Kernsanierung notwendig: Der Hohenzollernhof in Bad Oeynhausen wird nach und nach hergerichtet

Bad Oeynhausen. Das Kind braucht einen Namen! Nun heißt es Rathausviertel. Gemeint ist damit der Hohenzollernhof, das Lenné-Karree und das City-Center. Der Name steht auf der Folierung des Planungsbüros der Hohenzollernhof GmbH, die sich anschickt, die zerbröckelnde Großimmobilie zu sanieren. Die Wände des Büros sind geschmückt mit ersten Planzeichnungen, die das einstige Hotel in mehrere Gebäudeteile gliedern. &bdquo;Das ist wichtig für den Brandschutz“, sagt Wolfgang Bastert, der sich zusammen mit Marco Krüger fünf bis zehn Jahre Zeit gibt, um die 12.000 Quadratmeter Nutzfläche der stadtbildprägenden Immobilie wieder herzurichten. Lesen Sie auch: Der Bad Oeynhausener Hohenzollernhof wird saniert Im Penthouse, auf Höhe des funktionslosen Schmuckturmes, der den einstigen Foyereingang krönte, wird deutlich, dass der Begriff &bdquo;Grundsanierung“ es nicht trifft: Es geht um eine Entkernung. Und die haben die beiden Investoren in Angriff genommen. Die defekte Photovoltaikanlage hat ein Kran vom Dach gehoben, dazu tonnenweise Schrott aus den oberen Etagen. Im Penthouse des Hohenzollernhofes, einer Fachwerkkonstruktion auf dem Dach der Immobilie, zieren noch grün-braun-weiße Mustertapeten die Wände. &bdquo;Die stammen wohl aus den frühen 1970er Jahren“, sagt Bastert, der im selben Moment ein Loch im Dach erkennt. Ein Handyfoto und der Investor hat dokumentiert, was die Handwerker wohl übersehen haben. Auf dem Dach der Immobilie könnten vier Terrassen entstehen Noch älter als die Tapeten dürfte die einzige noch verbaute Klimaanlage des Penthousegeschosses sein. Die Firma Bosch hat das Gerät Mitte der 1960er Jahre produziert. &bdquo;Hier könnten die Unterkünfte für das Hotel-Personal gewesen sein“, sagt Bastert, &bdquo;oder Hotelzimmer“. Die Tapeten und die Klimaanlage stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit noch aus dem &bdquo;Hotel Hohenzollernhof“, dessen Betrieb Mitte der 1970er Jahre eingestellt wurde. &bdquo;Was wir hier machen, ist auch Archäologie im Objekt“, sagt Bastert und überlegt, ob das Penthouse nicht zu Mansarden für das darunter liegende Geschoss umfunktioniert werden könnten. Vom Dach des Königshofes, wo mal drei bis vier Terrassen entstehen könnten, erahnt man die Komplexität des Gebäudes mit seinen diversen Treppenhäusern und Aufzügen. Die vertrauenswürdigsten sind für Bastert die beiden aus dem Jahr 1926, die potenzielle Mieter aber wohl nicht überzeugen dürften. Der Gebäudekomplex, der sich am nördlichen Ende zwischen Klosterstraße und Viktoriastraße befindet, hat eine Grundstücksgröße von 4.000 Quadratmetern. Der Wohn- und Geschäftskomplex lässt sich in zwei Baualtersklassen einteilen: 1919 bis 1948 sowie 1949 bis 1957. Die Bruttogeschossfläche beträgt 14.450 Quadratmeter. Der Gebäudekomplex besteht aus sieben einzelnen Gebäuden. Die gliedern Marco Krüger und Wolfgang Bastert nun neu zu Mietwohnungen und auch Gewerbeeinheiten. Vom Dach bieten sich atemberaubende Aussichten auf die Kurstadt Das mit Bitumenschweißbahnen versiegelte Dach bietet atemberaubende Aussichten auf die Kurstadt und das Wiehengebirge bis zur Porta und ein Panoptikum aus 110 Jahren Bautechnik. Selbst Bastert verliert zwischen Klimaaggregaten und Lüftungen den Überblick, identifiziert aber im zigfach verschachtelten &bdquo;Innenhof“ sicher Treppenhäuser und Zugänge und versucht, am Design zu erkennen, wann die Ostwand des Gebäuderiegels an der Klosterstraße wohl gekachelt worden ist. Lesen Sie auch: Eine Chance für die Innenstadt in Bad Oeynhausen Was wie saniert wird, entscheide der Kaufmann in ihm, sagt Bastert und deutet auf die Türen der alten Hotelzimmer, die Jugendstilornamente zieren. Die schiere Größe der Aufgabe schrecke ihn nicht, so der Investor, der größere Projekte in Süddeutschland gestemmt hat. &bdquo;Wir unterteilen das Gesamtprojekt in Teileinheiten und arbeiten die - beginnend in den Leerständen - nach und nach ab“, erklärt Bastert das Verfahren. Wer oder was in die sanierten Gebäudetrakte nach der Sanierung einziehe, richte sich nach dem Markt. &bdquo;Wir sind flexibel, können Wohnraum, aber auch Praxen und Büros anbieten“, erklärt Bastert. Im Planungsbüro der Hohenzollern GmbH sammelt Bastert auch die &bdquo;Reliquien“ des einstigen Nobelhotels, konkret Pläne, Fotos, Zeichnungen. Die gewähren Blicke auf eine bewegte Vergangenheit. Bastert zeigt ein Glasnegativ aus dem Jahr 1924, das den Hohenzollernhof an der Ecke Kloster- und Herforder Straße zeigt. Die mit fast bodentiefen Fenstern und Außenstuck versehene Fassade hin zur Klosterstraße hatte keine Vordächer. Dem pompösen Entree der Hotellobby schloss sich an der Herforder Straße Richtung Westen ein Wintergarten an, der erst an der Viktoriastraße endete. Das Negativ zeigt das Hotel Pavillon, das die Inhaberfamilie Meyer 1906 umbauen und erweitern ließ. 1915 wurde es im nationalistischen Taumel des 1. Weltkrieges in &bdquo;Kur- und Badehotel Hohenzollernhof“ umbenannt. Es hatte 58 Einzel- und 28 Doppelzimmer. &bdquo;Diese Fassade kann man wirtschaftlich nicht wieder herstellen“, sagt Bastert. Er denkt aber darüber nach, die in Teilen noch erhaltene Fassade aus den 1960er Jahren zu rekonstruieren. Die Menükarte einer Hochzeit, die Bastert auch gefunden hat, belegt, wie feudal im Hohenzollernhof anno 1909 getafelt wurde: Es gab unter anderem Schildkrötensuppe, Ostender Steinbutt in Sauce Moscovite und Fürst-Pückler-Eis. Lesen Sie auch: Fünf Gebäude im Check: Bad Oeynhausener City mit Problemen aus den 80er Jahren &bdquo;Rathausviertel“ haben die Investoren das Quartier übrigens genannt, weil die Stadt angekündigt hat, im Lenné-Karree das Bürgerbüro und andere städtische Abteilungen unterbringen zu wollen. Im Gegensatz zum Hohenzollernhof tut sich in dieser nun städtischen Problemimmobilie augenscheinlich aber noch nichts.

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