Radschnellweg in Bad Oeynhausen: Der Weg ist das Ziel

Die Verballhornung des Radschnellweges als Radschleichweg hat sich längst abgenutzt, doch sie trifft den Kern - und einen Nerv bei Bürgermeister Lars Bökenkröger (CDU). Nun hat die FDP bewiesen, dass die Verwendung militärischen Vokabulars in zivilen Zusammenhängen sich nicht wirklich bewährt, doch Bökenkrögers Brief an Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) ist ein Frontalangriff auf den Landesbetrieb Straßen NRW. Bökenkröger hatte beim Jahresempfang anno 2023 in der Wandelhalle erklärt: “Viele Menschen sehnen sich nach Entschleunigung. Das kann auch eine Chance für unser Kurbad sein.“ Doch man kann alles übertreiben und die total entschleunigte Tatenlosigkeit von Straßen NRW in Sachen Radschnellweg hat den Bürgermeister zumindest verbal beschleunigt. Der Grund dafür, warum Bad Oeynhausen vielleicht eines Tages über den kürzesten Radschnellweg des Planeten verfügen könnte, ist der Rückbau der Mindener Straße, den man in der Kurstadt bei der Planung der Nordumgehung schlicht vergessen hatte, um dann mit Erschrecken feststellen zu müssen, dass für den Rückbau von Bundesstraßen weit und breit kein Fördergeld abzugreifen ist. &bdquo;Verloren in der Planung“ müsste der Titel eines Dokumentarfilms über den RS 3 wohl lauten. Seit nunmehr 13 Jahren wird in der Kurstadt über den Radschnellweg debattiert. Alarmierend irritierend ist, dass der Bad Oeynhausener Bürgermeister nun den Verdacht hegt, dass dies eine vertane Zeit gewesen ist. Stadt koppelt ihre Entwicklungsperspektive an den Radschnellweg Als der damalige Landesverkehrsminister und heutige Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) am 28. Juli 2021 in der Kurstadt weilte, nahm er zwar nicht die geplante Trasse in Augenschein, unterzeichnete aber die Planungsvereinbarung gemeinsam mit Bürgermeister Lars Bökenkröger. Auf einen Fertigstellungstermin des Bad Oeynhausener Teilstücks wollte sich Wüst im Gegensatz zu Thomas Lüer nicht festlegen. Der Technische Beigeordnete hielt es für möglich, dass schon 2025 die ersten Räder über den Bad Oeynhausener Teil des Radschnellweges rollen könnten. Hendrik Wüst untermauerte sein Vertrauen in die stichhaltige Planung des RS 3 mit der Antwort auf die Frage nach dem Termin der Fertigstellung mit der Weisheit: &bdquo;Wenn er fertig ist.“ Man muss nicht Konfuzius studiert haben, um zu der Erkenntnis zu gelangen: Der Weg ist das Ziel! Lesen Sie auch: Bad Oeynhausener Bürgermeister hält Radschnellweg für gescheitert Für Herford, Löhne, Porta Westfalica und Minden mag das gelten – für Bad Oeynhausen nicht. Die Stadt hat die wesentliche Perspektive ihrer Entwicklung an den Radschnellweg gekoppelt – den Rückbau der Mindener Straße. Und deshalb ist nun Bökenkröger auf der Palme und schimpft wie ein Rohrspatz über Straßen NRW. Denn dort habe man offenbar nicht erkannt, welche Bedeutung das Teilstück für die Kurstadt hat. Nun ist es kein Geheimnis, dass der Landesbetrieb nicht der Lieblingsonkel der kommunalen Familie ist. In den Rathäusern gelten die Verhandlungen mit dem Landesbetrieb als zäh. Kreisverkehre, in ganz Europa ein Mittel, Kreuzungen zu entschärfen, sind den Straßenplanern aus NRW Teufelszeug. Dafür zählen sie gerne – am liebsten Kraftfahrzeuge. Die Zahlen dienen ihnen dann als Beleg dafür, dass nur ihre Sicht auf die Verkehrslage das übermotorisierte Bundesland noch retten kann. Radschnellweg ist ein Umweg für den Rückbau der Mindener Straße Doch die wechselseitige Antipathie ist es nicht, die Bökenkröger schäumen lässt, sondern die dokumentierte Gleichgültigkeit der Straßenplaner gegenüber den vitalen Interessen der Kurstadt. Was bringen den Bad Oeynhausenern Planungsvereinbarungen, wenn sich partout nicht erkennen lässt, dass diese Planungen jemals umgesetzt werden sollen. Man sollte meinen, dass die einstmals wichtigste Straße des Verkehrsfunks auch nach Fertigstellung der Nordumgehung bei Straßen NRW eine gewisse Priorität haben sollte, selbst wenn man für deren Entschärfung einen Mini-Radschnellweg bauen müsste. Denn auch die Gewaltigen der Verkehrsplanung wissen, dass sich Radschnellwege gut im Wahlkampf machen und der immer mächtiger werdenden Radfahrerlobby gefallen, aber in NRW kaum aus der Planungsphase herauskommen. Allerdings hegt man in Bad Oeynhausen seit mehr als einem Jahrzehnt die Hoffnung, dass der in der Kurstadt geplante Radschnellweg der Umweg sein könnte, um den Rückbau der Mindener Straße zu erreichen. Diesem eher unorthodoxen Plan haben weder das Land noch Straßen NRW je widersprochen, so dass man im Bad Oeynhausener Rathaus davon ausgehen konnte, ja musste, dass man diesen Wunsch der Kurstadt erfüllen würde. Liest man Bökenkrögers Brief an den Verkehrsminister, dann drängt sich der Eindruck auf: Diese Hoffnung hat der Bürgermeister fahren lassen.

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