Neue HDZ-Direktorin in Bad Oeynhausen über die Digitalisierung der Diabetologie

Bad Oeynhausen. Manchen müsse sie ihr Spezialgebiet erst buchstabieren. &bdquo;Die Endokrinologie ist längst nicht so bekannt wie beispielsweise die Kardiologie“, sagt Susanne Reger-Tan. Das dürfte sich zumindest in der Region künftig ändern, denn die renommierte Medizinerin und Wissenschaftlerin wird bald auch ihre Lehrtätigkeit am Medizin-Campus in Minden aufnehmen. Seit dem 1. Oktober ist die Expertin für klinische Diabetologie, Endokrinologie und Metabolismus (Stoffwechsel) Direktorin der Klinik für Diabetologie und Endokrinologie am Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW) und damit die Nachfolgerin von Diethelm Tschöpe. Mit der NW hat sie nun über ihre Schwerpunkte in der Inneren Medizin gesprochen und auch darüber, wie sie die klinische Versorgung von Menschen mit Diabetes am HDZ noch besser machen will. Und welche Rolle die Digitalisierung dabei spielt. &bdquo;Unser Wohlgefühl ist von der Balance der Hormone abhängig“ Bei ihrem Empfang am Herz- und Diabeteszentrum und der gleichzeitigen Verabschiedung von Diethelm Tschöpe gab Susanne Reger-Tan einen kurzen Einblick &bdquo;in die Schönheit und Relevanz der Endokrinologie“. Als Teilgebiet der Inneren Medizin befasst sich die Endokrinologie mit den Hormonen im menschlichen Körper. &bdquo;Hormone werden an verschiedenen Orten des Körpers gebildet, geraten sie aus der Balance, haben wir ein Problem“, bringt Susanne Reger-Tan es auf eine einfache Formel. &bdquo;Unser Wohlgefühl ist von der Balance der Hormone abhängig“, sagt Reger-Tan. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke Als Expertin für Endokrinologie behandelt sie eine große Bandbreite von Erkrankungen. Auch wenn die häufigste hormonell bedingte Stoffwechselerkrankung Diabetes ist, gehören zum Behandlungsspektrum auch Schilddrüsenerkrankungen oder Osteoporose. &bdquo;Es sind Patienten jeden Alters und manchmal erfüllen wir auch jungen Familien den Kinderwunsch.“ Eine große Rolle spielt in ihrem Behandlungsspektrum auch das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Zusammenhang mit Stoffwechselerkrankungen. Konzept für eine digitale Diabetesversorgung entwickelt Ihre besondere Vorliebe für die Diabetologie hat sich bereits in ihrem Medizinstudium in Gießen gebildet. Für ihre Facharztausbildung wechselte Susanne Reger-Tan ans Universitätsklinikum Essen und wurde 2015 dort Leiterin des Diabeteszentrums. In dem vom Land NRW geförderten Smart Hospital hat sie sich mit der Digitalisierung der Diabetologie befasst und mit ihrem Team ein Konzept für eine digitale Diabetesversorgung entwickelt. &bdquo;In der ambulanten Versorgung von Menschen mit Diabetes ist die Digitalisierung viel weiter fortgeschritten als in der klinischen“, weiß Reger-Tan, die in ihrer bisherigen Laufbahn gleichermaßen stationär wie ambulant Patienten behandelt hat und in Sprechstunden und Ambulanzen am HDZ auch weiterhin tun wird. Lesen Sie auch: Verabschiedung vom scheidenden Direktor des Diabeteszentrums in Bad Oeynhausen So erfolgt in der ambulanten Versorgung die Glukosemessung häufig über einen Sensor am Oberarm. Die Werte werden kontinuierlich in einer App erfasst und die Therapiesteuerung kann viel passgenauer erfolgen. &bdquo;Diese Form der Digitalisierung liefert uns nicht nur vier bis fünf Blutzuckerwerte wie beim herkömmlichen Fingerstechen, sondern bis zu 1.400 Werte täglich“, erklärt Reger-Tan. Kritische Glukose-Schwankungen können also viel effektiver erkannt und behandelt werden. In der Entwicklung sind auch &bdquo;schlaue“ Insuline Mit Hilfe dieser Werte könne ein Algorithmus in der App sogar vorausberechnen, wie sich der Blutzucker im Verlauf der Nacht entwickelt. So kann der Patient vor gefährlichen Werten gewarnt werden. Auch Algorithmus-gesteuerte Insulinpumpen zählen zu den neueren Entwicklungen. &bdquo;Früher wurden bei Diabetes den Patientinnen und Patienten strenge Diäten vorgeschrieben“, weiß Reger-Tan. Gesunde Ernährung spiele auch heute noch eine sehr wichtige Rolle. Zudem hat die medikamentöse Diabetestherapie enorme Fortschritte erzielt. &bdquo;Es gibt viele neue Medikamente, die auch das Herz und die Nieren schützen“, so die Expertin. In der Behandlung von Diabetes gehe es darum, die Lebenserwartung der Patienten zu erhöhen und ihre Lebensqualität zu verbessern. &bdquo;Die Diagnose Diabetes bedeutet für einen heute 50-jährigen Menschen immer noch eine Verkürzung von Lebenszeit um zwölf Jahre“, sagt Susanne Reger-Tan. Zahl der an Diabetes Erkrankten werde zunehmen Nun ginge es darum, die digitalen Strukturen aus der ambulanten Behandlung in die stationäre zu übertragen. &bdquo;Die Technologie hilft, die Qualität der Versorgung zu verbessern“, ist Reger-Tan überzeugt. Das sei im Krankenhaus umso wichtiger, da die Zahl der Patientinnen und Patienten mit Diabetes als Haupt- oder Nebendiagnose statistisch gesehen höher ist, als &bdquo;auf der Straße“. &bdquo;Würde man Menschen mit und ohne Diabetes auf einem x-beliebigen Bahnhof zählen, käme ein Verhältnis von 1:10 heraus. Im Krankenhaus aber ist jeder vierte Patient Diabetes-betroffen“, rechnet die Medizinerin vor. In Zukunft würde die Zahl der an Diabetes erkrankten Menschen weiter zunehmen. &bdquo;Gründe sind die Altersstruktur unserer Gesellschaft und die Tatsache, dass immer mehr Menschen übergewichtig sind.“ Auch darum sei es wichtig, dass die Zukunft der Diabetologie digitaler werde. Auch interessant: Immer mehr Menschen leiden an der Zuckerkrankheit – auch Jüngere Einen positiven Blick in die Zukunft gewährt die Professorin für Diabetologie, Endokrinologie und Metabolismus dennoch: In der Entwicklung seien Medikamente, die den Körper noch potenter vor Schäden schützen, Sensoren werden künftig nicht nur Glukose (Zucker) messen, sondern auch andere Metabolite wie Ketone. Es sind &bdquo;schlaue“ Insuline in der Entwicklung - Insuline also, die im Körper schlummern und dann bei Glukoseanstieg aktiv werden, also nur dann, wenn sie gebraucht werden.

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