Bad Oeynhausener Philipos-Fall vor Gericht: Knapp 60 Spuren rund um den Tatort

Bad Oeynhausen. Auch der dritte Verhandlungstag vor dem Landgericht Bielefeld war eine schnelle Angelegenheit. Es dauerte nur 30 Minuten, bis der Vorsitzende Richter Carsten Glashörster die Verhandlung schloss. Seit Mitte Dezember müssen sich ein 18-jähriger Syrer und zwei Deutsche aus Bad Oeynhausen und Magdeburg vor der IV. Großen Strafkammer des Landgerichtes verantworten. Dem 18-Jährigen – der wenige Tage nach der Tat festgenommen wurde – wirft die Staatsanwaltschaft im Fall Philipos Totschlag, gefährliche Körperverletzung und Diebstahl vor, seine zwei deutschen Begleiter, beide 19 Jahre alt, sind wegen gefährlicher Körperverletzung und Hehlerei angeklagt. Am Montag stand nun vor dem Landgericht der Bericht der Spurensicherung im Mittelpunkt. Wie berichtet, soll der Beschuldigte den 20-jährigen Philipos in der Nacht zum 23. Juni 2024 auf den Kurhausterrassen aus bislang unbekannten Gründen attackiert, auf dessen Kopf eingeschlagen und eingetreten haben. Der Mindener erlitt so schwere Kopfverletzungen, dass er zwei Tage später im Mindener Klinikum verstarb. Die beiden Mitangeklagten – die den Hauptbeschuldigten wohl erst am Abend der Innenstadtfete kennengelernt haben –, hatten sich selber der Polizei gestellt. Dritter Verhandlungstag war ein Schiebetermin Der mutmaßliche Haupttäter, der 18-jähriger Syrer, soll 2016 im Rahmen einer Familienzusammenführung nach Pforzheim gekommen und erst wenige Monate vor der Tat nach Bad Oeynhausen umgezogen sein. Er soll, auch wegen Gewaltdelikten, polizeibekannt sein. Unmittelbar danach entbrannte im vergangenen Jahr eine politische Diskussion über kriminelle junge Migranten, auch im Bundes- und Landtag. Alles zum Thema Philipos: Aktuelle Nachrichten und Hintergründe Der dritte Termin vor dem Landgericht war ein sogenannter Schiebetermin – so wird im deutschen Strafprozess ein kurzer Hauptverhandlungstermin bezeichnet, der vor allem dazu dient, eine Fortsetzung der Hauptverhandlung innerhalb einer bestimmten Frist zu gewährleisten. Da umfangreiche Verfahren nicht an einem Tag stattfinden können, aber das Gericht, die Staatsanwaltschaft und die Verteidiger weitere parallele Verfahren haben, kann nicht in eins durchverhandelt werden, sondern es werden mehrere Termine - im Fall Philipos knapp 20 - veranschlagt. Allerdings darf die Hauptverhandlungsunterbrechung nicht länger als drei Wochen dauern. Helfen sollen Schiebetermine, an denen zum Beispiel das Protokoll der Polizei oder der Bericht der Spurensicherung verlesen werden. Spurensicherung war drei Stunden im Einsatz Der Bericht der Spurensicherung der Kripo Bielefeld stammt vom Sonntag nach der Tat. Drei Stunden waren die Beamten vor Ort, um nachmittags von 14.10 bis 17.15 Uhr den dann neu abgesperrten Tatort zu untersuchen. Die Kreispolizei Minden hatten diesen zwar des Nachts für erste Untersuchungen abgesperrt, dann aber wieder freigegeben. Als dann am Sonntagmorgen die Mordkommission &bdquo;Palais“ gebildet wurde, wurde mittags erneut abgesperrt und die Fontänen ausgeschaltet. Andere Leser interessierte auch: Polizei sicherte den Tatort im Kurpark zunächst nicht Knapp 60 Spuren sicherten die Beamtinnen und Beamten vor Ort - schriftlich und fotografisch im Protokoll festgehalten. Der Großteil davon entlang der langen Bank seitlich der Terrasse sowie auf der Rampe zur großen Fontäne. Von den dortigen Blutflecken wurden Abstriche genommen. An dieser Stelle hatte Philipos bewusstlos und zusammengetreten gelegen, als der Rettungswagen eintraf. Der Großteil der Spuren bestand aus Zigarettenkippen. Hinzu kamen zudem einige kleine Schnapsflaschen sowie Biergläser. Als Spur Nummer 57 wurde die Tasche von Philipos Tsanis aufgelistet, die im nahe gelegenen Ententeich aufgefunden wurde. In ihr steckten eine Geldbörse mit Fotos und Wohnungsschlüssel. Vermerkt ist im Bericht auch, dass dem verstorbenen Philipos am 27. Juni, zwei Tage nach seinem Tod und einen Tag nach Festnahme des Hauptangeklagten, von den Ermittlern die Fingernägel geschnitten wurden, um Spuren zu sichern. Andere Spuren am Körper des Opfers konnten nicht mehr gesichert werden, da der 20-Jährige, der vor 14 Tagen seinen 21. Geburtstag gefeiert hätte, im Johannes-Wesling-Klinikum bereits gewaschen worden war. Die Verhandlung wird am Freitag, 7. Februar, um 9 Uhr vor dem Bielefelder Landgericht fortgesetzt. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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