Für den Igelschutz sieht sich die Stadt Bad Oeynhausen nicht zuständig

Bad Oeynhausen. Flucht ist seine Sache nicht. Droht ihm Gefahr, dann rollt sich der Igel zur stacheligen Kugel zusammen, er &bdquo;igelt sich ein“. Das Konzept funktioniert gut, wenn Hunde, Katzen, Füchse oder Marder dem Stacheltier ans Leder wollen. Nicht so zielführend ist es, wenn ein Roboter den Weg des Igels kreuzt. Denn die sich zunehmender Beliebtheit bei Gartenbesitzern erfreuenden Rasenmähroboter zeigen sich oft – vor allem, wenn es sich um ältere Modell handelt – gänzlich unbeeindruckt davon, wer oder was ihnen da gerade vor die Messer läuft. In der Folge häufen sich die Berichte über Igel, die schwer oder tödlich von den Mähmaschinen verletzt werden. Grund für die Fraktion der Grünen im Bad Oeynhausener Stadtrat, ein nächtliches Fahrverbot für die Mähroboter zu beantragen. Die Verwaltung empfiehlt, den Antrag abzulehnen. Allerdings nicht, weil sie den Igelschutz für unwichtig hielte, sondern &bdquo;mangels Zuständigkeit“. Der heimische Braunbrustigel ist das Tier des Jahres 2024. &bdquo;Seine Bestände sind jedoch so stark rückläufig, dass der Braunbrustigel inzwischen auf der Vorwarnliste der Roten Liste der Säugetiere steht“, schreibt Volker Brand, Fraktionsvorsitzender der Grünen, in der Begründung des Antrags. Die Ursachen für den Rückgang seien vielfältig, räumt Brand ein und nennt unter anderem auch die aktuellen Klimaveränderungen, die zu einem reduzierten Nahrungsangebot für Igel beitrügen. Aber eben auch die &bdquo;autonomen Mähroboter“ stellten eine große Gefahrenquelle für Wildtiere, insbesondere für Igel, dar. Die &bdquo;Ordnungsbehördlichen Verfügungen“ werden aktuell überarbeitet. Nicht zuletzt, weil die selbstfahrenden Mäher oftmals rund um die Uhr im Einsatz sind. Und auf ihren nächtlichen Runden im Dienste &bdquo;gepflegten Grüns“ kreuzt dann auch zuweilen ein Igel ihren Weg. Denn der stachelige Säuger ist nachtaktiv. Erst in der Dunkelheit macht er sich auf Nahrungssuche. Weshalb die Grünen beantragen, die Verwaltung möge &bdquo;die Umsetzung einer Einschränkung der zeitlichen Nutzung von Mährobotern im Stadtgebiet zum Schutz von Igeln und weiteren Kleintieren in den Dämmerungs- und Nachtzeiten“ prüfen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke Ein mögliches Regulierungsinstrument für die Verwaltung wäre nach Einschätzung der Fraktion, ein Nachtfahrverbot für Mähroboter &bdquo;über eine Allgemeinverfügung auf Basis des Bundesnaturschutzgesetzes“ zu erlassen. Zumal die Stadt Bad Oeynhausen gerade eine Bearbeitung ihrer Ordnungsbehördlichen Verfügungen in Arbeit hat. Im Zuge der Beratungen über die Novellierung der Ordnungsbehördlichen Verfügungen im März hatte auch die FDP einen ähnlichen Antrag für ein nächtliches Fahrverbot für die Mähroboter gestellt. Einen Beschluss fasste der Hauptausschuss dazu im März noch nicht. Nun soll das Thema Mähverbot in der kommenden Woche im Umweltausschuss erörtert werden. In der Vorlage für die Sitzung rät die Stadtverwaltung dem Umweltausschuss allerdings, den Antrag abzulehnen. &bdquo;Mangels kommunaler Zuständigkeit kann die Stadt Bad Oeynhausen keine ordnungsrechtliche Regelung zum Verbot des nächtlichen Betriebes von Rasenmährobotern erlassen“, heißt es von Seiten der Verwaltung. Die Ahndung von Verletzungen oder Tötungen von Igeln und anderen Wildtieren falle nicht in die kommunale Zuständigkeit, sondern liege bei den unteren Naturschutzbehörden – in diesem Fall also beim Kreis Minden-Lübbecke. Lesen Sie auch: Igel in Not brauchen helfende Hände: Igelhilfe Herford-OWL kümmert sich jährlich um 1.000 Tiere Insofern greift auch der Verweis im Grünen-Antrag auf entsprechende Regelungen in Düsseldorf und Köln nicht. Denn diese Großstädte sind &bdquo;kreisfrei“, das heißt: Sie üben die Funktionen der Landkreise selbst mit aus – zum Beispiel die der unteren Naturschutzbehörde. Beim Kreis hat noch niemand einen Antrag gestellt Beim Kreis allerdings ist das Thema Nachtmähverbot bislang noch nicht aufgeschlagen. &bdquo;Bei uns liegt bisher kein solcher Antrag einer Fraktion im Kreistag vor“, bestätigt Sabine Ohnesorge, Pressesprecherin des Kreises Minden-Lübbecke. Theoretisch könnte das Umweltamt des Kreises auch selbst die Initiative ergreifen und dem Kreistag einen entsprechenden Vorschlag unterbreiten. Das aber sei nicht der Weg, den die Kreisverwaltung derzeit anstrebe, sagt Sabine Ohnesorge. &bdquo;Wir setzen auf Information.“ Mit einer Pressemitteilung machte der Kreis erst Mitte April auf die Gefahren der Mähroboter für Igel aufmerksam. Und auch Bad Oeynhausen setzt auf Information. Die Stadt will die Sache auch nicht stumpf auf den Kreis abwälzen. &bdquo;Da die Stadtverwaltung Bad Oeynhausen trotz der fehlenden Zuständigkeit den Artenschutz unterstützen will und sich der Notwendigkeit der Bereitstellung eines Informationsangebotes bewusst ist, werden Maßnahmen der Umweltbildung beabsichtigt“, heißt es in der Stellungnahme zum Antrag der Grünen, die darin als zweiten Punkt eine Informationskampagne zum Wildtier- und Igelschutz fordert. Dem will die Stadt offenbar nachkommen. Über die Homepage der Stadt und die sozialen Medien könnte beispielsweise über die nächtliche Nahrungssuche und den Bestandsrückgang des heimischen Braunbrustigels sowie die dringende Empfehlung, Rasenmähroboter nachts nicht fahren zu lassen, informiert werden, heißt es dazu von der Verwaltung. Das Thema steht auf der Tagesordnung des Umweltausschusses am Mittwoch, 7. Mai, ab 18 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses. Die Sitzung ist öffentlich.

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