„Berge versetzen“ für den Werre-Umbau in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Die formalen Hürden sind genommen. Am 8. Dezember 2023 hat der Kreis Minden-Lübbecke nach 15 Monaten Prüfung den Planfeststellungsbeschluss zum Umbau von Werre und Sielwehr erteilt. Am 14. Dezember erhielt die Stadt Bad Oeynhausen den Bescheid der Bezirksregierung, dass das Projekt &bdquo;Naturnahe Umgestaltung der unteren Werre“ vom Land mit 14 Millionen Euro gefördert wird. Damit ist der Weg frei, mit den Arbeiten zu beginnen. Und das soll auch ab Sommer geschehen. Allerdings etwas anders als ursprünglich geplant, wie Eckhard Nolting, Biologe und Projektleiter bei der Stadt Bad Oeynhausen, am Mittwochabend dem Umweltausschuss erklärte. Die Gesamtkosten liegen bei 17,6 Millionen Euro Es geht um den zweiten von drei Bauabschnitten, mit denen die Werre auf insgesamt fünf Kilometern Länge von der Einmündung des Kaarbachs im Osten bis zur Albert-Schweitzer-Straße in Löhne als westlichem Endpunkt naturnah umgestaltet werden soll. Bauabschnitt 1 wurde vorgezogen, der Umbau des Flussbettes vom Kaarbach bis etwa 200 Meter unterhalb des Sielwehres wurde bereits 2022 und 2023 umgesetzt. Für den zweiten Bauabschnitt, der sich an den ersten Abschnitt in Richtung Westen anschließt und bis zum &bdquo;Werreknie“ knapp hinter der Stadtgrenze zu Löhne erstreckt, hat Nolting &bdquo;zuwendungsfähige Gesamtkosten“ in Höhe von 17,6 Millionen Euro ermittelt. Auf das Stadtgebiet Bad Oeynhausen entfällt davon der Löwenanteil in Höhe von 13,1 Millionen Euro. Entsprechend bekommt Bad Oeynhausen mit 10,5 Millionen Euro auch den Hauptteil der Fördermittel. Insgesamt werde das Projekt mit 80 Prozent gefördert, so Nolting. Er sei aber zuversichtlich, dass die Kosten noch deutlich gesenkt werden könnten, sagte der Projektleiter. Sein Optimismus leitet sich aus den Bodenuntersuchungen ab. Insgesamt müssen 170.000 Kubikmeter Erde bewegt werden. Davon sollen 40.000 Kubikmeter vor Ort wieder eingebaut werden, 130.000 Kubikmeter werden entnommen und abgefahren. Das entspricht etwa 6.500 großen Lastwagenladungen. Die Werre umzubauen bedeutet also quasi, einen kleinen Berg zu versetzen. &bdquo;Das wird sich auch für die Landwirte lohnen“ Die Untersuchungen des Untergrunds haben ergeben, dass 90 Prozent des Bodens unbelastet sind und auf landwirtschaftlichen Flächen verwertet werden könnten. Es gebe bereits Anfragen von Bauern, die Interesse an einer solchen Verwertung hätten. &bdquo;Der überwiegend sandige Boden von der Werre kann zur Auflockerung schwerer Lehmböden eingesetzt werden“, so Nolting. In Bad Oeynhausen und Löhne habe man bereits rund 300 Hektar besonders geeigneter Flächen ausgemacht. Am 25. April solle es dazu eine Informationsveranstaltung für die Landwirte geben, kündigte Nolting an. Der Werre-Boden solle 15 bis 20 Zentimeter stark auf die Ackerflächen aufgebracht werden. &bdquo;Für unsere Bodenmenge brauchten wir 50 bis 70 Hektar“, so der Biologe. Das werde sich für die Landwirte lohnen, verspricht Nolting. Aber auch für die Stadt. Denn die Verwendung in der Landwirtschaft wäre deutlich günstiger als die Entsorgung des Bodens auf einer Deponie. Nolting