Pläne für Gemeindehaus-Neubau am Kurpark in Bad Oeynhausen stoßen auf Ablehnung

Bad Oeynhausen. Die Emmaus-Kirchengemeinde in Bad Oeynhausen stellte am Donnerstagabend dem Ausschuss für Stadtentwicklung (ASE) ihr Gebäudekonzept vor. Der im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung präsentierte Plan sieht vor, mehrere Gemeindehäuser und zwei Kirchen - Wichern und Rehme-Oberbecksen - aufzugeben. Im Gegenzug möchte die erst Anfang des Jahres durch Fusion gebildete Großgemeinde ein neues Gemeindezentrum bauen. Und zwar auf der Wiese mit direktem Anschluss an die Auferstehungskirche unmittelbar am Rande des Kurparks. Dieser letzte Punkt aber stieß nach Informationen der NW offenbar auf massiven Widerstand bei den Ausschussmitgliedern. Zum 1. Januar 2023 schlossen sich die vier Gemeinden Altstadt, Lohe, Rehme und Wichern zur neuen evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde Bad Oeynhausen zusammen. Die Gemeinde sehe sich einem typischen Problem vieler Kirchengemeinden gegenüber, schreibt Kevin Potter, für die Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Vlotho zuständig, in einer Mitteilung, die nach der Ausschusssitzung verbreitet wurde. &bdquo;Sinkende Gemeindegliederzahlen, aber steigende Fixkosten für Gebäude, die immer weniger genutzt werden“, so skizziert Potter die Lage. In dieser Situation schlage die Gemeindeleitung &bdquo;eine mutige Lösung“ vor: Zwei Kirchen sollen entwidmet, mehrere Gemeindehäuser neuen Zwecken zugeführt werden. Im Gegenzug plant die Gemeinde &bdquo;einen spektakulären Wurf mit einem neuen Gemeindezentrum für ganz Bad Oeynhausen südlich der Werre“. &bdquo;Zu viel Holz, Stahl und Stein für zu wenige Menschen“ &bdquo;Wir wollen etwas Neues schaffen“, sagt Ralf Schröder vom Bevollmächtigtenausschuss der Emmaus-Kirchengemeinde, dem Interims-Presbyterium der neuen Groß-Gemeinde. Zusammen mit dessen Vorsitzender Ulrike Weißflog stellte er die Pläne der Gemeinde dem Stadtentwicklungsausschuss vor. Schon die Vorgängergemeinden hätten sich mit der Gebäudefrage beschäftigt und eine Gebäudestrukturanalyse in Auftrag gegeben, so Potter. Der Befund des Ist-Zustrandes sei eindeutig: &bdquo;Viel zu viel Holz, Stahl und Stein für viel zu wenige Menschen“, so formuliert es die Gemeindeleitung. Schon jetzt unterhalte die Gemeinde mehr als doppelt so viel Fläche, wie sie für Gottesdienste und Gemeindeaktivitäten benötige. Noch dramatischer falle die Rechnung aus, wenn sie in die nahe Zukunft fortgeschrieben werde: &bdquo;Im Jahr 2030 werden die Gemeindegliederzahlen erstmals unter 10.000 fallen und nur noch drei Pfarrstellen bleiben der Gemeinde“, schreibt Potter. Aktuell gehören noch 11.261 Gläubige zur Emmaus-Gemeinde, so berichtet er auf Nachfrage der NW. &bdquo;Ein Weiter so kann es nicht geben“ Das bedeute: Rechnerisch seien fast 1.000 Quadratmeter an Kirchen- und Gemeinderäumen zu viel vorhanden. &bdquo;Ein Weiter so kann es nicht geben“, schließt Ralf Schröder daraus. Das Konzept, das die Gemeindeleitung daraus abgeleitet hat, bedeute &bdquo;merkbare Einschnitte im Gemeindeleben in allen Bezirken der Emmaus-Kirchengemeinde“. Kernstück des Konzeptes ist - neben den zahlreichen Immobilien, von denen sich die Gemeinde trennen will - der Bau eines neuen Gemeindezentrums mitten in der Stadt. Genauer: auf der Wiese südlich der Auferstehungskirche. Wie groß der Bau genau werden sollte und was er kosten würde - das sei alles noch offen, sagte Kevin Potter der NW. Nur eines sei klar: Der Neubau solle einen direkten Anschluss an die Kirche haben. Allerdings hat dieser Plan der Kirche mehrere Haken. Zum einen bestehe in diesem Bereich derzeit kein Baurecht für ein solches Vorhaben, bestätigte Volker Müller-Ulrich, Pressesprecher der Stadt, auf Anfrage der NW. Das aber ließe sich durch Änderungen im Flächennutzungsplan und durch einen neuen Bebauungsplan ändern. Zum anderen gehört das Grundstück der Stadt. Die müsste also an die Kirchengemeinde verkaufen oder verpachten. &bdquo;Das passt