Die Leser sind gespalten, was die Zukunft der Mindener Straße in Bad Oeynhausen angeht

Bad Oeynhausen. Wie klappt es eigentlich mit der Mindener Straße? - so lautete die Frage, die die Neue Westfälische den Leserinnen und Lesern gestellt hat. Das Thema Einengung, Rückbau und Radschnellweg bewegt offenbar die Bad Oeynhausener - viele, viele Zuschriften erreichten die Redaktion. Der Großteil von ihnen ist der Meinung, dass ein einspuriger Rückbau der Ortsdurchfahrt den Stau zurückbringt. Und auch die meisten passionierten Radler sehen im geplanten RS3 keine Alternative. Die NW-Redaktion hat die Meinungen zusammengefasst und gibt Auszüge wieder. 2021 hatten die Stadtwerke nach dem Beschluss des Rates die beiden linken Spuren der Mindener auf rund 500 Metern abgesperrt. In den vergangenen Wochen hat das Technische Rathaus die ersten Pläne zum Rückbau der Ortsdurchfahrt und der Neuanlegung eines Radschnellweges vorgestellt. Wenn alles gut läuft, soll im Frühjahr 2025 der erste Spatenstich für die Umgestaltung geschehen. Schon jetzt ist Michael Witt begeistert von den Plänen für die Mindener Straße. Der leidenschaftliche Radfahrer nutzt den Weg über die Mindener zwar manchmal auch mit dem Auto, schwingt sich aber lieber aufs Rad. &bdquo;Ich finde es richtig, dass frühzeitig provisorisch entschlackt und entschleunigt wurde“, lobt er. Die Mindener sei immer die Trennung zwischen Nord und Süd gewesen. &bdquo;Ich erhoffe mir, dass sich mit dem Umbau das Stadtbild verändert.“ Und wenn die Motivation, aufs Rad umzusteigen vergrößert werden solle, müsse das bequeme Autofahren unattraktiver werden. &bdquo;Ich werde also definitiv den Radschnellweg nutzen, wenn er fertig ist.“ Werreradweg schöner als Radschnellweg Den nutzt Jutta Friedrichsmeier definitiv nicht. Die begeisterte Hobby-Radlerin fragt nach dem Sinn des RS3: &bdquo;Warum soll ich dort fahren, wenn nahezu parallel der schönere Weg an der Werre entlang führt?“ Ob die Stadt vor der Planung überhaupt mal die Radfahrer befragt habe?, möchte sie wissen. &bdquo;Ein solches Projekt auf Biegen und Brechen durchzusetzen, nur weil es Fördermittel gibt, ist in meinen Augen ziemlich sinnlos.“ Sandra Zander ist ähnlicher Meinung. In einer Stadt wie Bad Oeynhausen seien die meisten Menschen auf das Auto angewiesen, weil viele Bereiche nicht gut an den ÖPNV angeschlossen seien. &bdquo;Von den Autofahrern wird schon an genug Stellen Geduld gefordert, da muss nicht noch ein künstliches Nadelöhr geschaffen werden.“ Dem kann Christoph Krüger nur zustimmen. Er wohnt mit Familie im Außenbezirk und sei zwingend - auch aufgrund von Krankheit - auf das Auto angewiesen. &bdquo;Von unserem Wohnort ist es ein weiter Weg mit Rad in die Stadt.“ Verkehrszahlen und Prognosen ließen erkennen, dass weiterhin Tausende Autos auf der Mindener unterwegs sein werden. &bdquo;Für mich ist es absolut unverständlich, eine vollausgelastete Straße zu verkleinern. Schon die behelfsmäßige Absperrung verursacht Stau. Das sollte den Planern doch aufgefallen sein?“ Man habe 50 Jahre auf die Nordumgehung gewartet und darauf, dass der Verkehr auf der Mindener wieder fließe. Statt sich in den Stau zu stellen, überlegt Familie Krüger nun, Besorgungen in Porta zu erledigen: Das sei stressfreier zu erreichen, als die Innenstadt von Bad Oeynhausen. Das sehen Leserinnen wie Sylvia Schlüter ganz anders. Sie hofft, dass diese einmalige Gelegenheit genutzt wird, aus einem Schandfleck eine schöne Stadt für alle Bürger zu machen. &bdquo;Für Fußgänger, Radfahrer und natürlich für Autofahrer. Für Erwachsene und Kinder, für Alte und Junge - ohne sich tot zu diskutieren.“ Manfred Busekrus dagegen wundert sich, dass noch keiner vor dem Rathaus protestiert hat: &bdquo;Was die Stadt ihren Bürgern zumutet, ist nicht tragbar.