sieht hier ein mögliches Einsparpotenzial von bis zu 1,5 bis 2 Millionen Euro. Mit dem Abbau des Sielwehres soll der Werrepegel um 80 Zentimeter gesenkt werden. Dadurch, so hoffen die Planer, soll Bewegung in den oberhalb des Wehres oft stehenden Fluss kommen. Gleichzeitig soll das Flussbett an vielen Stellen aufgeweitet werden. Die Werre soll so Platz bekommen, sich bei Hochwasser breit zu machen. &bdquo;Wir werden durch den Umbau 430.000 Kubikmeter Retentionsraum schaffen“ erklärte Nolting. Das sind Flächen, die die Werre bei Hochwasser füllen kann, ohne Schaden anzurichten. Zu nass: Die Fällarbeiten wurden verschoben Doch bis die Lastwagen rollen, wird es noch ein Weilchen dauern. Denn das Projekt startet anders als gedacht. Vorgesehen war, dass in diesem Winter, bis Ende Februar, die Bäume, die dem Flussumbau vor allem südwestlich der Werre im Wege stehen, gefällt werden. Das aber wurde verschoben. &bdquo;Der Bereich ist durch den Regen und die Überschwemmungen so vernässt, dass dort große Maschinen nicht arbeiten könnten“, erklärte Nolting dem Ausschuss. Nun müssten die Fällarbeiten eigentlich bis zur nächsten Vegetationsruhe ab Oktober ruhen, so verlangt es das Naturschutzrecht. &bdquo;Es ist aber denkbar, dass wir mit den Gehölzarbeiten im August beginnen“, stellte Nolting in Aussicht. Möglich werde das durch die ökologische Fachbegleitung des Projektes. Wenn sich also Fachleute versichert hätten, dass in einem Baum keine Vögel brüten oder Fledermäuse nisten, dann könnte der auch vor dem Ende der &bdquo;Schonzeit“ gefällt werden. &bdquo;Ziel ist, diesen Bauabschnitt Ende 2026 abzuschließen“ Im Juni oder Juli sollen die Gewässerarbeiten starten. Und zwar am Kokturkanal, genauer am Turbinenhaus, das an der Einmündung des Fußgänger- und Radfahrertunnels unter der Kanalstraße hindurch Richtung Sültebusch steht. Hier werde eine Art &bdquo;Bypass“ gebaut, erläuterte der Projektleiter dem Umweltausschuss. Der soll in besonderen Hochwassersituationen für einen besseren Abfluss durch den Kanal sorgen. Denn bislang kann das Wasser nur durch den Auslass des Turbinenhauses ablaufen. Für besondere Hochwassersituationen soll nun ein Betonkanal, drei Meter breit, 1,50 Meter hoch und gut 20 Meter lang, für stärkeren Abfluss sorgen. Voraussichtlich im nächsten Winter sollten dann die Arbeiten am Flussbett starten. Die sollen am westlichen Ende, dem Werreknie, beginnen, und sich von dort nach Bad Oeynhausen vorarbeiten. Entsprechend soll auch erst am Ende dieser Phase das Sielwehr samt alter Sielbrücke abgerissen werden. Als Ersatz für das Wehr wird eine raue Gleite, ein aufgeschüttetes Bett mit Kies und Findlingen, angelegt, das am 1. Bauabschnitt endet. Beim Flussumbau seien auch die Laichzeiten und Laichgründe seltener Fischarten zu beachten, die in der Werre leben. Doch weder dadurch noch durch die Änderung im Ablauf zum Baubeginn soll sich das Projekt verzögern. &bdquo;Unser Ziel ist nach wie vor, diesen Bauabschnitt Ende 2026 abzuschließen“, sagte Nolting. Noch offen ist, wann dann der dritte Bauabschnitt startet, der sich allein im Gebiet der Stadt Löhne abspielen wird.

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