da nicht hin“ Und deshalb müsste auch der Stadtrat dem Vorhaben zustimmen. Das aber ist nach der Sitzung des ASE nicht zu erwarten. Es habe &bdquo;richtig Feuer“ für die Vertreter der Emmaus-Gemeinde im ASE gegeben, so berichten Ausschussmitglieder aus der nicht-öffentlichen Sitzung. Er habe Zweifel, dass dieser Teil des Emmaus-Konzeptes zum Tragen komme, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Olaf Winkelmann der NW. Deutlicher wurde Kurt Nagel, Vorsitzender des ASE und der CDU-Fraktion: &bdquo;Dass die Emmaus-Gemeinde den Wunsch hat, ein Gemeindehaus direkt an der Auferstehungskirche zu bauen, kann ich noch nachvollziehen. Aber das ist in der Umsetzung außerordentlich problematisch“, so Nagel. Eindeutig positioniert sich der Bürgermeister: &bdquo;Wir wollen diese Grünfläche direkt am Kurpark nicht versiegeln“, sagte Lars Bökenkröger (CDU) der NW. &bdquo;Das passt da nicht hin“, lautet sein Urteil über das Gemeindezentrum. Wie von Ausschussmitgliedern zu erfahren war, soll die Ablehnung der Baupläne quer durch alle Fraktionen gegangen sein. Kevin Potter betont indes, dass dies erstmal nur Überlegungen und noch keine festgefügten Pläne seien. &bdquo;Die Bestandsanalyse der Gebäude aber hat ergeben, dass der Neubau eines zentralen Gemeindehauses wohl die wirtschaftlichste Lösung wäre“, so Potter. Das übrige Konzept sieht vor, die drei denkmalgeschützten Kirchen der Gemeinde, die Laurentiuskirche in Rehme - Ursprungskirche der ganzen Region - , die Loher Martin-Luther-Kirche und die Auferstehungskirche am Kurpark als Gotteshäuser zu erhalten. Entwidmet werden sollen dagegen die Kirchen in Babbenhausen-Oberbecksen und Wichern. Was dann mit den Gebäuden geschehen soll, ob sie etwa abgerissen oder anderweitig genutzt werden könnte, das sei alles ebenfalls noch offen, sagte Potter. Auch Wichernhaus und Bonhoeffer-Haus sollen aufgegeben werden Auch die Gemeindehäuser der vier bis Ende vergangenen Jahres noch eigenständigen Kirchengemeinden will die Emmaus-Gemeinde nicht weiter nutzen. Der Katharinensaal im Parterre des Kindergartens Zwergenhaus in Rehme könnte für die U3-Arbeit genutzt werden. Das restliche Areal um den Martin-Luther-Hof eigne sich ideal für Wohnraum im beliebten Viertel, so die Überlegung der Gemeindeführung. Auch auf der Lohe könne das Gemeindehaus &bdquo;behutsam umgestaltet und umgenutzt“ werden. In Babbenhausen-Oberbecksen soll auch das Gemeindehaus aufgegeben werden. Allein das alte Pfarrhaus könnte neue Aufgaben finden, während das restliche Areal neben dem Kindergarten Sterntaler attraktiv für Wohnbebauung und über die vorhandenen Zufahrtswege gut angebunden wäre, so die Gemeinde. Zwischen Wichernstraße und Schulstraße hält die Gemeinde die Heilig-Geist-Kirche von 1963 mit dem angrenzenden Wichernhaus auf einem halben Hektar Land im Zentrum eines dynamischen und wachsenden Viertels der Stadt. Die Gebäude seien aber wegen ihrer Größe - das Wichernhaus hat 562 Quadratmeter Nutzfläche - und ihres kostenintensiven Unterhalts eine Belastung für die Gemeinde, erläutert Ulrike Weißflog. Neuer Wohnraum oder eine Mischbebauung mit gemeinnützigen Einrichtungen könnten hier &bdquo;ein Motor der Stadtentwicklung im Albert-Rusch-Viertel werden“. Auch für das Dietrich-Bonhoeffer-Haus an der Bismarckstraße, mit 541 Quadratmetern Nutzfläche das zweitgrößte, aber auch im Unterhalt kostenintensivste Gemeindegebäude, sieht die Emmaus-Leitung keine Zukunft. Es soll ebenfalls aufgegeben werden. Durch seine zentrale Lage sei es ein Filetstück im Gebäudeportfolio der Gemeinde. Die für den Unterhalt der Altgebäude eingesparten Mitteln und die Erlöse aus Verkauf oder Verpachtung der nicht mehr benötigten Immobilien könnten in den Bau eines neuen Familienzentrums fließen, so hofft die Gemeinde. Kevin Potter stellt in Aussicht, dass das Immobilienkonzept nun in den Gremien der Gemeinde und der Stadt weiter diskutiert werden sollen. Dann aber auch öffentlich, so Potter.

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