“ Die Verkehrsführung auf der Mindener &bdquo;sei der Horror“ und einfach nur nervig, so der Rehmer. Man könne nur hoffen, dass die Planungsleute aus ihrem Trauma erwachten und zum Umdenken bereit seien. Dem kann sich Wolfgang Marmann nur anschließen. Ein &bdquo;Schildbürgerstreich“ ist der Umbau der Mindener Straße für ihn. &bdquo;Ich lebe seit 18 Jahren in Bad Oeynhausen und habe meine Fahrradschleichwege durch die Stadt. Den Radschnellweg brauche ich nicht. Es sollten lieber bestehende Straßen fahrradgerecht ausgebaut werden.“ Wut im Bauch auf der Mindener Mit Wut im Bauch ist Heike Königsmann immer öfter auf der Mindener Straße unterwegs. &bdquo;Die Sperrung, wie sie jetzt eingerichtet ist, ist eine Zumutung“, urteilt sie. Was sie gar nicht mag, sind zudem die Autofahrer, die auf der Überholspur am Stau vorbeifahren, um &bdquo;sich vorne reinzudrängeln“. Das allerdings sieht die Straßenverkehrsordnung vor: Das Reißverschlussverfahren gilt dann, wenn eine Fahrspur endet oder wegen eines Hindernisses nicht mehr befahrbar ist. Dann lassen sich die Fahrer unmittelbar vor der Engstelle gegenseitig einfädeln. Werner Friedhoff weiß, dass in Bad Oeynhausen das Fahrrad noch keine echte Alternative zum Auto ist. &bdquo;Es gibt keine Möglichkeit, es am Werre-Park oder im Umfeld sicher abzustellen - was auch für viele andere Bereiche der Stadt gilt.“ Auch Friedhoff hat beobachtet, dass nach Eröffnung der Nordumgehung, der Verkehr auf der Mindener Straße von jetzt auf gleich verschwunden war. Bis er nach und nach wieder da war. &bdquo;Wer das Warten von ein oder zwei Ampelphasen als Stau bezeichnet, stöhnt auf hohem Niveau.“ Als findig bezeichnet Christian Stahlhut die Stadt Bad Oeynhausen, weil sie den Rückbau der Ortsdurchfahrt durch den Bau des Radschnellweges finanziert und damit Fördermittel abgreift. Er vermisst aber einen Masterplan Verkehr für die Kurstadt: &bdquo;Derzeit wird an einzelnen Stückchen förmlich gebastelt, ohne das eine Gesamtidee ersichtlich wird.“ Es brauche mehr Platz für ÖPNV, Fußgänger und Radfahrer, dafür müssten Autos weichen. Aber: &bdquo;Ich glaube, es wird unterschätzt, wie viele innerstädtische Pendler auf der Mindener unterwegs sind.“ Werre-Park-Spur zu kurz Frank Kemper wohnt direkt in Rehme und hat durch seinen Job viele Städte gesehen. Umso unverständlicher sei für ihn die Verengung der Mindener, wie er schreibt. Seit 2021 sei es wieder &bdquo;wie früher“. Statt die Mindener zu entwickeln, solle die Stadtentwicklung eher die Priorität auf die Belebung der Innenstadt und die Problemimmobilien legen. &bdquo;Die Mindener ist erst Schritt sechs oder sieben.“ Wenn erst die Straße angegangen werde, bleibe eine große Lücke bis zur Innenstadt - vorbei am verfallenen Autohaus Fuhrken. Ferdinand Schwabe wohnt in Rehme und überquert die Mindener in der Regel mehrmals am Tag. &bdquo;Die Einfädelspur zum Werre-Park ist deutlich zu kurz, um den Verkehr in Stoßzeiten aufzunehmen“, hat er beobachtet. Das führe auch zum Rückstau. &bdquo;Für den Umstieg aufs Rad bin ich wenig optimistisch. Erstens kann ich nur wenig damit transportieren, zweitens spricht das Wetter in Ostwestfalen dagegen.“ Sieben von zwölf Monaten seien zu windig oder regnerisch, da sei Radfahren keine Freude. Er selber radele 2.000 Kilometer im Jahr: &bdquo;Für mich ist der Werreradweg der Radschnellweg.“ Für das Lebensgefühl aber werde der Umbau gut sein. Doch eine Frage stellt sich Schwabe: &bdquo;Wie teuer wird eigentlich der jährliche Unterhalt der neuen Trasse? Ist dafür Geld da? Wenn die Stadtverwaltung darlegen kann, dass die Kosten tragfähig sein werden und die Grundsteuer nicht verdoppelt werden muss, ist die Umgestaltung trotz allem zu befürworten.“

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