Neue Nutzung für Problem-Immobilie: Geheiratet wird im Bad Oeynhausener Lenné-Karree

Bad Oeynhausen. Ein Trauzimmer wird die Stadt Bad Oeynhausen im Lenné-Karree einrichten. Das Standesamt ist aber nur ein Teil der Verwaltung, die spätestens 2026 in die Großimmobilie an Herforder und Viktoriastraße umziehen wird. Das berichtet Dieter Hinzmann, bei der Stadt zuständig für das Gebäudemanagement, den Mitgliedern des Hauptausschusses. Hinzmann beantwortet in seinem Referat die Frage, ob die Stadt eine &bdquo;schlafende Katastrophe“ gekauft habe. &bdquo;Wahnsinnige Überraschungen“ so Hinzmann, habe man bisher nicht erlebt, nur die tatsächliche Größe der 9.695 Quadratmeter Nettonutzfläche aufweisenden Immobilie habe auch ihn überrascht. 80 Arbeitsplätze will die Verwaltung in dem zum neuen &bdquo;Rathausviertel“ zählenden Gebäude unterbringen. Während Hinzmann den Zustand der erst 25 Jahre alten Problemimmobilie erläutert, fragt sich Volker Brand (Grüne), wie es habe sein können, dass der Vorbesitzer, die Situs II GmbH, noch nicht einmal die TÜV-Überprüfungen der Fahrstühle habe durchführen müssen. Er erntet allgemeines Achselzucken. Dass dem Eigentümer das Gas wegen mangelhafter Zahlungsmoral abgedreht worden war, hatte die NW recherchiert und auch die Handwerker hätten einen bleibenden Eindruck vom Vorbesitzer, so Hinzmann. Es sei nicht einfach gewesen, die Fachfirmen davon zu überzeugen, wieder Hand im Lenné-Karree anzulegen. Das Gebäude gilt nach nur 25 Jahren als Problem-Immobilie Das Lenné-Karree ist 1999 von der damaligen Stadtsparkasse Bad Oeynhausen als Ersatz für das Kaufhaus Hitzemann gebaut worden. Die Sparkasse verkaufte das Gebäude zum 1. Januar 2017 an die &bdquo;Situs II GmbH“ mit Sitz in Köln. Inzwischen gilt das Lenné-Karree als Problem-Immobilie. Dem Gebäude fehlen Parkplätze, was Kenner als Konstruktionsfehler sehen. Ein weitere solcher Fehler sei noch nicht geheilt, berichtet Hinzmann. Das Dach der &bdquo;Mall“, des glasüberwölbten Innenhofes, sei immer noch nicht dicht, wobei sich jetzt nicht mehr regelmäßig Sturzbäche ins Gebäudeinnere ergössen. Was man fast sechs Jahre lang habe schlüren lassen, könne nicht in zweieinhalb Monaten repariert werden, so Hinzmann. Täglich seien in den vergangenen zweieinhalb Monaten Handwerker in der Immobilie gewesen, um Heizung, Kühlung, Fahrstühle, Rolltreppen automatische Türen und die Lüftung wieder instand zu setzen. Parallel habe man ein Nutzungskonzept für die bis zu fünfgeschossigen Gebäudeteile entwickelt. &bdquo;Selbst die Sprinkleranlage hat wieder Wasser“, sagt Hinzmann mit einem Augenzwinkern. Und damit ist er beim Brandschutzkonzept, das nach der beantragten Nutzungsänderung deutlich höheren Anforderungen genügen müsse. In das dritte Obergeschoss wird wieder die Agentur für Arbeit einziehen. Und diesem &bdquo;langfristigen Ankermieter“ wolle man nicht verprellen. Deshalb werde es nötig sein, neue Rohre für die Sprinkleranlage in diesem Bereich zu verlegen, kündigt Hinzmann an. Lesen Sie auch: Stadt Bad Oeynhausen kauft das Lenné-Karree: Das sind die Pläne für das Gebäude Sehr aufwändig werde auch die Modernisierung der IT-Infrastrukur im Lenné-Karree sein, die ein Vierteljahrhundert alt sei und heutigen Anforderungen einfach nicht mehr genüge. Das neue Nutzungskonzept bringt das Bürgerbüro, das sich jetzt noch im Rathaus befindet, im Erdgeschoss des Lenné-Karrees (2.189 Quadratmeter) unter. In der ehemaligen Geschäftsstelle der Neuen Westfälischen und den Büros der &bdquo;Barmer“, sollen künftig Führerscheine, Reisepässe oder Meldeunterlagen beantragt oder umgeschrieben werden. Im weiteren Verlauf der Viktoriastraße wird sich das Trauzimmer anschließen. Auch über die Einrichtung einer kleinen &bdquo;City-Wache“ auf diesem Gebäudeniveau wird laut NW-Informationen im Rathaus noch nachgedacht. 80 Arbeitsplätze will die Stadtverwaltung im Lenné-Karree einrichten Die ehemalige NW-Redaktion wird die Stadt ebenso zu Büros umfunktionieren, wie alle anderen Flächen der ersten Etage (1.816 Quadratmeter), die nicht von der Stadtbibliothek oder Mietern belegt sind. Auch im zweiten Obergeschoss (1.801 Quadratmeter) soll der Winkelbau an der Ecke Herforder- /Viktoriastraße 30 weitere Büroarbeitsplätze beherbergen. In das dritte Obergeschoss (970 Quadratmeter) wird die Agentur für Arbeit zurückkehren. Weil Arbeitsschutz für die eigenen Mitarbeiter nicht mehr gewährleistet werden konnte, war die Agentur ausgezogen. Unter anderem war die Heizung im Gebäude ausgefallen. Die Außenstelle der Arbeitsagentur wurde deshalb am 8. Dezember 2023 &bdquo;bis auf weiteres“ geschlossen, die Mitarbeiter auf die umliegenden Büros in Minden, Herford, Bünde und Lübbecke verteilt. Lesen Sie auch: Arbeitsagentur will zurück ins Bad Oeynhausener Lenné-Karree Weitere Büros der Stadt plant Hinzmann auch im vierten Obergeschoss (482 Quadratmeter). In das Lenné-Karree sollen vor allem Mitarbeiter der Stadtverwaltung umziehen, die noch in den stark sanierungsbedürftigen Gebäuden an der Bahnhofstraße 45 und 47 sowie am Ostkorso 5 und 7 untergebracht sind. Das betrifft die Bereiche Finanzen, Sport, Kultur, Rechnungsprüfung, sowie Sicherheit und Ordnung. Hinzmann kündigt an, dass die Stadt das Lenné-Karree an das Fernwärmenetz der &bdquo;Neuen Energien Bad Oeynhausen“ (NEO) anschließen wird, und zwar bevor die Arbeiten am City-Center beginnen werden. Außerdem soll die gesamte Gebäudeleittechnik modernisiert werden, sodass die technische Überwachung von Rathaus II aus möglich sei. Noch geht Hinzmann, davon aus, dass die bis 2026 eingeplanten Haushaltsmittel in Höhe von drei Millionen Euro ausreichen werden, um die Sanierung umzusetzen. Den Politikern beantwortet er seine Frage dann anschließend: &bdquo;Sie haben sich im April richtig entschieden.“

Meistgelesen