Bad Oeynhausen: Kommt ein nächtliches Mähroboter-Verbot zum Schutz der Igel?

Bad Oeynhausen. Der Igel bekommt demnächst in Bad Oeynhausen ein Denkmal. Die Bildhauerin Astrid Mulch gestaltet die Figur im Auftrag des Märchenmuseums. Anlass für die Verewigung ist also nicht der Artenschutz, sondern das Märchen &bdquo;Hase und Igel“. Dem echten Wildtier geht es allerdings ziemlich schlecht. Laut Jahresbericht der Bad Oeynhausener Arbeitsgruppe &bdquo;Natur“ steht der heimische Braunbrustigel vor dem Aussterben. Nach Ansicht der Grünen im Stadtrat sind daran auch die beliebten Mähroboter schuld. Grünen-Fraktionschef Volker Brand fordert deshalb in einem Antrag an den Stadtrat, Igel besser vor Mährobotern zu schützen. Die Umweltpartei will die Mähzeiten der vollautomatischen Gartengeräte einschränken. Vorbild dafür ist die Millionenstadt Köln und ein Dorf in Brandenburg. Beide Kommunen haben auf unterschiedlichen Wegen die Fahrzeiten der Mähroboter behördlich eingeschränkt. Sie dürfen nur noch bei Tageslicht den Rasen trimmen. Die Igelhilfe Herford bestätigt auf Nachfrage eine zunehmende Zahl von Igel-Unfällen mit Mährobotern. Viele Hersteller der Gartengeräte weisen zwar auf einen angeblich eingebauten Igelschutz hin. Doch die Erfahrungen der ehrenamtlichen Igelhelfer sind andere. In letzter Zeit häuften sich Meldungen über verletzte Igel, heißt es von der Igel-Hilfe. Eine Statistik zu solchen Wildunfällen gibt es aber offenbar nicht. Freischneider sind für Igel eine tödliche Gefahr Einer der Hauptgründe fürs drohende Aussterben der Igel dürfte der Mangel an Nahrung sein. Der fortschreitende Flächenverbrauch durch Siedlungs- und Gewerbebau hat den Igel längst dazu gebracht, in privaten Hausgärten nach Futter zu suchen. Dabei kommt das Tier offenbar immer öfter in Kontakt mit Gartengeräten. Laut Naturschutzbund Deutschland sind allerdings vor allem Freischneider - selbst mit Nylonfaden - eine tödliche Gefahr für Igel. Diese Gartengeräte schneiden im Garten-Dickicht, also genau dort, wo sich Igel verstecken. Ein Nachtfahrverbot für Mähroboter trifft in den Naturschutzorganisationen aber auch auf Zustimmung. Antje Brandt von der Arbeitsgruppe Natur unterstützt die Forderung - und verweist auf den Schutz von Erdkröten, Mulchen und anderen Kleintieren, die sich ebenfalls in privaten Hausgärten aufhalten und unter die Messer der Mähroboter zu geraten drohen. Lesen Sie auch: Tödliche Gefahr für Igel: Bürokratie blockiert in Kirchlengern den Schutz vor Mährobotern Ein Nachtfahrverbot für Mähroboter müsste die Stadt Bad Oeynhausen in ihr Ortsrecht hineinschreiben. Unklar ist allerdings noch, welche Folgen ein Verstoß hätte und wie das Ordnungsamt dieses Verbot überhaupt durchsetzen könnte. Die Grünen-Fraktion verweist auf Vorbilder aus anderen Kommunen: Die Stadt Köln habe den Weg über eine Allgemeinverfügung gewählt. Die Gemeinde Nuthetal, ein Zusammenschluss mehrerer Siedlungen in der brandenburgischen Provinz, hat dafür allerdings ihre &bdquo;Ordnungsbehördliche Verordnung“ geändert. Die Kurstadt müsste das Ortsrecht ändern Bad Oeynhausen hat mit beiden ordnungspolizeilichen Instrumenten eigene Erfahrungen. Bürgermeister Lars Bökenkröger (CDU) erlässt zum Beispiel regelmäßig zu Christi Himmelfahrt ein Alkoholverbot im Sielpark über eine &bdquo;Allgemeinverfügung“. An diesem Feiertag sind Jungmänner immer wieder mit exzessivem Alkoholkonsum rund ums Gradierwerk aufgefallen. Die Folge des Verbots: Die schnapsbeladenen Handkarren-Karawanen weichen aus und ziehen beispielsweise auf die Rehmer Insel, wo der Alkoholkonsum an Christi Himmelfahrt bislang nicht untersagt ist. Auch das ordnungspolizeiliche Instrument der &bdquo;Ordnungsbehördlichen Verordnung“ (OVO) gibt’s in der Kurstadt. Vier solcher Schriftsätze hat die Stadtverwaltung bislang veröffentlicht. Die OVO zur &bdquo;Aufrechthaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung“ ist das wichtigste Vehikel der Kommunalpolizei. Darin ist zum Beispiel die Verpflichtung festgeschrieben, dass alle Häuser Hausnummern haben müssen. Außerdem gibt’s noch eine OVO zur Meldepflicht beim Umzug, eine OVO zu Sperrzeiten der Gastwirtschaften und eine OVO zur Kastrationspflicht von Katzen. Zum Thema: Wie der Garten igelfreundlich wird Die Gemeinde Nuthetal in Brandenburg hat ihre &bdquo;Ordnungsbehördliche Verordnung über die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung“ im März 2024 auf Initiative des Nachhaltigkeitsbeirates geändert. In der Entscheidungsvorlage zur Gemeindevertretung Nuthetal vom 21. Februar 2024 wird zur Begründung angeführt, dass &bdquo;vermehrt tote und verletzte Igel gefunden“ worden seien, die &bdquo;nach tierärztlicher Einschätzung durch Mähroboter zu Schaden“ gekommen seien. Vor Beginn der neuen Gartensaison solle die Nutzung dieser Roboter tierverträglich begrenzt werden. Laut Sitzungsprotokoll stimmte die Vertretung einstimmig dafür. Mittagsruhe - auch für Mähroboter? Seit einem Jahr gilt in der brandenburgischen Provinz ein erweitertes Mähverbot: nicht nur Rasenmäher und Kantenschneider, sondern auch motorgetriebene Mähroboter müssen Ruhezeiten einhalten. Die Roboter dürfen zum Beispiel nicht mehr &bdquo;in der lärmempfindlichen Zeit von 13 bis 15 Uhr“ und in &bdquo;geschlossenen Ortslagen“ mähen. Ob damit Roboter mit Verbrenner- oder Elektromotor gemeint sind, ist unklar. Elektromotoren laufen meist sehr leise und fallen nicht unter die einschlägigen Lärmschutzverordnungen. Deshalb könnten elektrische Mähroboter eigentlich rund um die Uhr mähen. In der Kurstadt Bad Oeynhausen sind laut geltender OVO bislang bloß privates Mähen mit dem Rasenmäher und privates Motorsägen mittags und abends verboten. Allerdings gilt das Verbot in Bad Oeynhausen nicht für alle: Wer land-, forstwirtschaftlich oder gewerbsmäßig mittags Bäume zersägt oder Rasen mäht, ist davon ausgenommen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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