Nach drohender Schließung: Neustart im Bad Oeynhausener Pflegeheim „Haus Svenja“

Bad Oeynhausen. Das Alten- und Pflegeheim &bdquo;Haus Svenja“ macht einen Neustart. Im vergangenen Jahr drohte der Einrichtung die Schließung. Die Heimaufsicht des Kreises Minden-Lübbecke stellte zahlreiche Mängel bei der Pflege und Versorgung der Bewohner fest und verhängte insgesamt 27 Ordnungsverfügungen gegen den Betreiber, der im August Gläubigerschutz beantragte. Die Liste reichte von Fehlern in der Pflege bis hin zu einer dauerhaft kaputten Klingelanlage. Diese Vergangenheit will die neue Einrichtungsleiterin Jessica Gast hinter sich lassen. Das Pflege-Team hat das Steuer herumgerissen. Mit einem Pressetermin will die neue Heimleiterin diese Botschaft platzieren und führt am Dienstag durch das Haus. Es ist Mittagszeit. Die 25 Bewohner sitzen im Speisesaal zusammen. Einige bekommen ihr Essen auch auf den Zimmern. Es gibt Hühnereintopf und zum Nachtisch Kirschjoghurt. Die Speisen werden nicht mehr tiefgekühlt angeliefert, sondern täglich in der Küche des Altenheims &bdquo;Wilhelmshof“ gekocht und direkt ins Haus geliefert. Auch das sei ein Kritikpunkt der Heimaufsicht gewesen, so Gast. Es war aber nicht der schlimmste Mangel. Die Wohn- und Teilhabegesetz-Behörde (WTG-Behörde), also die Heimaufsicht des Kreises Minden-Lübbecke hat in den Jahren 2023 und 2024 &bdquo;schwerwiegende pflegerische Mängel“ bei der Grundpflege, Mangelernährung, Wundversorgung, Schmerzmanagement und bei der Medikamentenversorgung festgestellt, so Kreispressesprecherin Sabine Ohnesorge, &bdquo;die über Dokumentationsmängel hinausgingen“. Außerdem habe es &bdquo;strukturelle Mängel“ beispielsweise im Bereich der Lebensmittelversorgung und der technischen Anlagen gegeben. Heimaufsicht: &bdquo;Mängel wurden vollständig abgestellt“ Doch das ist nach Ansicht der Behörde Vergangenheit: &bdquo;Diese Mängel wurden vollständig abgestellt“, so Ohnesorge. Mit dem Betreiberwechsel am 1. Oktober seien &bdquo;neue Konzepte mit neuen Strukturen“ erstellt worden, die sich jetzt einspielen müssten. Lesen Sie auch: Mängel in allen Bereichen: Kreis geht gegen Bad Oeynhausener Pflegeheim vor Jessica Gast hat die Heimleitung im August übernommen und ist als Erstes mit den Zahlungsschwierigkeiten der alten Betreiberfirma konfrontiert worden. Die Gehälter der Mitarbeiterinnen waren im Verzug, es musste rasch gehandelt werden. Gast hat die Ärmel hochgekrempelt. Über den Eigentümer des Hauses, ein Schweizer Unternehmen, bestand bereits eine Verbindung zu Curata. &bdquo;Das war für uns der Jackpot“, erzählt Gast. Die Curata-Unternehmensgruppe hat dann das &bdquo;Haus Svenja“ übernommen. Der Pflegekonzern betreibt bereits die &bdquo;Seniorenresidenz Wilhelmshof“ in Bad Oeynhausen. In dieser Küche wird täglich gekocht und nun auch das &bdquo;Haus Svenja“ beliefert. Außerdem können die Mitarbeiter aus beiden Pflegeeinrichtungen sich wechselseitig vertreten und aushelfen. Beide Pflegeeinrichtungen können sich zudem auf Expertise aus den Fachabteilungen des Konzerns aus der Berliner Firmenzentrale stützen. Die Heimleiterin hat die Ärmel hochkrempelt Heimleiterin Jessica Gast war in den ersten Wochen und Monaten rund um die Uhr vor Ort. &bdquo;Ich war im Grunde 24/7 in der Einrichtung“, sagt sie. Der Einsatz hat sich aus Sicht ihrer neuen Chefs von der Curata-Gruppe gelohnt. Das Haus ist nach Ansicht von Personalleiter Patrick Kertesz auf dem richtigen Weg. &bdquo;Wir haben alle Qualitätsdefizite abgearbeitet“, sagt Gast. Die Heimaufsicht und der medizinische Dienst der Krankenkassen hätten das engmaschig überprüft und seien zuletzt nahezu wöchentlich zu Kontrollen im Haus gewesen. Das Zeugnis ihrer erfolgreichen Arbeit habe das Pflege-Team bereits am 19. September bekommen. &bdquo;Das war der erste Bericht der Heimaufsicht ohne Mängel“, sagt die Heimleiterin. Der Mühlenkreis bestätigt das. &bdquo;Es wurden keine gravierenden Pflegemängel festgestellt, eine deutliche Verbesserung ist erkennbar“, so Kreissprecherin Ohnesorge. Die Qualität der Pflege sei zudem am 16. Oktober durch den medizinischen Dienst der Krankenkassen geprüft worden. Das Ergebnis sei positiv und könne auf den öffentlich zugänglichen Plattformen (www.pflegelotse.de) oder bei den Pflegekassen eingesehen werden. Derzeit sind 19 Plätze im Heim noch frei Derzeit arbeiten 33 Angestellte im &bdquo;Haus Svenja“, darunter zehn Pflegefachkräfte. Die Einrichtungsleiterin hat bei ihrer Übernahme regelmäßige Schulungen eingeführt und immer wieder den Sinn und Zweck der Berichts- und Dokumentationspflichten erläutert: &bdquo;Jeder soll verstehen, warum wir Dinge tun, die wir tun.“ Von den 44 Heimplätzen sind derzeit nur 25 belegt. 18 Bewohner haben während der drohenden Schließung in dem Haus gelebt. Sie und ihre Angehörigen haben sich aber dazu entschlossen zu bleiben. &bdquo;Und auch die Menschen aus der Kurzzeitpflege bleiben“, sagt Jessica Gast. Die Heimbehörde lässt eine schrittweise Neubelegung seit Oktober zu: Jede Woche kann demnach ein Bewohner zusätzlich in dem Heim aufgenommen werden. Freiwerdende Plätze können jederzeit wiederbelegt werden. Einer vollständigen Belegung steht aus Sicht der Heimaufsicht &bdquo;derzeit nichts entgegen“, so die Kreissprecherin. Das ist auch das Ziel der Curata-Gruppe. Regionaldirektor Riko Mansholt nennt eine durchschnittliche Auslastung von 93,5 Prozent. Das &bdquo;Haus Svenja“ bräuchte aktuell noch mindestens 19 Wochen zur Vollauslastung. Das &bdquo;Haus Svenja“ war zuletzt deutlich schlechter belegt. Geld in der Pflege ist knapp. Es hat auch in der Curata-Unternehmensgruppe nicht gereicht. Das Unternehmen hat eine Insolvenz in Eigenverantwortung durchgeführt, sich neu strukturiert und von zehn Standorten getrennt. Derzeit betreibt die Curata deutschlandweit 32 Pflegeheime und mehrere ambulante Pflegedienste. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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