Prozess im Fall Philipos: Polizei sicherte den Tatort im Kurpark zunächst nicht

Bad Oeynhausen. Das Medieninteresse war deutlich geschrumpft und auch die Zuschauerreihen dünner besetzt als noch vor Weihnachten. Der zweite Verhandlungstag gegen den 18-Jährigen aus Bad Oeynhausen, der für den Tod von Philipos T. verantwortlich sein soll, begann mit Verspätung vor dem Landgericht Bielefeld. Und er offenbarte Mängel in der Arbeit der Mindener Kreispolizei. Wie berichtet, müssen sich seit Mitte Dezember neben dem 18-jährigen Syrer zwei Deutsche aus Bad Oeynhausen und Magdeburg vor der IV. Großen Strafkammer des Landgerichtes verantworten. Dem 18-Jährigen - der wenige Tage nach der Tat festgenommen wurde - wirft die Staatsanwaltschaft Totschlag, gefährliche Körperverletzung und Diebstahl vor, seine zwei deutschen Begleiter, beide 19 Jahre alt, sind wegen gefährlicher Körperverletzung und Hehlerei angeklagt. Der Beschuldigte soll den 20-jährigen Philipos in der Nacht zum 23. Juni 2024 auf den Kurhausterrassen aus bislang unbekannten Gründen attackiert, auf dessen Kopf eingeschlagen und eingetreten haben. Der Mindener erlitt so schwere Kopfverletzungen, dass er zwei Tage später im Mindener Klinikum verstarb. Prozesstag im Fall Philipos startet verspätet Der mutmaßliche Täter wurde wenige Tage nach der Tat an seinem Wohnort in der Kurstadt festgenommen. Die beiden Mitangeklagten – die den Hauptbeschuldigten wohl erst am Abend der Innenstadtfete kennengelernt haben –, hatten sich selber der Polizei gestellt. Alles zum Thema Philipos: Aktuelle Nachrichten und Hintergründe Der mutmaßliche Haupttäter, der 18-jähriger Syrer, soll 2016 im Rahmen der Familienzusammenführung nach Pforzheim gekommen und erst wenige Monate vor der Tat nach Bad Oeynhausen umgezogen sein. Er soll, auch wegen Gewaltdelikten, polizeibekannt sein. Unmittelbar danach entbrannte eine politische Diskussion über kriminelle junge Migranten, auch im Bundes- und Landtag. Um 9 Uhr sollte es am Montagmorgen in Bielefeld mit dem Prozess weitergehen. Weil der 19-jährige Magdeburger aber mit der Deutschen Bahn aus Sachsen-Anhalt anreiste und diese nicht pünktlich in Bielefeld ankam, begann der zweite Verhandlungstag erst gute 45 Minuten später. Und war dafür nach 15 Minuten bereits wieder beendet. Im Mittelpunkt stand das schriftliche Protokoll einer Beamtin der Kriminalpolizei, Mitglied der Mordkommission &bdquo;Palais“, die im Zuge dessen am Sonntag nach der Tatnacht zum Tatort ausrückte. Tatort im Kurpark Bad Oeynhausen war nicht abgesperrt Der sogenannte Tatortbefundbericht, den der Vorsitzende Richter Carsten Glashörster verlas, schildert die Eindrücke der Kripobeamtin am Sonntag, 24. Juni 2024. Sie sei, so vermerkt sie, am späten Vormittag informiert worden und gegen 14 Uhr im Bad Oeynhausener Kurpark eingetroffen. &bdquo;Der Tatort war nicht abgesperrt und somit über Nacht und morgens frei zugänglich“ schreibt sie in ihrem Bericht. Eine Veränderung sei damit nicht auszuschließen. Auch die Fontänen auf dem Kurhausvorplatz seien in Betrieb gewesen. &bdquo;Die wurden erst bei unserem Eintreffen abgeschaltet“, wie Glashörster verlas. Offenbar haben die zuständigen Polizeibeamten der Mindener Kreispolizei, die des Nachts zur Schlägerei auf die Kurhausterrassen gerufen wurden, es für nicht notwendig erachtet, den Bereich großräumig abzuflattern. Das geschah laut Protokoll erst Sonntagnachmittag. Viele Menschen am Tatort im Kurpark Der Polizeibeamtin fällt an diesem Sonntag auch auf, wie stark frequentiert der Platz an dem sonnigen Tag ist. Und auch in der Nacht vorher seien durch viele Veranstaltungen in der Stadt und im Kaiserpalais sowie durch die Besucher der nahe gelegenen Diskothek viele Menschen rund um den Tatort unterwegs gewesen. Eine Videoüberwachung gebe es nicht. Sie beschreibt und zeigt anhand einiger Fotos, wie der Bereich vor dem Kurhaus aussieht und dass auf einer Mauer neben den Bänken ein Bierglas, Müll sowie mehrere kleine Schnapsflaschen gefunden wurden. Der Platz habe, so protokolliert sie, alles in allem sehr aufgeräumt gewirkt, obwohl dort am Tag vorher gefeiert worden sei. Andere Leser interessierte auch: So hat die Familie von Philipos den Prozessauftakt erlebt Wenige Meter weiter, auf der Rampe zwischen Terrassen und der großen Brunnenfontäne, stellt die Kripobeamtin an dem Sonntag dann getrocknetes Blut fest. Zwei größere Flecken, von denen wohl auch Proben genommen wurden. Auch diese sind auf einem Foto zu sehen. Zeuginnen finden Tasche von Philipos Nachmittags melden sich dann zwei Zeuginnen, die die Polizei zum Ententeich im Kurpark führen. Dort schwamm, ungefähr fünf Meter vom Ufer entfernt, eine Tasche in dem rund 50 Zentimeter tiefen Wasser. Direkt daneben habe ein längerer Ast gelegen, was den Anschein erweckt habe, dass bereits jemand versucht habe, nach der Tasche zu fischen. Ein Polizist wird daraufhin ins Wasser geschickt, um die Tasche zu bergen. Als Richter Glashörster den Inhalt vortrug und parallel dazu Fotos zeigte, war es mit der Fassung von Philipos’ Mutter vorbei. Sie brach in Tränen aus, als sie das Passfoto ihres Sohnes auf der Leinwand im Gerichtssaal sah. Anhand der Geldbörse mit Foto und Ausweisen sowie einem Schlüsselbund wird die Tasche im Rahmen der Ermittlungen eindeutig dem getöteten 20-jährigen Mindener zugeordnet. Mit dem Ende des Protokolls endet auch die Verhandlung. Der Prozess wird am Montag, 27. Januar, um 8.30 Uhr vorm Landgericht fortgesetzt. Das Landgericht hat bis zum 22. Mai zudem 16 weitere Verhandlungstermine angesetzt. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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