verdichtung für das Quartier bedeutet? Nicht so wichtig. Ob die &bdquo;Städtische Gesellschaft für Wohnen“ gentrifizieren will? Nachrangig. Lesen Sie auch: Größtes Bauprojekt in Bad Oeynhausen seit Jahrzehnten Im Lärm des Parkgefechts konnten der Technische Beigeordnete der Stadt Bad Oeynhausen, Thomas Lüer, und Alcay Kamis, Geschäftsführer der Städtischen Gesellschaft für Wohnen (SGW), geflissentlich überhören, dass zumindest nach der Anzahl der geplanten Sozialwohnungen im Quartier gefragt wurde. Und auch der Hinweis, dass die städtische Wohn-Tochter nicht mehr gemeinnützig sein will und es deshalb vielleicht geboten sei, ihr bezüglich der Sozialbindung Auflagen zu machen, fand keine Antwort. Wer in die Tiefe strebt, dem blüht eine Bronzebüste Welchen Stellenwert die &bdquo;frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung“ für die Stadt hat, zeigte der Technische Beigeordnete dadurch, dass er den beauftragten Planer erklären ließ, dass konkrete Antworten auf die Fragen der Quartierbewohner im Verfahren noch nicht vorgesehen seien. Sehr konkret erschien den Teilnehmern hingegen die Liebe der Planer und ihrer Auftraggeber zum &bdquo;Mobilitätshub“, der trotz der frühen Planungsphase unumstößlich zu sein scheint. Auch die Konzeption eines Quartiers ohne ebenerdige Parkplätze ist wohl gesetzt, denn alles, was dem Planer einfiel, als er auf die Unterdimensionierung des Mobilitätshubs angesprochen wurde, war diesen nach unten hin auszubauen. Das könnte ihm eine Bronzebüste im oder am Kurpark bescheren, denn alle, die in Bad Oeynhausen in die Tiefe strebten, trafen auf Sole und wurden dafür postum geehrt. Eine solche Form der &bdquo;Beteiligung“ mag rechtlich geboten sein, doch verfehlt sie in dieser Form ihr Ziel. Wer relativ konkrete Pläne hat, der muss willens und in der Lage sein, auch konkrete Fragen zu beantworten - selbst dann, wenn diese sich an einem Sprachmonster wie dem &bdquo;Mobilitätshub“ abarbeiten. Es geht eben nicht um die Regeln des Verfahrens, um einen Haken in der Projektplanung, sondern um die Wohnungen, in denen Menschen (und nahe bei auch ihre Autos) existieren sollen. Das sollte man im Rathaus wissen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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