Ein Wachdienst für den Kurpark Bad Oeynhausen: Wie sicher fühlen Sie sich hier?

Bad Oeynhausen. Der Kurpark ist ein Gartendenkmal, das in Sonntagsreden eine wichtige Funktion erfüllt. In der wirklichen Wirklichkeit jedoch liegen morgens Wodkaflaschen vor der Wandelhalle, Zigarettenkippen ringsum den Trinkpavillon am Wittekindbrunnen oder es prangen frische Käsekästchen-Graffiti im Freytag-Tempel. Der Kurpark dient längst nicht nur den Mußestunden gelangweilter Badegäste. Der Park ist auch eine Partylocation für Einheimische. Der Eigenbetrieb Staatsbad will dieser Entwicklung einen Riegel vorschieben. Vandalismus, Alkoholkonsum und weiteren laut Kurparkordnung verbotenen Handlungen im Kurpark soll Einhalt geboten werden. Betriebsleiter Stefan Meyhöfer hat während der Sommermonate wieder einen Sicherheitsdienst damit beauftragt, verstärkt den Kurpark zu bestreifen. Zwischen 18 Uhr und 3 Uhr morgens ist der Wachdienst unterwegs. Jede Nacht sollen drei Kontrollen von jeweils etwa zwei Stunden stattfinden. Dieses Plus an Sicherheit begrüßen Geschäftsleute aus dem Kurpark wie Theaterdirektor Christoph Meyer. Das Kaiserpalais mit dem Varieté GOP im Süden des Parks ist von Vandalismus bislang zum Glück weitgehend verschont worden, so Meyer. Er erinnert sich, dass während der Coronakrise Graffiti ans Kaiserpalais gesprüht wurden. Und kürzlich erst sei einer Mitarbeiterin das E-Bike gestohlen worden, der Dieb habe es einfach weggetragen. Zerstörungswut auf den Außenterrassen sei aber &bdquo;kein Thema“. Spiegeleier an den Wänden der Wandelhalle Ganz anders sieht es im Norden des Kurparks aus. John Steker von der Boutique &bdquo;Lafinesse“ beispielsweise hat regelmäßig ungebetene Gäste vor seinem Ladengeschäft. Samstagmorgens fegt Steker oft bergeweise Schalen von Sonnenblumenkernen zusammen, räumt Wodkaflaschen oder deren Scherben weg und rückt Bänke wieder gerade. In den letzten Wochen sei das jedoch weniger geworden, sagt er. Kein Vergleich zu den Eierwürfen vor ein paar Jahren, als Unbekannte offenbar versucht haben, Spiegeleier an die weißen Wände der Wandelhalle zu nageln. Einer, der erstaunlich gut um die Partyszene im Kurpark Bescheid weiß, ist Michael Lorenz. Der Bad Oeynhausener sammelt Pfandflaschen und lebt seit 1984 in Bad Oeynhausen. Drei, vier Stunden ist er täglich im Kurpark unterwegs. &bdquo;Kommt darauf an, wie fit ich bin“, sagt er. Lorenz erzählt bereitwillig von seinen Erlebnissen im Park - nur wo die meisten Flaschen liegen, will er nicht verraten. &bdquo;Ich habe meine Quellen.“ An Wochenenden, erzählt Lorenz, sei im Kurpark &bdquo;manchmal die Hölle los“. Nachts meide er den Park aus Angst. &bdquo;Ich bin ja allein.“ Stattdessen ist er tagsüber unterwegs. &bdquo;Das sieht hier manchmal aus wie auf dem Schlachtfeld. Vor allem nach Wochenenden.“ Der Reinigungsdienst von den Stadtwerken habe dann alle Hände voll zu tun, sagt Lorenz: &bdquo;Der macht seine Sache gut.“ Die Saubermänner könnten aber nicht überall sein. Und sie könnten auch nichts dafür, wenn junge Eltern die Windeln ihrer Kinder einfach in den Büschen entsorgen. Sicherheitsdienst soll auf ungebetene Gäste reagieren Es ist unklar, ob der Sicherheitsdienst auch für Windelkontrollen zuständig ist. Für Alkoholkontrollen ist er das. Genauso für Cannabiskontrollen. Denn obwohl die Bundesregierung den Cannabiskonsum teilweise legalisiert hat, ist der Konsum von Rauschmitteln im Kurpark laut Kurparkordnung verboten. Bislang hat das stille Kiffer allerdings noch nicht davon abgehalten. Der Eigenbetrieb-Staatsbad verstärkt bereits seit einigen Jahren die Sicherheitskontrollen im Kurpark. In einer Vorlage für den Betriebsausschuss fasst Betriebsleiter Stefan Meyhöfer die Notwendigkeit dafür so zusammen: &bdquo;Da sich während dieser Zeit leider auch vermehrt Personen und Gruppen dort aufhalten, die sich nicht immer an die Kurparkordnung halten, ist es uns geboten, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.“ Durch die in den Sommermonaten geänderte Bewachung könne &bdquo;effektiver und gezielter“ auf ungebetene Gäste reagiert und Vandalismus vorgebeugt werden. In den Wintermonaten von Oktober bis März ist dieses Engagement deutlich zurückgefahren. Dann kontrolliert ein privater Sicherheitsdienst im Auftrag des Staatsbades nicht drei-, sondern bloß zweimal täglich in den Abend- und Nachtstunden, ob die Gebäude des Staatsbades ordnungsgemäß verschlossen sind. Nebenbei schaut der Sicherheitsdienst aber auch, ob im Park noch alles in Ordnung ist. Das Ordnungsamt kontrolliert tagsüber Mit dem Einsatz der schwarzen Sheriffs setzt Meyhöfer die Politik seines Vorgängers Dirk Henschel fort, der begonnen hatte, private Wachleute für die Sicherheit im Park zu engagieren und dieses Engagement in den Sommermonaten zu verstärken. Der Sicherheitsdienst kann allerdings bloß auf die Parkordnung hinweisen - und die Polizei rufen. Ordnungsamt und Polizei dagegen können Bußgelder verhängen. Das Ordnungsamt bestreift bislang vor allem tagsüber den Kurpark - und weist zum Beispiel Fahrradfahrer auf das Radfahrverbot hin. Gelegentlich laufen mit den Ordnungshütern auch Polizisten in einer gemeinsamen Streife durch den Park. Die Polizei will offensichtlich Präsenz zeigen. Als Kriminalitätsschwerpunkt ist der Park allerdings nicht bekannt. Das weiß auch Michael Lorenz, auch wenn er nachts den Partypark meidet. An diesem Wochentag ist seine Pfandausbeute nicht schlecht. Der Korb, den er auf seinem Fahrrad schiebt, ist prall gefüllt. Von den Einnahmen finanziert er sich &bdquo;was Schönes vom Flohmarkt“, sagt er und rollt weiter zum nächsten vielversprechenden Pfandflaschenplatz.

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