Nachtfahrverbot für Mähroboter im Kreis Höxter: Ein unkontrollierbares Verbot?

Kreis Höxter. Aufgeschnittene Gesichter, abgetrennte Vorderbeine, aufgeschlitzte Bäuche – es sind qualvolle Verletzungen: Kollidieren nachts Igel und Mähroboter, dann sind stets die kleinen Tiere die Verlierer. Denn bekanntermaßen laufen sie bei Gefahr nicht weg, sondern rollen sich zusammen. Doch solch eine &bdquo;Igelkugel“ wird von den mähenden Maschinen mit ihren scharfen Klingen zumeist nicht als Hindernis erkannt. Eine Lösung für dieses Problem wird derzeit vielerorts in einem Nachtfahrverbot der beliebten Roboter gesehen. Zum Beispiel in Köln: Die Stadt hat eine entsprechende Allgemeinverfügung erlassen. Auch in Steinheim und Willebadessen wollte man jüngst ein solches Verbot auf den Weg bringen – doch so leicht ist Derartiges im Kreis Höxter nicht getan. Tierschützer brauchen Geduld. Wie Anke Rüsenberg vom Steinheimer Ordnungsamt nun in einer Infovorlage für den Stadtrat erklärt, sind laut Gesetz die Kreise für ein solches Verbot zuständig. Doch beim Kreis Höxter zögert man. Dazu später mehr. Der Tod von Igel-Dame Hilde bewegte den Kreis Höxter Die Diskussionen begannen vor einigen Monaten. Es war die kleine Hilde, die jüngst die Gemüter in Steinheim bewegte: Eine niedliche Igeldame, die im vergangenen Sommer in der Ortschaft Rolfzen nach der schmerzhaften Begegnung mit einem Mähroboter über Wochen qualvoll litt und schließlich starb. Um die bedrohten Wildtiere künftig besser zu schützen, beauftragte der Steinheimer Umweltausschuss die Stadtverwaltung, die Umsetzung eines Nachtfahrverbotes für Mähroboter vorzubereiten. So auch in Willebadessen. Lesen Sie auch: Zum Schutz der Igel: Steinheim will nächtliches Fahrverbot für Mähroboter Nebenbei: Außer Igeln würden auch Maulwürfe, diverse Amphibienarten sowie größere Insekten von einem Verzicht auf die nächtliche Nutzung von Mährobotern profitieren. Denn die rotierenden Klingen der Mähroboter können auch Wildtiere wie Kröten, Eidechsen und Schleichen, Grashüpfer oder Spinnen, die im Garten nach Fressbarem suchen, verletzen oder sogar töten. Warum Politiker im Kreis Höxter am Nachtfahrverbot zweifeln Für die Grünen in Marienmünster waren die Naturschutz-Bestrebungen der Nachbarn die passende Gelegenheit, sich ebenfalls für Igel stark zu machen – doch ihr Antrag eines solchen Nachtfahrverbotes wurde im jüngsten Umweltausschuss der kleinen Kommune erst einmal zerredet. Mehr zum Thema Igel: Auffangstation im Kreis Höxter braucht Hilfe: Wer will kleine Igel auswildern? Denn reicht es nicht, die Bürger regelmäßig über die Gefahr eines nächtlich fahrenden Mähroboters für Tiere aufzuklären? Wie soll man ein solches Verbot und seine Einhaltung kontrollieren? Und schürt man dadurch nicht Nachbarschaftsstreitigkeiten? Diese Fragen wurden intensiv diskutiert. Bringt eine Änderung des Tierschutzgesetzes eine Lösung? Das fehlende Betretungsrecht und der Zeitraum in den Abend- und Nachtstunden dürften eine Kontrolle durch die Verwaltung annähernd unmöglich machen, so beispielsweise die Skepsis von UWG und SPD. Und die CDU meinte, dass es doch selbstverständlich sei, dass derlei Roboter nicht in der Nacht herumfahren sollten. Letztlich wurde aus dem Antrag der Marienmünsteraner Grünen zunächst nichts – sie zogen ihn für den Moment zurück. Und nun heißt es eh erst einmal abwarten. Denn wie Anke Rüsenberg vom Ordnungsamt in der nächsten Sitzung des Steinheimer Stadtrates informieren wird, wird der Kreis die für ein Verbot notwendige Allgemeinverfügung nicht erlassen. Man möchte zunächst eine Änderung im Tierschutzgesetz abwarten, und fürchtet wohl auch, dass eine Allgemeinverfügung nicht rechtssicher sei. Mehr Aufmerksamkeit für das Thema Igel-Schutz im Kreis Höxter Die geplante Änderung des Tierschutzgesetzes sehe vor, dass auf nicht wirtschaftlich genutzten Rasen- und Grünflächen während der Dämmerung und bei Dunkelheit grundsätzlich nicht mehr gemäht werden dürfe, so Rüsenberg. Ratgeber: Verletzte Igel im Garten? Warburger Expertin gibt Tipps, was dann zu tun ist So soll der Fokus im Kreis Höxter zunächst mehr auf der Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit liegen: Entsprechend haben sich die Bürgermeister jüngst einstimmig für eine kreisweite Öffentlichkeitskampagne zum Igelschutz ausgesprochen. Auch die Ordnungsamtsleiter der Kommunen werden sich zusammen verstärkt mit dem Thema befassen und entsprechende Maßnahmen vorbereiten. Parallel dazu sollen zumindest die Bürger der Emmerstadt schon einmal über die sozialen Medien auf diesen Aspekt des Tierschutzes hingewiesen und zum freiwilligen Verzicht des nächtlichen Betriebs von Mährobotern aufgefordert werden. Ähnliches besprach man auch in Marienmünster. Warum ein Verbot so schwer zu kontrollieren wäre In Steinheim weist indes auch Rüsenberg auf das nur schwerlich mögliche Kontrollieren eines etwaigen Nachtfahrverbotes hin: &bdquo;Auf öffentlichen Flächen in Steinheim sind keine Mähroboter im Einsatz. Die Mähroboter, die auf Privatgrundstücken im Einsatz sind, können nur kontrolliert werden, solange die Grundstücke von öffentlichen Flächen einsehbar sind“, so die Verwaltungsfachfrau. Im Übrigen werde man dabei auf das Mitwirken der Bürger angewiesen sein. Für Bastler: Mit Anleitung: So bauen Sie selbst eine kleine Burg für Igel Die hiesigen Tierschützer wollen das Zögern bei der Umsetzung eines Nachtfahrverbotes so einfach nicht hinnehmen und die Untere Naturschutzbehörde des Kreises kontaktieren. Von Nachtfahrverbot im Kreis Höxter profitieren nicht nur Igel Was indes wohl allen klar ist: &bdquo;Unstrittig ist, dass der Schutz von Tieren, wie in diesem Fall der Igel, in unser aller Verantwortung liegt“, so Rüsenberg. Die in Gärten eingesetzten Mähroboter stellen eine große Gefahrenquelle für zahlreiche kleine Wirbeltiere, insbesondere für Igel, dar. Ein nächtliches Betriebsverbot würde daher sicherlich einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leisten, da es eine weitere Gefahrenquelle sowohl für Igel als auch für andere betroffene Wirbeltiere, wie beispielsweise Erdkröten und andere Amphibien, minimiert, so das Ordnungsamt.

Meistgelesen